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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Ausbildung der Garde weiterhin teilzunehmen. Man hat ihn gelehrt, das Schwert zu führen. Angeblich nur, um seine Ehre zu verteidigen und die Kritik der Ostländer zu entkräften. Du hast gesehen, wie er hier mit der Klinge umging. Danach ließ die Marschallin ihn von der Waffenmeisterin noch weiter ausbilden. Ich bin sicher, dass sie nach der Episode hier bei uns erkannte, dass er sich weiter verbessern muss. Wie günstig. Außerdem brachte man ihm die traditionellen Dinge bei: Rechnen, Rhetorik und die alte Tempelsprache.« Sie lächelte. Ihr Lächeln schien kälter als die finsteren Mienen anderer Frauen. »Und er besitzt die Fähigkeit, den Wind zu beherrschen, jedenfalls ein wenig, wie Megaera mir versichert hat.«
    »Aber unsere Quelle in den Reihen der Garde erklärte bestimmt, dass er mit der Klinge nicht den Standard der Garde erreicht hätte.«
    Die ältere Frau zuckt die Achseln. »Mag sein. Wie viele Männer, selbst die aus dem Osten, erreichen diesen Standard? Trotzdem glaube ich, dass er aufgrund seiner Abstammung besser als die meisten in der Garde von Westwind ist. Dylyss lässt gern wichtige Einzelheiten aus.«
    »Willst du damit sagen, dass sie ihn genug gelehrt hat, um allein zu überleben?«
    »Nur wenn er will – den Wunsch vermochte sie ihm nicht beizubringen. Doch in Fragen der Welt ist er mit Sicherheit vollkommen einfältig. Erfahrung kann man nicht lehren. Hier hat sie mehr gesehen, als sie sollte, aber dennoch lehnte sie es ab, ihm alles zu erleichtern. Sie macht es niemandem leicht.« Ryessa schweigt kurz. »Aber unsere Zeit wird kommen.«
    »Bestehe darauf, dass sie ihn findet!«
    »Wie?« fragt die Tyrannin. »Wie können wir die Marschallin zu etwas zwingen? Mit unseren Streitkräften?«
    »Doch wenn er gestorben ist? Oder wenn er sich doch durch die Westhörner schlägt? Oder gar durch die Osthörner?«
    »Ich glaube nicht, dass er gestorben ist. Schließlich lebt Megaera noch. Am liebsten würde ich sie zu Bleyans schleppen und die Armbänder abschlagen lassen. Sie muss ihn finden, wie die Furien, das weißt du. Und was die aus dem Osten betrifft – falls er soweit kommt und falls Megaera ihn findet –, werden sie es im Lauf der Zeit bitter bereuen.«
    »Du hast doch nicht vor, gegen die Magier vorzugehen?«
    »Warum sollte ich? Lass uns sehen, wozu er fähig ist, vor allem, wenn Megaera ihn verfolgt.«
    »Würde die Garde …«
    »Frag sie doch!« unterbricht die Frau auf dem Thron sie. »Such ihn doch selbst, wenn du kannst.«
    »Das ist ein gefährliches Spiel.«
    »Haben wir die Wahl? Jedes Jahr treiben die Magier ihre Straße näher an uns heran.« Die Frau mit dem kalten grünen Feuer in den Augen, die so gut zu dem weißblonden Haar passen, blickt hinter ihrer Ratgeberin her, die sich entfernt hat.
    In einem anderen Gemach starrt eine rothaarige Frau in den Spiegel, der kein Abbild, nur graue Wirbel zeigt.
    Nur einen Augenblick lang vermag sie ein Bild zu sehen, einen Mann, tief im Schnee vergraben. Danach werden die Schmerzen übermächtig, sie kann die Verbindung nicht halten.
    Jedes Mal, wenn sie hinausgreift, brennen die Armbänder. Sie beißt die Lippen zusammen, wenn sie glühend rot sind, bis sie die Hitze nicht mehr ertragen kann. Jetzt huschen ihre Augen zur mit Eisen beschlagenen Tür. Sie brennen heißer als die Eisen um ihre Handgelenke.

 
XVI
     
    A ls Creslin die Lichtung sieht, schiebt er die Skier schneller durch den immer schwerer werdenden Schnee. Bislang ist er ständig nach Osten gefahren. Jetzt senkt sich das Gelände.
    Das warme Wetter der letzten beiden Tage hat sein Fortkommen verlangsamt. Auch das Schlafen war unbequem. Abgesehen von einigen Rehen, Schneehasen und Vögeln hat er kein lebendes Wesen erblickt. Durch die Bäume scheinen ihm die Gipfel der Ostbarriere weniger weit entfernt als ein anderes Bergmassiv.
    Fast ein Achttag ist seit der Flucht vom Dach der Welt vergangen, und sein Proviant geht zur Neige. Als er auf die Lichtung fährt, sieht er den Grund der freien Fläche. Schwarze, verkohlte Baumstämme.
    Creslin lächelt. Das Feuer hat vielleicht unbeaufsichtigt gebrannt, der Weg der Verwüstung führt nach Nordwesten, und der Schnee liegt unberührt. Obwohl er in der hellen Vormittagssonne blinzeln muss, da seine Augen nicht an soviel Licht gewöhnt sind, erkennt er eine schmale braune Linie, die sich am Fuß eines Hügels bis zu den hohen unüberwindbaren Gipfeln im Osten entlangschlängelt.
    Noch ungläubig schüttelt er den Kopf. Auf

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