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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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ein kleines Stück auf die Gabel, führt es zum Mund, und ein Gefühl von Übelkeit überkommt sie.
    Vielleicht hätte ich bei Lory bleiben und mit ihr feiern sollen.
    Sie isst ein ganzes Stück dieser Torte von der Konsistenz eines Kaugummis und steht auf. Ihre Eltern machen den Eindruck, als seien sie froh, dass die Farce endlich vorbei ist. Keiner der beiden hat etwas dagegen, dass sie sich in ihr Zimmer zurückzieht.
    Gut, ich schau mir mal an, wie das Spielzeug funktioniert, das ihr mir geschenkt habt. In der Zwischenzeit könnt ihr euch gerne zerfleischen.
    Das Handy vibriert. Es ist nicht Marco. Stella umklammert das Handy so fest, als wolle sie es zerdrücken.
    »Hallo?«, antwortet sie genervt.
    »Herzlichen Glückwunsch, Stella! Kommst du heute Abend zur Technischen Hochschule? Dann feiern wir alle zusammen.«
    Ihr seid mir scheißegal.
    »Ich weiß noch nicht ... ich denke, ich bin schon verabredet, trotzdem danke für die Glückwünsche.«
    »Was, willst du etwa ohne mich feiern?«
    »Tina, bitte, ich habe nichts zu feiern, und außerdem hab’ ich dir doch schon gesagt, dass ich verabredet bin. Sonst melde ich mich bei dir, ok?«
    Im Nebenzimmer ein Schrei, Glas zerschellt.
    »Hör zu, bist du etwa böse auf mich wegen ...«, fragt Tina.
    »Entschuldige, ich muss auflegen, ich rufe dich später zurück, ja?«
    Sie legt das Handy weg und stürzt ins Wohnzimmer, um zu sehen, was da vor sich geht.
    »Und wie nennst du das hier?«, brüllt ihre Mutter. »Ist diese Mail kein beschissener Liebesbrief?«
    Stella presst die Füße auf die kalten Fliesen, schneidet sich. Im Zimmer ihres Vaters liegen überall weiße Scherben, und der Rechner ist angeschaltet. Monica steht daneben mit blutunterlaufenenAugen und Tränen auf den Wangen. Nicola, reglos, die Arme seiner Frau entgegengestreckt im Versuch, sie zu beruhigen. Stella legt eine Hand auf den Türrahmen, ihr Vater dreht sich um, bemerkt sie und geht auf seine Frau los.
    »Musst du ausgerechnet an ihrem Geburtstag so ein Theater machen?«
    »Nein, Stella, du, ich, dein Vater ...«
    »Schon gut, ich hab’ verstanden: Papa hat ’ne andere. Schnapp dir auch einen und schlaf mit dem, dann seid ihr quitt«, sagt sie zu ihrer Mutter.
    Das Gesicht ihres Vaters läuft rot an. Er ist schweißüberströmt.
    »Siehst du, was du angestellt hast?«, sagt er zu seiner Frau.
    »Jeder Mann, der ein gewisses Alter erreicht hat, hat Lust, es mit einem jungen Mädchen zu machen«, sagt Stella betont gelangweilt.
    »Nein, das stimmt nicht«, erwidert Nicola empört.
    »Die Botschaft, die bei ihr ankommt, ist doch die: dass eine Frau ab einem bestimmten Alter zu nichts mehr zu gebrauchen ist. Wir müssen jung, schön, supergeschminkt und zugedröhnt sein. Das ist, was wir ihr beibringen«, antwortet Monica.
    »Das ist mir gegenüber ungerecht! Sag ihr, was wirklich los ist!«, sagt Nicola.
    Stella entfernt sich, schlüpft in die Schuhe und greift sich ihre neue Kamera.
    Ich hau ab aus diesem Irrenhaus.
    »Dein Vater ist verrückt nach einer Schlampe«, jammert Monica und zeigt auf den Bildschirm. »Ich wollte ihn verlassen, aber er leugnet alles, er sagt, sie seien nur Freunde. Stella, wenn du diese verdammten Briefe lesen würdest ...«
    Ich dachte, die zwei von der Jacht seien traurige, trostlose Fünfzigjährige, aber ihr beide seid noch schlimmer.
    »Es ist unfassbar«, sagt Nicola, die Zähne fletschend, »eine Frau, die in deiner Post rumschnüffelt, deinen Mails, deinen SMS.«
    »Das ist doch völlig normal«, antwortet Monica, die angefangen hat zu weinen, »wenn eine Frau sieht, dass sich ihr Mann wie ein gestörter Fünfzehnjähriger verhält.«
    »Deine Mutter dreht durch, diese Frau da ist nur eine Freundin.«
    »Er hatte mir versprochen«, sagt Monica an Stella gewandt, »dass er, wenn wir weiter zusammenleben, mit ihr Schluss macht.«
    »Stella«, sagt Nicola, »rede du mit deiner Mutter! Sie ist verrückt!«
    Stella öffnet die Wohnungstür. »Ich komme morgen zurück – vielleicht. Tschüss!«, sagt sie und rennt die Treppe hinunter.
    Ich hab’ Lust, richtig Scheiße zu bauen.
    Sie schreibt Marco: Du, was machst du? Kommst du nach Bari?
    Er antwortet nicht.
    Was für ein Arschloch. Denkst du, dass das cool ist, wenn du dich so benimmst?
    Sie ruft ihn an. Das Telefon klingelt für ein paar Sekunden, dann antwortet eine Stimme wie aus dem Jenseits.
    »Hast du’s vergessen?«, fragt sie.
    »Was hab’ ich vergessen?«, lallt er.
    »Ok, ok«, sagt sie verärgert,

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