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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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nicht, ob ich mich darüber freuen soll, bald wieder zu Hause zu sein.«
    »Ich fahre dich auch nur sehr widerwillig zum Bahnhof, muss ich gestehen«, sagte sie. »Aber dein Leben geht schließlich weiter. Und bestimmt freust du dich doch auch ein bisschen auf Berlin, oder?«
    »Natürlich«, sagte ich und sah auf meine Hände.
    »Und ich kann mir vorstellen, dass es dort jemanden gibt, der dich jetzt viel mehr braucht als wir.«
    Ich drehte den Kopf in ihre Richtung. »Was … Wie … Wen meinst du?« Hatte Elyas ihr etwas erzählt?
    »Na, Alex. Wen sonst?«, fragte sie. »Was dachtest du denn?«
    Ich blickte zurück auf die Straße und atmete durch. So langsam wurde ich paranoid.
    »Niemanden. Ich stand nur auf dem Schlauch«, murmelte ich.
    »Verstehe«, sagte sie. Irgendetwas an ihrem Tonfall gefiel mir nicht und für einen flüchtigen Blick ruhten ihre Augen schon viel zu lange auf mir.
    »Hast du es denn geschafft, Alex ein bisschen zu beruhigen?«, fragte sie weiter.
    Mit hochgezogener Augenbraue antwortete ich. »Du meinst, nachdem sie am Esstisch mit ihren zukünftigen Schwiegereltern und trotz Sebastians Räuspern anfing, über die dicke Frau aus der Kosmetikwerbung zu schimpfen? Ich zitiere: ›Wie kann man so jemanden nur ins Fernsehen lassen? Und dann auch noch für Kosmetik? Fettleibigkeit kostet die Krankenkassen enorm viel Geld und von Ästhetik braucht man gar nicht erst anzufangen. Wie kann sich eine Frau nur so gehen lassen?‹ Und ihr Sebastians Mutter danach erzählte, dass sie jüngst mithilfe der Weight Watchers dreißig Kilo abgenommen hatte und zudem seit fünf Jahren für einen lokalen Fernsehsender arbeitete?«
    Alena und ich brachen in Gekicher aus. Ausgesprochen hörte sich das Szenario noch einmal viel lustiger an. Das war einfach typisch Alex. Ich war überzeugt, dass sie es nur halb so böse meinte, wie es klang – aber das wusste man natürlich nur, wenn man sie kannte. Erst nachdenken, dann sprechen . Wie oft hatte ich ihr das schon einzubläuen versucht? Vergebens, wie man sah.
    Im Herzen tat mir Alex natürlich leid, zumindest ein bisschen. Aber letzten Endes trug sie selbst schuld: Warum gab sie auch so dummes oberflächliches Zeug von sich? Und dann auch noch bei dem ersten Treffen mit Sebastians Eltern? Manchmal konnte ich über dieses Mädchen nur den Kopf schütteln.
    »Ein wenig hat sie sich wohl wieder beruhigt«, fuhr ich fort. »Sebastian versucht ihr wohl die ganze Zeit einzureden, dass es nicht so schlimm gewesen wäre, wie es ihr vorgekommen war.«
    Alena schmunzelte. »Sebastian ist ein guter Junge.«
    »Ja, das ist er«, sagte ich.
    »Hoffentlich hat er Recht. Es wäre wirklich schade, wenn sie sich wegen so einem unnötigen dummen Spruch ihr Verhältnis mit ihren womöglich zukünftigen Schwiegereltern verdorben hätte.«
    »Das stimmt«, entgegnete ich. »Aber ich denke, sie wird das schon wieder geradebiegen. Schließlich müsste ich Alex mindestens fünfmal am Tag böse sein und trotzdem schafft sie es immer wieder, meinen Ärger nicht lange anhalten zu lassen.«
    Wie auch immer sie das verdammt nochmal machte.
    »Du kennst sie aber auch in- und auswendig und hast ein großes Repertoire an Gutmütigkeit, Emely. Ich kann nur hoffen, dass sie von Sebastians Eltern wirklich eine zweite Chance bekommt. Mit Schwiegereltern hat man es meistens auch ohne solche Vorkommnisse schon schwer genug.«
    »Na ja, wie man sieht, ist es mit Schwieger töchtern auch nicht unbedingt leichter«, sagte ich.
    Alena nickte und warf mir einen kurzen Seitenblick zu, ehe sie die Augen zurück auf die Straße richtete. Ein protziger Mercedesfahrer, dem wir offenbar zu langsam fuhren, überholte uns und war schon bald nicht mehr in Sichtweite. Ich musste an Elyas und seine gesenkte-Sau-Option beim Autofahren denken.
    »Weißt du eigentlich«, sagte Alena mit einem Lächeln auf den Lippen, als würde sie an längst vergangene und schöne Zeiten denken, »dass ich mir immer gewünscht habe, du würdest meine Schwiegertochter werden?«
    Mein Gesicht gefror zu einer Maske aus Eis.
    Wie kam sie darauf? Wusste sie doch irgendetwas? Ich drehte den Kopf in Richtung Seitenfenster.
    »Tja, leider ist Alex schon vergeben«, sagte ich halbherzig im Scherz. »Außerdem bist du doch ohnehin wie eine zweite Mutter für mich.«
    »Das ist sehr lieb von dir und das freut mich. Ich meinte aber nicht nur für mich. « Sie fuhr mit dem Daumen die lederne Naht auf dem Lenkrad nach. »Auch für Elyas hätte ich

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