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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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... Warum?«
    »Ich habe ein Pärchen kennengelernt.«
    Na super, jetzt, da du ein Pärchen gefunden hast, lass dich doch von denen ficken.
    »Hör zu, ich darf heute nicht so spät heimkommen.«
    »Wann musst du zu Hause sein?«
    »Halb eins ... spätestens um eins.«
    »Um 12 wirst du zu Hause sein.«
    Nicht mal, wenn du mir ’ne Knarre in den Mund steckst, würde ich heute Abend mit dir weggehen.
    »Ok.«
    »Ich klingele dich an, und du kommst runter.«
    »Ok.«
    Ich bin ein Genie.
    »Eine Sache noch.«
    »?«
    »Ich hab’ ihnen deine Nummer gegeben ... sie rufen dich bald an.«
    Scheiße.
    – Marco hat den Chat verlassen –
    Stella schluckt einen bitteren Speichelklumpen herunter, verflucht den Tag, an dem sie Marco kennengelernt hat, und die unbändige Lust, ihn zu sehen. Sie erhebt sich aus dem Sessel des Computerzimmers und stiehlt sich in ihr Zimmer, geht durch die Glastür der Küche, wo ihre Eltern aufgeregt diskutieren, ohne dass man sie hört. Vor dem Schrankspiegel öffnet sie ihr Haar, lässt es nach vorne fallen, dann nach hinten. Sie zieht sich nackt aus, lächelt ihrem Spiegelbild zu. Dann sucht sie das kürzeste Kleid, das sie hat, zieht es an, rollt sich die schwarzen halterlosen Strumpfhosen bis zu den Schenkeln hoch, schminkt sich die Augen mit einem schwarzen Stift, malt sich die Lippen rot an und schlüpft in ihre Sommerschuhe, die mit den hohen Absätzen.
    Ihr Handy vibriert und spielt die Melodie von People are strange.
    Scheiße. Sie sind es.
    »Hallo!«
    »Bist du Stella?«
    »Ja.«
    »Ich bin Anna.«
    »Hi.«
    »Also? Treffen wir uns?«
    »Klar.«
    »Ich lasse dich jetzt mit meinem Mann reden, weißt du, ich bin etwas verlegen.«
    »Ok.«
    »Hallo Stella, hier ist Vito. Wir haben mit Marco gesprochen ...«
    »Ja.«
    »Entschuldige, ich hab’ nach deiner Nummer gefragt, weil ich sicher sein wollte, dass auch wirklich eine Frau dabei ist, du weißt ja, wie es ist ... man weiß nie, was für Leute man erwischt. Ein paar lassen sich sogar bezahlen.«
    »Es war richtig anzurufen.«
    »Na dann. Beim Stadion?«
    »Beim Stadion. Bis gleich.«
    »Küsse.«
    Stella verharrt gut fünf Minuten, das Handy in der Hand, mit einem völlig verdatterten Gesichtsausdruck vor dem Spiegel.
    Beim Stadion? Da, wo die Swinger sich treffen? Na wunderbar.
    Würde Marco in diesem Moment vor ihr stehen, würde sie ihn als Boxsack verwenden. Das Display ihres Handys leuchtet erneut auf. Marco. Stella geht auf Zehenspitzen durch den Flur, drückt die Türklinke herunter.
    »Wo willst du so aufgetakelt hin?«, schreit ihre Mutter.
    »Nirgendwohin, ich bleibe gleich vor dem Haus.«
    »Stella, du bist schon gestern Nacht so spät zurückgekommen, oder soll ich eher heute Morgen sagen? Du hast versprochen, dass du am Sonntag nicht ausgehst!«
    »Ich komme früh nach Hause.«
    »Dann hören wir doch mal, mit wem du diesmal verabredet bist?«
    »Mit Kommilitonen.«
    Sie schluckt noch mehr Speichel herunter und versucht, das Sodbrennen und den rasenden Pulsschlag zu ignorieren.
    »Triffst du dich mit einem Mann?«, fragt ihre Mutter, mit der Stimme einer Opernsängerin.
    »Nein.«
    Stella geht aus dem Haus, schlägt die Tür zu und läuft die Treppe hinunter. Marco klingelt schon wieder an.
    Sie geht um den Block. Ein weißer Ford Fiesta verfolgt sie, aber sie bemerkt es zuerst nicht, dann dreht sie sich ruckartig um und sieht ihn.
    »Steig ein«, sagt er.
    Stella öffnet die Autotür, steigt ins Auto, hat sich kaum hingesetzt, da ist Marco schon losgefahren. Sie hat sich immer gefragt, warum Marco die Sonnenbrille sogar im Dunkeln trägt. Vielleicht einfach, weil es cool ist.
    Schweigen. Anspannung. Blicke. Schweigen.
    Marco kaut einen Kaugummi. Stella zündet eine Zigarette an.
    »In was für Situationen du mich bringst«, sagt sie und bemüht sich zu lächeln.
    »Bleib locker. Wir trinken ein Bierchen wie mit zwei Freunden, und falls sie uns nicht gefallen, machen wir uns davon.«
    »War es wirklich nötig, ihnen meine Nummer zu geben?«
    »Also ... weißt du ... sonst hätten sie mir nicht getraut ...«
    Großartig.
    »Marco, hör mir gut zu, damit eines klar ist: Ich werde mit ihm nichts anfangen.«
    »Klar!«
    Marco legt eine Hand auf Stellas Schenkel, das Blau seiner Augen scheint durch die Ray-Ban. Sie beißt sich auf die Lippen.
    »Also«, sagt er, »ich hab’ ihnen gesagt, dass wir ein Paar sind.«
    Stella atmet den Geruch seiner Haut, einen Geruch nach Rasur und Deodorant, Schweiß und Minze.
    Einen Moment

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