Tu dir weh
eines neuen Mädchens. Nach zwei Sekunden verschwindet er mit Tina.
Flavio versucht es noch einmal.
»Und was machst du so?«
»Ich studiere, lese viel ...«
»Wollen wir tanzen?«, fragt er erneut.
Was willst du?
Flavio schleppt Stella vorn zur Bühne. Sie bewegt sich fast gar nicht, während er andauernd versucht, sie zu begrapschen.
»Wo steckt Marco?«, fragt Stella, als ihr Flavio zum fünften Mal an den Arsch fasst.
»Ach, da kannst du lange warten.«
»Hör gut zu«, sagt sie genervt, »ich bin mit Marco verabredet, ichmuss mit ihm reden. Entweder sorgst du dafür, dass er sofort wieder erscheint, oder ich gehe nach Hause.«
Flavio richtet seine Krawatte. Er setzt ein falsches Lächeln auf, um ihre Beleidigung an sich abprallen zu lassen. Er holt das Handy hervor und versucht, Marco anzurufen. Stella hat die Arme vor der Brust verschränkt.
»Eh, wo bist du? Deine Freundin hier, sie meint, sie geht nach Hause, wenn du nicht zurückkommst ... Was? ... Sie kommt mit uns? Ok.«
Vergiss es, von wegen ich komme mit euch!
Flavio legt auf und fängt wieder an zu tanzen, wie eine dieser tanzenden Cola-Dosen, die man in den Neunzigern an der Tankstelle kaufen konnte. Stella zupft an seinem Jackett.
»Was hat er gesagt?«
»Weißt du, du bist ein heißes Mädchen«, sagt Flavio.
Ok, alles klar, du bist dicht und ein Volltrottel.
In der Ferne sieht sie Marco mit dem Mädchen von dem Stand, die jetzt, da sie genauer hinschaut, aussieht wie die vom Den-Kopf-voller-Wasser-Festival.
Was will die kleine Nonne?
Marco verabschiedet sich von dem Mädchen mit einer zärtlichen Berührung, küsst sie auf die Lippen, so sacht, wie wenn man etwas Wertvolles berührt. Dann kommt er auf Flavio und Stella zu.
Wer ist sie, dass sie sich so viel Liebe von diesem Arschloch verdient hat?
Stella hält ihn am T-Shirt fest, während sie versucht, den Wein wieder herunterzuschlucken, der ihr aufgestoßen ist.
»Wo warst du die ganze Zeit?«
»Ich hab’ ein paar Sachen geregelt ...«
»Du hast mich den ganzen Abend mit diesem Idioten hier allein gelassen.«
Der Idiot lächelt und sagt, dass »Idiot« wie ein Kompliment klingt, wenn es aus ihrem Mund kommt.
»Also nun, gehen wir?«, sagt Marco.
»Weißt du, ich gehe nach Hause.«
Ausgerechnet als sie sich umdreht, um zu gehen, sieht sie Donato, den Freak und den Checker, die auf Marco und Flavio zukommen.
Die Sache läuft langsam aus dem Ruder.
Sie wird an der Schulter festgehalten.
»Stella, du bist wirklich dämlich«, sagt Tina.
Was willst du denn jetzt?
Der Checker, der Freak und Tina auf einer Seite, Marco und Flavio auf der anderen. Stella fühlt sich umzingelt.
»Du hast gesagt, du wolltest mit uns deinen Geburtstag feiern«, sagt Tina.
Tja, aber jetzt will ich ihn doch lieber allein verbringen.
Marco und Tina wechseln feindselige Blicke.
»Du bist ja nur eifersüchtig«, sagt Stella, »weil du Marco abschleppen willst.«
»Wer sagt, dass ich das nicht schon getan habe?«, antwortet die andere und schaut Marco voller Verachtung an. Auch der Checker regt sich auf: »Stella, du benutzt die Menschen wie Marionetten.«
Marco und Flavio stehen wie versteinert da. Stella wirft Marco nervöse Blicke zu. Er gibt keine ermutigenden Signale von sich, steht reglos da, als würde er nicht verstehen, was gerade passiert.
Donato kommt auf Stella zu und flüstert ihr ins Ohr:
»Schatz, halt dich da raus, das ist nicht deine Angelegenheit, hier geht es ums Prinzip.«
Was hat er vor?
Stella erstarrt das Blut in den Adern, kalter Schweiß läuft ihr den Rücken hinunter. Der Freak geht zu dem Blonden und spuckt ihm ins Gesicht. Jetzt erwidert Marco Stellas Blick: Keine Anzeichen von Aufregung, nur Hass.
Er steht weiter unbeirrt da. Donato versucht, ihm ins Gesicht zu schlagen, aber Marco weicht aus, also wirft sich Donato mit dem ganzen Körper auf ihn und schreit: »Du Drecksack!«
Marco antwortet mit einem Fußtritt. Der Freak stürzt, steht wieder auf, zielt mit seinen Schlägen weiter auf Marcos Gesicht, der an der Nase getroffen wird und zu bluten beginnt. Flavio schaltet sich ein und schlägt dem Freak aufs Auge, was den Checker dazu bringt, sich ebenfalls einzumischen, um Donato beizustehen. Tina schreit und versucht aufgeregt, die Kampfhähne zu trennen. Stella bleibt reglos, die Luft ist ihr weggeblieben, sie hat keine Worte.
Ich fasse es nicht, sie prügeln sich bis aufs Blut in aller Öffentlichkeit. An meinem Geburtstag!
Rings um die Streitenden
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