Türkisgrüner Winter (German Edition)
Welt kommst du auf den absurden Gedanken, dass ich ein Geschenk von dir möchte?«
»Willst … willst du es dir nicht einmal ansehen? Ich bin mir sicher, es würde dir gefallen.«
Langsam entglitten mir alle Gesichtszüge. »Elyas, was soll dieser Mist? Was bezweckst du damit? Ziehst du gleich ein Kondom aus der Tasche und lachst dich dann kaputt? Findest du das witzig?«
»Emely!« Er erstarrte. »So ein Blödsinn! Wie kommst du auf so einen Quatsch?«
»Das fragst du mich ernsthaft?«
Er schwieg.
»Weißt du was, Elyas? Es ist mir völlig egal, was du mir schenken möchtest. Ich will es nicht. Und weißt du, warum? Weil es von dir kommt! Du könntest mir deinen Mustang schenken und ich würde ihn nicht wollen.«
Er zog die Hand wieder aus der Hosentasche. Leer.
»Ist das so, ja?«, fragte er mit gesenktem Kopf.
In meiner Brust begann es zu ziehen. Wie er mich vorhin auf dem Sessel angeguckt hatte und wie niedergeschlagen er jetzt wirkte … Konnte man das wirklich spielen?
Beklemmende Stille.
Ich hatte das Gefühl, als würde die Luft um uns herum sich immer enger um mich schließen und mich zerdrücken. Sie wurde so dick, dass ich sie nicht mehr atmen konnte. Ich trat erneut nach links und wollte zur Treppe gelangen. Für den Bruchteil einer Sekunde schöpfte ich die Hoffnung, dass ich es dieses Mal schaffen würde. Bis zu dem Moment, als Elyas mir die Hände auf die Schultern legte und mich zurückschob. Verzweifelt streifte ich seine Finger von mir herunter.
»Macht dir das Spaß?«, fauchte ich und kämpfte bereits mit den ersten Tränen.
»Ob mir das Spaß macht? Du fragst mich allen Ernstes, ob es mir Spaß macht, dich festhalten zu müssen, weil du es keine zwei Sekunden in meiner Nähe aushältst?«
»Nicht grundlos! Das hast du dir selbst zuzuschreiben!«
»Ja, ich weiß!«, sagte er. »Jeden gottverdammten Tag, jede verfluchte Nacht weiß ich es. Jede einzelne Minute! Und es tut mir unendlich leid. Es tut mir so leid, dass ich keine Worte dafür finde. Ich würde alles – und ich meine wirklich alles – dafür tun, um es rückgängig zu machen. Aber das geht nun mal nicht! Ich habe mich entschuldigt und dir alles ausführlich erklärt. Mehr kann ich ja nicht tun! Seitdem versuche ich zu akzeptieren, dass du es mir trotzdem nicht verzeihen kannst und ich alles vermasselt habe.«
Meine Stirn lag in Falten. Wovon redete er?
»Aber als ich dich heute Abend gesehen habe«, fuhr er fort und fixierte eine Weile den Boden. »Du machst nicht den Eindruck, als hättest du wirklich mit uns abgeschlossen, Emely. Du kannst mich ja nicht mal eine Sekunde anschauen. Ich dachte, wir könnten vielleicht doch noch einmal miteinander reden.« Seine Stimme klang verbittert, als er weitersprach. »Aber da habe ich mich wohl getäuscht.«
Was meinte er mit: » Ich habe es dir ausführlich erklärt «? Die jämmerliche Szene im Treppenhaus? Als er zugegeben hatte, mir die E-Mails nur geschrieben zu haben, um mich auszuhorchen? Das war seiner Meinung nach eine Erklärung, wegen der ich ihm verzeihen sollte?
»Das nennst du eine Erklärung?«, fragte ich. »Das war das Lächerlichste, was ich jemals gehört habe!«
Er starrte mich durch die Dunkelheit an und wirkte wie festgefroren. Ich wusste nicht, was vor sich ging, spürte aber, dass sich irgendetwas verändert hatte. Elyas sah mich an. Für einen langen Moment.
»Lächerlich also«, wiederholte er meine Worte flüsternd, sodass ich sie kaum verstehen konnte. »Wenn du das so siehst«, sagte er und schluckte, »dann hoffe ich, du hattest deinen Spaß daran.« Seine Stimme war so leise und finster, dass sie mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.
Hatte ich ihn verletzt? Gekränkt? Womit?
Zu mehr als einem konfusen »Was …?«, kam ich nicht mehr. Er lief an mir vorbei und ließ mich stehen. Ohne sich noch ein einziges Mal umzudrehen, ging er weiter den Flur entlang und verschwand in seinem alten Zimmer. Mit versteinerter Miene und offenem Mund starrte ich ihm nach.
Was war gerade eben passiert?
Aus einem Grund, den ich mir selbst nicht erklären konnte, überkam mich das Bedürfnis ihm hinterherzulaufen. Ich machte einen Schritt nach vorne, verharrte dann aber wieder. Wieso fühlte es sich so an, als wäre ich diejenige, die etwas Schlimmes getan hatte? Es war doch genau andersherum: Er hatte mich verarscht.
War das eine seiner Nummern, um mich zu verwirren? Eine Form von Mindfuck?
Das komische Gefühl in meinem Bauch sagte etwas
Weitere Kostenlose Bücher