TTB 176 - Laumer, Keith - Diplomat der Grenzwelten
befinden. Ein kräftiger Schlag, und wir sind erledigt. Wir müßten ihnen sozusagen mit Heugabeln und Dreschflegeln entgegentreten.«
»Wenn ein Spion bei uns ist, weiß er das auch.« Cecil sah den Tisch entlang.
»Was heißt da wenn?« fauchte Lou. »Wir wissen, daß ein Spion unter uns ist.« Er deutete mit dem Daumen auf Harrumph. »Selbst der Hatrack gibt das zu.«
Seans Züge wurden hart. »Ich denke nicht gern daran, daß mitten unter uns ein Überläufer sitzt«, knurrte er. »Aber wenn ich ihn erwische, bleibt nicht mehr soviel von ihm übrig, daß man ihn hängen kann.«
»Solange er den Planeten nicht verläßt, kann er kein Unheil anrichten«, beruhigte ihn Tolliver. »Ich schlage vor, wir schieben die Spionenjagd auf und überlegen erst einmal, welche Schritte wir nun unternehmen.«
»Es steht schlecht«, sagte Sean. »Und es wird noch schlimmer kommen. Irgendwie muß ich die übrigen Terrywelten verständigen. Und die einzige Möglichkeit …« Er unterbrach sich und sah von Lou zu Tolliver und dann zu Retief.
»Ja.« Tolliver nickte ernst. »Jemand muß fliegen.«
Lou rümpfte die Nase. »Was siehst du mich an? Ich bin schon einmal durch die Hatracklinien gekommen, und das reicht mir.«
Cecil schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie wir einen Mann durch die ganze Hatrack-Armee schleusen sollen – und durch das CDT-Überwachungsnetz, Sean.«
»Hikopss Linien lassen ssich vielleicht überwinden«, meinte Harrumph. »Wenn ich ein paar Sstunden an einem normalen Kommunikator arbeiten kann, gelingt ess mir ssicher, den Kode sso einzusstellen, daß er auf dass Ssondierschema ansspricht. Damit isst ein einzelnes Boot für automatische Detektoren unssichtbar.«
»Na? Was habe ich gesagt?« strahlte Sean. »Rumpy ist okay. Wir schaffen es noch. Und jetzt …« Er rieb sich mit der Hand über das Kinn. »Wir können das Postschiff nehmen. Es hat keine Panzerung, aber es ist schnell und klein.« Er warf Lou einen Blick zu. »Du kommst nicht in Frage. Das hier ist kein Job für Leute mit angeknacksten Nerven …«
»Was heißt hier angeknackst …?«
»Und du Cecil – du kannst mit deinen Fäusten besser umgehen als mit einem Blockadebrecher.«
»Aber ess isst doch klar, wer geht«, unterbrach Harrumph. »Unsser unbessiegbarer Bully Wesst! Er hat schon einmal einen Diplomaten gespielt – zwar ohne Erfolg, aber das war nicht sseine Schuld.«
Lou wollte etwas sagen, aber Sean winkte ab. »Von dir möchte ich kein Wort mehr hören, Lou.«
»Du bist verrückt.« Lou stieß seinen Stuhl zurück und stand auf. »Ihr seid alle verrückt.« Er drehte sich um und verließ den Raum.
Sean schüttelte den Kopf. »Lou ist ein komischer Kauz«, meinte er fast entschuldigend. »Seit die Hatracks vor ein paar Wochen Rawhide überfielen und einen Krater von hundert Metern Durchmesser in seinen Obstgarten setzten, ist mit ihm nichts mehr anzufangen.« Er sah Tolliver an. »Zufällig brauche ich Bully aber als meinen taktischen Berater hier. Ich dachte bei dem Flug an dich, Lash. Du bist ein Mann von Welt. Du wirst mit diesen Kerlen schon fertig.«
»Diese Politiker sind zwar nicht meine Handschuhnummer«, meinte Tolliver gleichgültig, »aber wenn du meinst, Sean …«
»Dann ist alles erledigt.« Sean schlug mit der Hand auf den Tisch. »So, Jungs, das wäre es. Harrumph, du veränderst den Kommunikator. Lash, du brichst am frühen Morgen auf – sobald du dich etwas ausgeruht hast.« Er winkte Retief zu sich, als die anderen gegangen waren.
»Irgendwie würde ich lieber dich schicken, Bully«, sagte er leise. »Ich habe das Gefühl, du wärst der richtige Mann für diese Aufgabe. Aber ich brauche dich hier dringender. Lash ist ein netter Kerl, aber für meinen Stellvertreter hat er zuwenig Schwung.« Er sah düster drein. »Wenn er nicht durchkommt, geht die Legion unter, bevor sie ihre Stärke zeigen kann.«
»Ich glaube, Mister Tolliver hat seine verborgenen Qualitäten«, sagte Retief. »Keine Angst, Sean. Irgendwie kommt die Botschaft schon durch – so oder so.«
*
Der Raum, den man Retief zugewiesen hatte, war eine Mansarde mit niedriger Decke gleich unter dem Dach des verschachtelten alten Hauses. Die Einrichtung bestand aus einer Pritsche, einem Stuhl und einem Kleiderhaken an der Tür. Nachdem sein Führer sich zurückgezogen hatte, ging Retief an das kleine Fenster und überprüfte den Riegel. Er ließ sich leicht öffnen. Retief sah hinunter in den Hof mit
Weitere Kostenlose Bücher