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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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beängstigend auf sie.
    Mit seinen schlanken Fingern streichelte Elyas ihr durchs Fell, stupste ihre kleine Nase. Immer wieder reckte sie den Kopf und sah zu ihm auf. Es wirkte, als wäre er der einzige Grund, warum sie sich nicht schon längst irgendwo verkrochen hatte.
    Ich beobachtete Elyas‘ Handbewegungen. Schöne Männerhände übten schon seit jeher eine Faszination auf mich aus. Vielleicht bildete ich mir das nur ein, aber man sah Händen an, wie sich eine Berührung von ihnen anfühlen würde.
    Bei Elyas‘ Händen war es keine Einbildung gewesen. Und sie faszinierten mich wie keine zuvor. Ich liebte sie.
    So wie Ligeia sich in seine Streicheleinheiten schmiegte und sich an ihn drückte, ging es ihr offenbar ähnlich.
    Tja … , dachte ich traurig. Streicheln tut er gerne, nur behalten will er einen nicht. Morgen früh, kleine Katze, wenn du aufwachst und er weg ist, wirst du verstehen, was ich meine.
    Irgendwie fühlte ich mich mit diesem kleinen Wesen verbunden. Wir glaubten beide, jemanden gefunden zu haben, bei dem wir uns sicher fühlen, dem wir vertrauen konnten und ohne den wir niemals wieder sein wollten. Aber das alles lag unter einem dunklen Schleier der Täuschung. Ehe wir uns umsahen, hatte er uns wieder verlassen. Und würde uns noch einsamer und verlorener zurücklassen, als wir es bis dahin jemals gewesen waren.
    Langsam wanderte mein Blick Elyas‘ Oberkörper empor, glitt Knopf für Knopf seines Hemdes nach oben. An seinem Hals angelangt, wünschte ich mir, dass ich noch einmal meinen Kopf dort anlehnen könnte. Seine Lippen waren geschlossen, zeigten keinerlei Regung. Ich erinnerte mich daran, wie weich sie sich auf meinen angefühlt hatten und wie herrlich sie küssen konnten. Mein Blick ging weiter, fuhr über sein leicht stoppeliges Kinn, seine ebenmäßigen Gesichtszüge und landete in seinen türkisgrünen Augen.
    Es war, als hätten sie mich erwartet.
    Sie sahen direkt in meine. So tief, als würden sie bis in die abgelegensten Winkel meiner Seele blicken. Ich fühlte mich nackt und doch gleichzeitig wie von einer wohlig warmen Wolldecke umhüllt. Je länger ich in seine Augen sah, desto mehr Leben hauchten sie mir wieder in den Körper. In meinem Bauch begann es zu kribbeln.
    »Vielleicht bist du ihm weder egal noch wollte er dich nur verarschen. Vielleicht hat er einfach nur einen dummen Fehler gemacht.«
    Immer wieder hallten diese Worte durch meinen Kopf.
    »Elyas«, sagte Ingo.
    Ich zuckte zusammen und blinzelte. Ingo hatte den Ellbogen auf die Sofalehne gestützt und hielt mit der Hand sein Kinn. Mit dem Finger fuhr er seine Lippen nach. »Ich zerbreche mir schon den ganzen Abend den Kopf, worüber du mit mir reden möchtest«, sagte er. »Es ist doch nichts Schlimmes, oder? Wenn es sehr wichtig ist, können wir auch gleich in mein Arbeitszimmer gehen.«
    Ich fühlte mich, als würde ich einem Gespräch lauschen, das mich nichts anging und wandte den Blick von den beiden ab. In meinen Gedanken sah ich immer noch Elyas‘ Augen.
    »Nein, Papa, keine Sorge. Es ist nichts Schlimmes in dem Sinne. Ich würde dir nur gerne ein paar Fragen zu deiner Arbeit stellen.«
    Ich wurde hellhörig.
    »Zu meiner Arbeit?«, fragte Ingo. »Hast du Probleme mit deinem Studium?«
    »Probleme wäre das falsche Wort, nein«, entgegnete Elyas. »Es ist ein langes und kompliziertes Thema, das wir besser unter vier Augen bereden. Du brauchst dir keinen Kopf zu machen, es ist nichts Dramatisches. Nur ein paar Fragen.«
    Elyas wollte Ingo tatsächlich in seine Überlegungen einbeziehen, genauso wie ich es ihm damals auf dem Konzert im Park geraten hatte. Warum hörte er auf das, was ich ihm sagte? Und wenn er mich nur verarschen wollte, warum hatte er mir überhaupt jemals davon erzählt?
    »Gut, das beruhigt mich ein bisschen«, sagte Ingo. »Ich bin mir sicher, wir werden bald eine geeignete Zeit finden, Elyas.«
    Noch lange hing ich gedanklich dem Gespräch der beiden nach, das sie mit Ingos Worten beendet hatten. Erst als ich meinen Namen aus dem Mund meiner Mutter hörte, merkte ich auf.
    »Alex, ich glaube, du musst da mal tätig werden. Es muss doch irgendwo in Berlin einen Mann für Emely geben.«
    Ich zog die Stirn nach oben und dachte, ich war im falschen Film. Das tat sie jetzt nicht? Sie fing jetzt nicht vor allen Leuten mit diesem Thema an, oder? Und noch viel schlimmer: Sie fing jetzt nicht vor ihm mit diesem Thema an? Ich spürte die Wärme, die schlagartig in meine Wangen stieg. Konnte sie

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