Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
jedoch gleich wieder. Heirat? Dieser Gedanke war ihm noch nicht gekommen … Sich mit der Frau zu vermählen, deretwegen er vom Dach der Welt geflohen ist, um ihr zu entgehen? Allerdings hatte er damals nicht gewusst, wer sie war.
    »Willkommen im Elend, junger Creslin«, sagt der Herzog. »Möge die Dunkelheit euch beiden beistehen.«
    »Sehr witzig, Vetter.«
    Creslin schweigt.
    »Wann?« fragt der Herzog.
    »Der heutige Abend ist so gut wie jeder andere.« Die Rothaarige lässt die Worte schwer wie Bleimünzen fallen. »Mit der Erklärung unserer Mitregentschaft verlassen wir dich morgen oder übermorgen. Wir nehmen deinen Schoner in Tyrhavven. Diesen schicken wir dir selbstverständlich gleich zurück, nachdem wir sicher in Landende eingelaufen sind.«
    Der Herzog seufzt und nickt langsam. »Die Dokumente werden sogleich ausgefertigt.«
    »Dann werde ich für die feierliche Vermählung ein passendes Gewand anlegen.« Sie blickt auf Creslin. »Vetter, hast du etwas Geeignetes für Creslin?«
    »Nein!« wehrt Creslin ab.
    »Heißt das, du willst meine Kusine nicht ehelichen?«
    »Ich werde sie heiraten, doch nur äußerlich – und in meiner gewohnten Lederkleidung.«
    Korweil nickt. »Das überlasse ich dir und deiner Braut. Ich muss Shiffurth und einige Schreiber herbeirufen, wenn die Vermählung stattfinden soll. Ihr entschuldigt mich daher.« Er verbeugt sich und geht.
    Creslin schaut Megaera an.
    »Du und deine Regentschaft«, sagt sie. Die Flammen in ihren Augen sind nicht verloschen.
    »Hast du einen besseren Einfall? Mir gefällt dieser Plan ebenso wenig wie dir, vielleicht sogar noch weniger.«
    »Nachdem du mich durch die schmutzigen Gedanken in deinem Kopf geschleift hast? Tief im Inneren bist du wie jeder Mann. Du wehrst dich wie wild, hoffst aber doch, dein Weib ins Bett zu bekommen. Diese Verbindung besteht lediglich auf dem Papier – und damit wir überleben. Ich erwarte, dass du das nicht vergisst.«
    »Wie könnte ich?« In der Tat, wie könnte ich das, denkt Creslin.

 
LV
     
    D er Tempel des Herzogs ist nur ein langer, schmaler Raum unter der Großen Halle. Allerdings sind die Wände mit Eiche getäfelt, und der Boden besteht aus poliertem grauen Granit. Zehn Schritte vom Altar aus Ebenholz entfernt stehen achtzehn Menschen. Sie stehen, da es im Tempel der Ordnung weder Gestühl noch Bilder gibt.
    Vor der offenen Tür tritt Creslin von einem Fuß auf den anderen und fragt sich, ob es klug war, so stur darauf zu beharren, seine grüne Lederkleidung zu tragen.
    Von Megaera ist noch nichts zu sehen. Doch Aldonya hat ihm versichert, ihre Herrin käme alsbald. Ein Hauch von Traurigkeit umhüllt die Dienerin. Sie zieht sich in den hinteren Tempelbereich zurück.
    »Unruhig?« fragt der Herzog.
    »Allerdings, in mehr als nur einer Hinsicht«, antwortet Creslin. Er beneidet die Dienerin. Wenigstens zu einem Menschen ist Megaera freundlich.
    »Ich spreche dir meine Glückwünsche und mein Beileid aus, Sturm-Magier. Meine Kusine ist ein bei weitem stärkerer Sturm, als du ihn je heraufbeschworen hast.«
    »Das habe ich inzwischen auch schon bemerkt.«
    »Was hast du bemerkt?«
    Creslin dreht sich um. »Oh!« Vor ihm steht Megaera in Blau und Gold. Der Mann mit den Silberhaaren schluckt ein paar Mal, dann nickt er.
    »Danke, mein Verlobter.« Sie schenkt ihm ein warmes Lächeln. Es gleicht der Sonne nach einem Gewitter, verschwindet jedoch schnell.
    »Hast du die Dokumente?« Ihre Stimme klingt sachlich.
    »Sie liegen auf dem Altar. Ich muss sie nur noch unterschreiben und siegeln«, erklärt Korweil. »Ich unterschreibe sie mit Freuden vor oder nach der Zeremonie.«
    »Danach ist früh genug«, erklärt sie.
    Creslin presst die Lippen zusammen, so eiskalt klingt ihre Stimme. Wie konnte er sich nur auf das alles hier einlassen? Doch welche anderen Möglichkeiten blieben ihnen? Seine Augen wandern zu Megaera, ihrer schönen Gestalt, dem Feuer in den grünen Augen.
    »Hör auf damit! Ich bin doch kein preisgekröntes Milchschaf …« Nur Creslin vermag diese Worte zu hören.
    »Sollen wir jetzt beginnen?« fragt der Herzog.
    »Ja, bringen wir es endlich hinter uns«, erklärt Megaera.
    »Du musst nicht.«
    »Doch, wenn ich am Leben bleiben möchte.« Ihre Stimme klingt ganz leise. »Nur zu, teurer Vetter!«
    Der Herzog tritt zum schwarzen Altar.
    Creslin reicht Megaera den Arm, doch sie verschmäht ihn. Getrennt gehen sie an den Männern und Frauen aus dem Gefolge des Herzogs vorbei und bleiben zwei

Weitere Kostenlose Bücher