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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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»schon gut. Heute Abend gibt’s ein Konzert bei der Technischen Hochschule. Wir können uns dort treffen, wenn du willst.«
    »Abgemacht, ok, alles klar, wir sehen uns dort. Ich muss los. Ciao.«
    Du gottverdammtes Scheißarschloch, hirnverbrannter Vollwichser.
    Stella ruft Tina an, sagt ihr, sie sei auf dem Weg zur Technischen Hochschule. Sie sagt ihr, sie werden zusammen feiern.

DIE WAHL
    Bei der Polytechnischen Hochschule angekommen, setzt sie sich auf die Treppe, die das Audimax mit dem Foyer verbindet, und stellt die Tüte mit dem Discounterwein neben sich ab. Diese Hochschule ist ein gewaltiger Klotz – sie muss jedes Mal wieder darüber staunen –, ganz anders als ihre, klobig, geometrisch, unübersichtlich. Der Campus ist so groß wie eine Stadt.
    Das gesamte Gelände ist in quadratischen Blocks angelegt, im Zentrum ein großer Platz, umgeben von quaderförmigen Säulenhallen für Veranstaltungen und Konzerte. Dort sitzt Stella, die neue Kamera in der Hand, die Einkaufstüte neben ihr. Auf der Bühne macht die Band noch gerade Soundcheck. Stella trinkt in kleinen Schlucken den klebrigen Wein, der nach Balsamicoessig und Weintrauben schmeckt. Sie streicht sich mit der Zunge über die Zähne, um den restlichen Weingeschmack und die Bitterkeit dieses Scheißtags zu beseitigen. Sie trinkt, hört die verzerrten Töne einer elektrischen Gitarre und die Stimme eines Idioten, die dauernd skandiert: »Check. Eins, zwei.« Sie macht ein paar blöde Fotos, um die Kamera auszuprobieren, findet aber keine guten Motive. Schließlich fischt sie das Handy aus ihrer Tasche, kontrolliert, ob jemand angerufen hat.
    Wenn er mich heute Abend nicht anruft, ist es endgültig aus.
    Sie schreibt Tina eine SMS: »Bin auf dem Campus. Wo seid ihr?«
    Inzwischen steigt die nächste Band zum Soundcheck auf die Bühne. Der Sänger ist ein Typ mit Haaren, die wie tote Mäuse aussehen, und einer unerträglich quäkenden Stimme.
    Hat der heute einen Esel gefrühstückt?
    »Wir sind gleich da«, antwortet Tina.
    Mittlerweile ist es dunkel geworden, das Bühnenlicht wirkt stärker,der Platz füllt sich allmählich. Der Soundcheck ist vorbei, das eigentliche Konzert läuft. Stella hat den Wein ausgetrunken, sitzt weiter auf der Treppe, eine Zigarette im Mund, den Blick ins Nichts. Jemand legt seine Hand auf ihre, sie schaut hinauf und sieht eine Ansammlung von Piercings mit einer abgetragenen Mütze obendrauf, dazu ein charakteristischer Gestank: Alkohol, Schweiß und Mozzarella.
    Auch das noch: Sabino, der Fixer.
    »Hallo, Schönheit«, lallt er, »wie geht’s, wie steht’s?«
    Stella starrt weiter vor sich hin, pustet eine Rauchwolke aus, wütend wie ein Stier. Sabino, der Fixer, setzt sich neben sie. Er lallt noch einige Worte, um ins Gespräch zu kommen, kriegt aber nur diese Antwort: »Hör zu, heute habe ich Geburtstag, ich habe keine Lust, mich mit dir zu unterhalten, klar?«
    Sabino fühlt sich nun aber verpflichtet, ihr zum Geburtstag zu gratulieren, und stürzt sich auf sie, um sie zu umarmen. Stella spürt seine verschwitzten, vergifteten, zerstochenen Arme auf ihrer Haut.
    Verdammt, ist das eklig.
    Sie löst sich von ihm und klopft ihm auf die Schulter.
    »Bist du böse auf mich, oder was?«, sagt er mit seiner Fixerstimme.
    »Hör zu, die zwei Lines, die du mir letztes Mal gegeben hast, waren echt beschissen.«
    »Wann denn? Sorry, ich erinnere mich nicht mehr.«
    »Ist schon lange her.«
    »Ach, Schwesterherz, entspann dich, heute habe ich nichts dabei, aber Ende des Monats steigt ’ne Riesenparty im Pinienwald in der Nähe von Castel di Travia. Wenn du kommst, kriegst du alles, was du dir wünschst. Umsonst. Abgemacht? Alles, was du willst, umsonst.«
    Stella schnipst die Zigarette durch die Luft, dreht sich zu ihm um, riecht erneut den Gestank von Alkohol und Mozzarella, spürt sofort einen Brechreiz. Dann denkt sie darüber nach.
    Mit Sabino, dem Fixer, feiern zu gehen, heißt echt Endstation.
    »Aha, alle Drogen einfach so, und was willst du dafür?«
    »Nichts.«
    Er glaubt doch nicht, dass ich darauf reinfalle.
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht mal, ob ich Ende des Monats noch in Italien bin.«
    Sie steht auf und geht, taucht in der Menge unter.
    »Ruf mich an, wenn du bei mir mitfahren willst«, ruft ihr die raue Stimme des Fixers hinterher.
    Stella sieht Donato, Tina und den Checker. Sie bleibt stehen.
    Was für ein dreckiges Miststück, die hat Donato mitgebracht.
    Er bemerkt Stella und dreht ihr sofort den

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