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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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hat, ist sein Becher weniger als halb voll.
    »Ich glaube, lieber hätte ich es nicht gewusst.« Er trinkt wieder. Der Geschmack hat sich nicht verändert. Aha, ein von Schädlingen befallener Apfel wird zu Most.
    »Woher hast du denn um diese Jahreszeit einen Apfel?« fragt der glattrasierte junge Mann vom Nebentisch. Er hat harte Züge und trägt das weiße Leder der Garde der Magier.
    Eine Frau in der gleichen Uniform, doch mit einem schwarzen Kreis auf der weißen Lederweste, setzt sich ebenfalls an diesen Tisch. Ihre Augen streifen Creslin, bleiben erst am Silberhaar und schließlich auf seinem Gesicht hängen. Dann schaut sie weg und macht eine Geste.
    Ein winziger Feuerpunkt erscheint vor dem Gesicht der Schankmaid. Sofort dreht sie sich zu den beiden Wachen um. »Ja, Euer Ehren?«
    »Most, Käse und das gute braune Brot«, bestellt die Frau.
    »Mir auch«, meint der Mann und widmet seine Aufmerksamkeit wieder Creslin. »Der Apfel.«
    Creslin nimmt den Apfel und reicht ihn dem Soldaten. »Er ist angefault.«
    Der Mann holt einen schmalen Bronzedolch mit weißem Griff aus dem Gürtel und schneidet den braunen Fleck aus dem Apfel. Dann zerteilt er den Rest gekonnt in gleiche halbmondförmige Scheiben. Er bietet eine seiner Kameradin an.
    Sie mustert immer noch die anderen besetzten Tische. Geistesabwesend steckt sie die Apfelscheibe in den Mund und kaut. »Harlaan, woher hast du ihn?«
    »Von ihm, warum? Stimmt etwas nicht?«
    »Er ist frisch. Das stimmt nicht.« Sie blickt zu Creslin.
    »Frisch? Weshalb ist das ein Problem?« fragt der junge Mann.
    »Du! Auf welche Schule bist du gegangen?« Ihre feuersteingrauen Augen bohren sich in die Creslins.
    »Schule? Verzeihung, aber ich bin ein Fremder in der Stadt, kein Student, obgleich ich gern viel lernen würde, wenn ich wüsste, wie.«
    Ihre Lippen werden schmal. »Hübsche Worte, vor allem für einen Magier aus dem Westen.« Sie steht auf. Ihr schmales Schwert schimmert weißgolden. »Los, wir gehen. Du auch, Harlaan.«
    Langsam erhebt sich Creslin. Seine Hände sind leer, die Stirn gerunzelt. »Ich wüsste gern, welches Vergehens oder Verbrechens ich mich schuldig gemacht habe.«
    »Eindeutig ein Ausländer, würdest du das nicht auch sagen, Harlaan?« Ihre Augen sind auf Creslin geheftet. »Möglich, dass er der ist, nach dem wir suchen.«
    »Er spricht die Tempelsprache zu formal und zu geläufig«, stimmt ihr der Soldat zu.
    Creslin blickt auf sein Bündel hinunter.
    »Harlaan, nimm sein Bündel. Ich hatte gleich so ein merkwürdiges Gefühl bei dir, Fremder.«
    »Heilige Magier …« Harlaan richtet sich mit dem Bündel auf. »Schau dir die Klinge an.«
    Die Schankmaid ist in der Küche verschwunden, und alle anderen Gäste ignorieren die beiden Weißen Gardisten und ihren Gefangenen ebenso wie die Leute zuvor auf der Straße.
    »Was ist damit?«
    »Kalter Stahl, eine Klinge der Garde von Westwind. Das sieht man an der Länge.«
    »Sei vorsichtig, die Garde von Westwind besteht aus Frauen. Er ist ein Mann. Wahrscheinlich hat er sie in den Bergen gestohlen.«
    Creslin lächelt traurig.
    Harlaan schüttelt den Kopf. »Der Garde stiehlt man keine Klinge. Entweder gehört sie ihm, oder er ist so geschickt, dass er sie einer Kriegerin wegnahm.«
    Creslin schweigt, da jede Erklärung ihn wohl in noch größere Schwierigkeiten bringen würde.
    »Bemerkenswert«, meint die Frau barsch. »Gehen wir!«
    »Dürfte ich einen Kupferling für die Schankmaid auf dem Tisch zurücklassen?«
    »Nur zu.«
    Creslin legt die Münze auf den Tisch. »Wohin?«
    »Aus der Tür und dann bergauf. Ich würde keinen Fluchtversuch wagen, wenn du nicht willst, dass deine Eingeweide herausgebrannt werden.«
    Creslin hatte gehört, dass die Weiße Garde Waffen und Magie mischen. Er bedauert, dass seine erste Begegnung sich so entwickelt hat. Und alles nur, weil er sich über den Geschmack des Mostes wunderte. Er geht durch die schwere Tür. Draußen nieselt ein leichter Regen. Die Wärme des Tages ist nun verschwunden. Die Nässe ist ihm lästig, doch da ein Magier mit Waffe hinter ihm geht, wagt er nicht, den Wind herbeizurufen, um den Regen von ihm fernzuhalten.
    »Bergauf, Fremder.«
    Creslin befolgt den Befehl. Ihm fällt auf, dass der Rauch der Schenke ihnen ins Freie gefolgt ist. Der Mann ist fast einen Kopf größer als er.
    »Glaubst du wirklich, er versteht es, mit dieser Klinge umzugehen?«
    »Ja, aber ich weiß nicht, warum«, antwortet Harlaan. »Ich möchte nicht in der Nähe

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