TTB 176 - Laumer, Keith - Diplomat der Grenzwelten
Fingernägeln über eine Schiefertafel gekratzt. Harrumph zitterte am ganzen Körper.
»Meine Gehörnerven bekommen Knoten«, keuchte er. »Wie kannsst du dass nur sso gleichmütig ertragen, Bully?«
»Der Ruf der Menschheit steht auf dem Spiel«, erwiderte Retief. »Es wäre unmöglich, meine augenblicklichen Gefühle offen zu zeigen.«
»Natürlich nicht – und deine Entschlossenheit sstärkt auch mich.« Harrumph setzte sich aufrechter hin, und nur sein Blick verriet, daß er Schmerzen litt.
»Einess Tagess werde ich ess diessem verräterischen Hikop zeigen«, zischte er. »Ess genügt ihm nicht, mich in sseine Fesstung zu locken – durch Vorsspiegelung falscher Tatssachen, wohlgemerkt – nein, er raubt mir, dem zweiten Mann der Flotte von Haterak, die letzte Würde. Aber er ssoll wüten. Ich werde ess überleben und mich einess Tagess furchtbar rächen.«
Abrupt rief der Admiral einen Befehl, und das Grammophon wurde ausgeschaltet.
»Moralischer Ssieg, Bully«, freute sich Harrumph. »Aber ssei gewappnet. Dass nächsste wird schlimmer.«
Die Techniker rollten eine Art Xylophon heran.
»Nein, nicht dass!« wimmerte Harrumph. »Die Prozedur der einundvierzig Gesstänke! Eine Qual für die Nasse. Dass darf er nicht! Dass darf er einem alten Freund nicht antun, noch dazu, wo ich Kikissteine mit ihm getauscht habe.«
»Er hat eben den Sinn für das rechte Maß verloren«, meinte Retief. »Aber gönnen wir ihm nicht den Triumph, uns mutlos zu sehen.«
»Wenn ein armsseliger Terry ess ausshält, werde ich ess auch schaffen«, sagte der Haterakan und streckte sich. Die Helfer des Admirals klebten sich eifrig Plastikstückchen über die querstehenden Nasenlöcher, um sich vor den peinigenden Düften zu schützen. Dann nahm einer von ihnen einen blaßblauen Zylinder von dem Gestell und drückte kräftig auf die Tube. Ein schwerer blauer Dampf strömte auf die Gefangenen zu. Retief schnüffelte. Es roch nach feuchter Wolle.
»Gornch-Eidechssen-Geruch«, keuchte Harrumph. »Pfui!«
Aus der nächsten Tube strömte ein giftgrünes Gemisch, das stark nach Knoblauchsalami roch.
»Ach ja, richtig«, sagte Retief. »Wir hatten noch kein Mittagessen.«
»Diesser Mut«, krächzte Harrumph. »Beim Geruch der Gluglu-Pflanze zu scherzen!«
In rascher Reihenfolge schraubten die Techniker rote, rosa, violette und orange Tuben auf und beschworen den Gestank von überhitzten Reifen, angebranntem Toastbrot, Schweinefutter und altem Gorgonzola herauf.
»Hoffentlich kommt nicht noch Büromief hinzu«, sagte Retief.
Der Admiral und seine Helfer unterhielten sich leise, während die Ventilatoren die letzten Reste der Gerüche entfernten. Dann nahmen sich die Helfer eine riesige gelbe Tube vor, schraubten sie vorsichtig auf und sprangen zurück. Ockerdampf schoß heraus und Retief direkt ins Gesicht. Er hatte das Gefühl, in eine staubige alte Scheune geraten zu sein. Harrumph stieß einen verzweifelten Schrei aus und zerrte an seinen Ketten. Der Admiral lachte rauh.
»Einess Tagess bezahlt mir dass diesser Schuft«, keuchte Retiefs Leidensgefährte. »Die Zukunft hat, wass Gerüche anbelangt, keine Schrecken mehr für mich.«
»Das war der echte Geruch der Heiligkeit«, kommentierte Retief »Damit hat er wohl sein stärkstes Geschoß abgefahren.«
»Ja, dass Schlimmsste isst vorbei«, sagte Harrumph schwach.
»Sieht so aus, als würde er jetzt die Angriffstaktik ändern.« Retief beobachtete die beiden Männer, die jetzt eine Staffelei aufbauten. Einer hob ein zugedecktes Viereck darauf, wandte die Blicke ab und riß die Abdeckung herunter. Sie sahen eine grelle Komposition aus rosa und gelben Rauten.
»Dass hätte ich mir denken können«, meinte Harrumph mit peinerfüllter Stimme. »Jetzt kommt die Prüfung der Furchtbaren Farben. In diessem Augenblick beneide ich dich um deine herunterklappbaren Augendeckel, Bully. Doch auf meine ungeschützten Okulare prallen diesse Scheußlichkeiten mit ungedämpfter Härte.«
»Wir stecken gemeinsam in dieser Klemme«, sagte Retief. »Ich werde die terranische Ausdauer beweisen, indem ich geöffneten Auges furchtlos diese Bilder betrachte.«
»Edle Worte, Bully – aber ich warne dich. Admiral Hikop kann gnadenloss ssein, wenn er in Wut gerät.« Er zitterte, als das erste Bild einer Struktur in säuerlichem Grün und dunklem Orange Platz machte.
»Diesse vulgäre Verknüpfung aus Chartreuse, Mandarine, Gorfal und Tizrall kann nur einem wahnssinnigen Gehirn entspringen!«
Weitere Kostenlose Bücher