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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Hoffritz.«
    »Oh... Einen Augenblick bitte.« Sie schloß die Tür, und sie blieb länger als eine halbe Minute geschlossen. Dan wollte gerade wieder klingeln, als er hörte, daß die Sicherheitskette entfernt wurde. Sie ließ ihn ins Haus. In der Diele standen drei Gepäckstücke. Sie führte ihn ins Wohnzimmer, und er setzte sich in einen Sessel, während sie auf dem rostbraunen Sofa Platz nahm. Sie war eine bezaubernde, verführerische Frau, und doch stimmte irgend etwas nicht. Ihre feminine Ausstrahlung wirkte etwas gekünstelt und übertrieben. Sie war so perfekt frisiert und geschminkt, als sollte sie für einen Kosmetik-Werbefilm vor die Kamera treten. Sie trug ein bodenlanges, geschlitztes cremefarbenes Seidenkleid mit einem breiten Gürtel, der ihre üppigen Brüste, den flachen Bauch und die herrlich ausladenden Hüften betonte. Das Kleid war am Ausschnitt, an den Manschetten und am Saum überreichlich mit Rüschen verziert. Um ihren zarten Hals trug sie eines jener geflochtenen goldenen Hundehalsbänder, wie sie vor zehn Jahren modern gewesen waren; inzwischen sah man sie nur noch selten. Bei sadomasochistischen Paaren waren sie allerdings sehr gefragt, weil sie als Symbol sexueller Unterwürfigkeit galten. Und obwohl Dan die junge Frau soeben erst kennengelernt hatte, stand für ihn fest, daß auch sie dieses Halsband aus masochistischer Unterwürfigkeit trug, denn ihre Gefügigkeit war an vielem erkennbar: an ihren anmutigen und zugleich gehemmten Bewegungen, so als rechne sie jederzeit mit einer Ohrfeige oder einem kräftigen Hieb, so als warte sie förmlich darauf; und ebenso an ihrem gesenkten Kopf und am Vermeiden jeglichen Blickkontaktes.
    Sie saß schweigend da und wartete auf seine Fragen.
    Auch Dan schwieg zunächst und lauschte angestrengt auf irgendwelche Geräusche im Haus. Weil sie die Tür mit kurzer Verzögerung geöffnet hatte, vermutete er, daß sie nicht allein war. Sie hatte sich hastig mit jemandem beraten und die Erlaubnis erhalten, ihn einzulassen. Aber es war völlig still im Haus.
    Auf dem Kaffeetisch stand ein halbes Dutzend Fotos von Willy Hoff ritz. Es war jenes unauffällige Gesicht mit den weit auseinanderliegenden Augen, den dicken Bakken und der schweineartigen Nase, das er von dem Foto in Hoffritz' Führerschein kannte.
    Er sagte schließlich: »Sie wissen bestimmt, daß Ihr Mann tot ist.«
    »Sie meinen Willy? Ja.«
    »Ich möchte Ihnen einige Fragen stellen.«
    »Ich bin sicher, daß ich Ihnen nicht helfen kann«, erwiderte sie sanft.
    »Wann haben Sie Willy zuletzt gesehen?«
    »Vor über einem Jahr.«
    »Waren Sie geschieden?«
    »Nun...«
    »Lebten Sie getrennt?«
    »Ja, aber nicht... nicht in dem Sinn, wie Sie es meinen.«
    Er wünschte, sie würde ihn ansehen. »In welchem Sinn meinen Sie es denn?«
    Sie rutschte nervös auf dem Sofa hin und her. »Wir wa ren nie legal verheiratet.«
    »Nein? Aber Sie tragen seinen Namen.«
    Sie nickte, den Blick noch immer auf ihre im Schoß gefalteten Hände gerichtet. »Er wollte, daß ich meinen Namen ändere.«
    »Sie ließen Ihren Namen beim Standesamt in Hoffritz ändern? Wann, warum?«
    »Vor zwei Jahren. Weil... weil... Sie werden es nicht verstehen.«
    »Das kommt auf einen Versuch an.«
    Sie antwortete nicht sofort, und Dan sah sich während der Gesprächspause im Zimmer um. Auf dem Sims des weißen Ziegelkamins standen weitere acht Fotos von Willy Hoffritz. Obwohl es im Haus warm war, fröstelte Dan beim Anblick dieser sorgfältig arrangierten Bilder in teuren Silber-rahmen. Regine brach das Schweigen. »Ich wollte Willy zeigen, daß ich ihm gehöre, mit Leib und Seele.«
    »Und er hatte nichts dagegen, daß Sie seinen Namen annahmen? Hat er denn nicht befürchtet, daß Sie ihm gegenüber Unterhaltsansprüche geltend machen könnten?«
    »Nein, nein. So etwas hätte ich Willy niemals angetan. Er wußte, daß ich so etwas niemals tun würde. Oh nein! ausgeschlossen.«
    »Warum hat er Sie nicht geheiratet, wenn er wollte, daß Sie seinen Namen trugen?«
    »Er wollte nicht verheiratet sein«, sagte sie leise, mit unverkennbarer Enttäuschung und Trauer.
    Ihr Gesicht hatte sich verdüstert.
    Dan fragte bestürzt weiter: »Er wollte Sie nicht heiraten, aber Sie sollten seinen Namen tragen, zum Zeichen, daß Sie... daß Sie ihm gehörten?«
    »Ja.«
    »War es ein symbolischer Akt, ähnlich dem Gebrandmarktwerden?«
    »O ja«, flüsterte sie heiser und lächelte genußvoll in der Erinnerung an diesen seltsamen Unterwerfungsakt.

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