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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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sich im Hintergrund. So wie er sich um Unauffälligkeit bemühte, hätte es mich nicht gewundert, wenn er im nächsten Moment eine Zeitung hervorgeholt und so getan hätte, als gäbe es gerade nichts Spannenderes als die Wettervorhersage für die nächsten Tage. Wie schön, dass Alex‘ Verbreitungssystem von aktuellen Nachrichten offenbar besser funktionierte als die eines jeden Social Networks.
    »Ich habe nicht mit deinem verdammten Bruder rumgemacht!«, sagte ich. Wer zur Hölle war ich denn, dass ich mich immer für alles rechtfertigen musste?
    »Ich habe schon Pornos gesehen, die harmloser waren!«
    »Dass du immer so grenzenlos übertreiben musst, Alex! Wir standen ein bisschen nah aneinander, na und?«
    »Ein bisschen nah aneinander ?« wiederholte sie mit einem wütenden Funkeln in den Augen. »Emely«, sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften. »Ich habe dir gesagt, dass du gefälligst zugeben sollst, wenn du etwas mit meinem Bruder am Laufen hast!«
    »Genau das ist es ja! Ich habe überhaupt nichts mit ihm am Laufen!«
    »Ich hasse dich dafür! Du bist meine beste Freundin und sagst mir keinen verdammten Ton! Im Gegenteil, du lügst mich sogar an!«
    »Mann, Alex«, erwiderte ich, »begreife es endlich, ich sagte dir nichts, weil es nichts zu sagen gibt!«
    »Das werde ich dir niemals verzeihen!« Pseudodramatisch hob sie das Kinn.
    Ich legte den Kopf in den Nacken. Hatte ich denn nicht schon genug Probleme? Weiß Gott hatte ich jetzt andere Sorgen, als mich bei Alex entschuldigen zu müssen, nur weil sie nicht schriftlich über das genaue Verhältnis zwischen mir und Elyas informiert worden war.
    »Jetzt beruhige dich, Alex«, sagte ich. »Okay, ich hatte ein bisschen viel getrunken und die Szene mag für einen Außenstehenden vielleicht etwas prekär ausgesehen haben. Letztendlich ist aber nichts passiert. Also könntest du jetzt bitte aufhören, ein Ei zu legen und mich gefälligst weitertrinken lassen?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Glaub ja nicht, dass du mit so einer blöden Ausrede davon kommst! Du wirst mir schön Rede und Antwort stehen. Sonst garantiere ich dir, dass du bis an dein Lebensende keine ruhige Minute mehr haben wirst!«
    Packte die‘s noch?
    »Kannst du vielleicht mal deinen Fiffi zurückpfeifen?«, zischte ich zu Sebastian. Anstatt dümmlich herumzustehen, hätte er sich ruhig mal auf meine Seite schlagen können.
    Er blinzelte, und begann kurz darauf zu stammeln: »Alex Schatz, eventuell … Also womöglich reagierst du ein bisschen … über ?«
    Alex‘ Blick verfinsterte sich nun endgültig. Wie in Zeitlupe wandte sie sich ihrem Liebsten zu. »Ich ÜBERTREIBE?«
    Sebastian zog den Kopf ein. »Ich … Also … Ehm.« Ergeben hob er die Hände und bemühte sich um Sanftheit in der Stimme. »Alex Schatz, was ich meinte, war, dass wir beide doch überhaupt keine Ahnung haben, wie kompliziert die ›Beziehung‹ zwischen Emely und Elyas ist. Vielleicht solltest du es nicht persönlich nehmen, dass Emely dir nichts erzählt hat.« Er zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich weiß sie selbst nicht mal genau, was los ist.«
    Sebastian war doch immer wieder erstaunlich. Wenn auch nur ein Zehntel seiner Empathie im Laufe ihrer Beziehung auf Alex abfärben würde, ich wäre ein glücklicher Mensch.
    Für einen Moment war Alex regelrecht sprachlos. Ja, sogar von der Wutfalte zwischen ihren Augen war nichts mehr zu sehen. Ihr Gesicht war glatt. Das sollte sich allerdings schnell wieder ändern. Denn in ihre überrascht und gerade noch besänftigt wirkende Mimik mischte sich bald ein nicht zu unterschätzender Anflug von Skepsis. Jetzt war Vorsicht geboten.
    »Kann es sein«, sagte sie mit einem Blitzen in den Augen, »dass du mehr weißt als ich?«
    Sebastian schluckte nervös.
    Wahrscheinlich zeigte sich in Extremsituationen der wahre Charakter eines Menschen. Leider fiel ich kompromisslos durch diese Prüfung hindurch. Sebastian hatte mir geholfen und steckte nun selbst in der Klemme – das Mindeste, was ich hätte tun müssen, wäre gleichermaßen für ihn in die Bresche zu springen. Stattdessen schnappte ich mir den Becher und nutzte den kurzen Augenblick von Alex‘ Unaufmerksamkeit zur Flucht. So schnell hatten die beiden nicht mal gucken können, da war ich auch schon an ihnen vorbeigerauscht und aus der Küche gestolpert. Meine Gewissensbisse verschob ich auf morgen.
    Aber wo sollte ich jetzt bloß hin?
    Leicht schwankend zog ich mein Handy aus der

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