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Türkisches Gambit

Türkisches Gambit

Titel: Türkisches Gambit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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Plewna hat wertvolle Zeit gekostet und die Reputation unserer Armee beschädigt. Euer Majestät wollen gütigst einem alten Mann verzeihen, daß er an solch einem Tag wie ein Rabe krächzt.«
    »Schon gut, Michail Alexandrowitsch«, sagte der Imperator seufzend, »wir sind nicht auf einer Parade. Als ob ich das nicht verstehe.«
    »Vor Misinows Erläuterungen war ich sehr pessimistisch gestimmt. Hätten Sie mich vor einer Stunde gefragt: ›Sag,alter Fuchs, worauf können wir rechnen nach dem Sieg?‹, so hätte ich ehrlich geantwortet: ›Die Autonomie Bulgariens und ein Stückchen vom Kaukasus – das ist das Maximum an Ausbeute, ein kümmerlicher Gegenwert für Zehntausende Gefallene und verausgabte Millionen.‹«
    »Und jetzt?« Alexander beugte sich vor.
    Der Kanzler blickte ausdrucksvoll zu Warja und Fandorin.
    Misinow verstand den Blick und sagte: »Majestät, ich verstehe, worauf Michail Alexandrowitsch hinaus will. Ich bin zu der gleichen Schlußfolgerung gekommen, und ich habe den Titularrat Fandorin nicht zufällig mitgebracht. Frau Suworowa können wir wohl jetzt verabschieden.«
    Warja erglühte. Also vertraute man ihr hier nicht. Was für eine Demütigung, vor die Tür gesetzt zu werden, noch dazu im interessantesten Moment!
    »Ich bitte um V-vergebung für meine Dreistigkeit.« Fandorin hatte zum erstenmal während der Audienz den Mund aufgetan. »Aber das wäre unvernünftig.«
    »Was denn?« Der Imperator zog die rötlichen Brauen zusammen.
    »Man sollte einem Mitarbeiter nicht nur halb vertrauen, Euer M-majestät. Das bringt unnötige Kränkungen mit sich und schadet der Sache. Warwara Andrejewna weiß so viel, daß sie den R-rest mühelos erraten kann.«
    »Du hast recht«, räumte der Zar ein. »Reden Sie, Fürst.«
    »Wir müssen diese Geschichte benutzen, um Britannien vor der ganzen Welt zu blamieren. Diversion, Mordtaten, Komplott mit einer der kriegführenden Seiten unter Verletzung der Neutralität – das ist unerhört. Ehrlich gesagt, ich wundere mich über die Unvorsichtigkeit des Grafen Beaconsfield. Wenn wir nun MacLaughlins habhaft geworden wären, und er hätte ausgesagt? Ein Skandal! Ein Alptraum!Für England, versteht sich. Es hätte sein Geschwader abziehen, sich vor ganz Europa rechtfertigen und noch lange seine Wunden lecken müssen. In jedem Fall wäre das Kabinett von Saint James genötigt gewesen, im Orientkonflikt zu passen. Und ohne London würden unsere österreichisch-ungarischen Freunde sofort friedlich werden. Dann könnten wir die Früchte unseres Sieges in vollem Maße genießen und …«
    »Träumereien!« unterbrach Alexander den Alten ziemlich heftig. »Wir haben MacLaughlin nicht. Also, was tun?«
    »Ihn herschaffen«, antwortete Kortschakow ungerührt.
    »Aber wie?«
    »Weiß ich nicht, Euer Majestät, ich bin nicht der Chef der Dritten Abteilung.« Der Kanzler verstummte und faltete seelenruhig die Händchen über dem mageren Bauch.
    »Wir sind von der Schuld der Engländer überzeugt, wir haben auch indirekte Beweise, aber keine direkten«, nahm Misinow die Stafette auf. »Also müssen wir welche beschaffen … oder konstruieren. Hm …«
    »Werde deutlicher«, drängte der Zar. »Und rede nicht drumherum, Misinow, komm auf den Punkt. Wir machen hier kein Pfänderspiel.«
    »Zu Befehl, Majestät. MacLaughlin ist jetzt entweder in Konstantinopel oder, wahrscheinlicher, unterwegs nach England, seine Mission ist ja beendet. In Konstantinopel haben wir ein Netz von Geheimagenten, und den Halunken zu entführen dürfte nicht allzu schwer sein. In England wäre das schwieriger, aber mit kluger Organisation …«
    »Ich wünsche das nicht zu hören!« schrie Alexander. »Was redest du da für Scheußlichkeiten!«
    »Majestät haben befohlen, nicht drumherum zu reden.« Der General breitete die Arme aus.
    »MacLaughlin im Sack herbeizuschaffen wäre natürlichnicht übel«, sagte der Kanzler nachdenklich, »aber es ist zu aufwendig und unsicher. Da kann man selber in einen Skandal hineintappen. In Konstantinopel von mir aus, doch in London, da würde ich abraten.«
    »Gut.« Misinow ruckte heftig mit dem Kopf. »Wenn wir MacLaughlin in London aufspüren, rühren wir ihn nicht an. Aber wir können das verwerfliche Verhalten eines britischen Korrespondenten in die dortige Presse bringen und einen Skandal auslösen. Den Engländern werden die Gaunerstreiche MacLaughlins nicht gefallen, denn sie passen überhaupt nicht zum fair play.«
    Kortschakow stimmte zu: »Das ist

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