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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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noch fester. »Darf ich dich nicht vermissen?«
    Das war meine einzige Chance. Ich schlich um die Tür herum, schnell und gleichzeitig so leise wie nur möglich, hob für einen Sekundenbruchteil die Hand, um mich von Elyas zu verabschieden, und huschte nach draußen. Erst als ich das vierte Stockwerk unentdeckt erreicht hatte, wagte ich es, wieder Luft zu holen. Mann, das war definitiv haarscharf gewesen.
    Immer noch unter einem kleinen Adrenalin-Schock stehend, erreichte ich die Straße und sah von weitem meinen Bus einfahren. Die elenden Berliner Verkehrsbetriebe verfluchend, nahm ich die Beine in die Hand und hetzte auf die Haltestelle zu. In letzter Sekunde erwischte ich den Bus und drückte mich durch die Türen. Ich nahm gleich den ersten Platz, ließ mich darauf fallen und spürte nur noch, wie mein schmerzender Schädel gegen die kühle Scheibe sank. Ich wollte einfach nur noch in mein Bett.
    Fünfzehn Minuten später stand ich vor meiner Wohnungstür und war kurz davor, mir diesen Wunsch zu erfüllen. Eva, die im Schneidersitz auf dem Bett saß und in einer Modezeitung blätterte, hob den Kopf, als ich hereinkam.
    »Hi«, sagte ich, stützte mich mit einer Hand an der Wand ab und zog mir die Schuhe aus.
    »Hey. Scheint so, als wäre die Party gut gewesen, wenn du jetzt erst nach Hause kommst.«
    »Ja, war ganz okay. Ich habe bei Alex geschlafen«, sagte ich. Ohne Umwege ging ich zu meinem Bett und krabbelte unter die Decke.
    »Bei Alex also. Soso.«
    Ihr seltsamer Tonfall ließ mich zu ihr sehen. »Ja, warum?«
    »Och, nur so«, sagte sie und senkte den Blick zurück auf die Zeitung. »Den Pullover mit ›Elyas 01‹ hast du dann sicher auch von Alex, oder?«
    Verdammt. Dieses Detail hatte ich doch glatt vergessen.
    »Er hat ihn mir heute Morgen geliehen«, sagte ich schnell.
    »Geliehen also. Heute Morgen. Soso.«
    »Warum sagst du ständig soso ?«
    »Och, soso eben.«.
    Ich grummelte und legte den Kopf zurück aufs Kissen. Wenn ich nicht mal Eva etwas vormachen konnte, wem denn dann?
    Mit einem Seufzen zog ich mein Handy aus der Hosentasche. Es gab eine Sache, die ich noch erledigen wollte, bevor ich einschlief.
»Emely«
Bist du noch sauer? Tut mir wirklich leid wegen gestern.
»Alex«
Ach Quatsch, Süße, du hast mir den besten Sex meines Lebens beschert, wie sollte ich dir böse sein ? Es geht wirklich nichts über Versöhnungssex.
»Emely«
Gut, das waren definitiv mehr Infos, als ich haben wollte. Aber schön, dass du nicht mehr sauer bist.
»Alex«
Es war gestern nicht in Ordnung von mir, dich wie eine hysterische Kuh vor allen Leuten anzuschreien. Das tut mir leid. Was hältst du davon, wenn wir uns die Tage treffen und in Ruhe bei einem Kaffee über alles reden? Dienstags, also übermorgen, wäre gut. Wir könnten zusammen frühstücken.
    Ich wusste zwar nicht, was ich von dem Vorschlag halten sollte, kramte aber meinen Stundenplan hervor und sah, dass ich am Dienstag zwischen 10 und 14 Uhr Zeit für ein gemeinsames Frühstück hatte. Dachte ich an Alex‘ Fragenschwall, den ich zweifelsohne zu erwarten hätte, hielt sich meine Vorfreude allerdings in Grenzen.
    Noch nie hatte ich mit jemandem über meine Gefühle zu Elyas gesprochen. Es war immer mein wohlgehütetes Geheimnis gewesen, von dem niemand etwas erfahren sollte. Wahrscheinlich waren diese Gefühle das Privateste in meinem gesamten Leben.
    Wenn man etwas so sehr und über viele Jahre behütet hatte, dann konnte man diesen Schutz, der darum lag, nicht einfach so von heute auf morgen aufbrechen.
    Aber sollte es wirklich stimmen, dass Elyas mich liebte, dann gäbe es keinen Grund mehr, dieses Geheimnis weiter für mich zu behalten.
    Elyas liebte mich.
    Also … vermute ich zumindest, obwohl ich mir nicht ganz sicher war.
    Komischer Gedanke.
    Laut atmete ich aus und schrieb Alex nach langem Zögern eine Antwort.
»Emely«
Okay, um 11:30 Uhr? Ich bringe Brötchen mit.
»Alex«
Ja, halb zwölf ist super. Wie war die Party eigentlich noch gestern?
»Emely«
Zu viel Alkohol für zu wenig Emely. Aber dein Bruder hat mich nach Hause gebracht und Schlimmeres verhindert. Richtest du ihm ein Danke von mir aus? Ich hatte nicht mehr die Gelegenheit dazu.
»Alex«
Du warst also richtig voll? Na, dann bin ich mal gespannt, was du mir zu beichten hast. Klar kann ich es Elyas ausrichten. Es sei denn, du willst es ihm vielleicht doch selbst sagen?
»Emely«
Erst mich umbringen wollen, weil du mich mit ihm erwischt hast, und jetzt versuchst du schon wieder

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