Türme strahlen den Tod
das fertiggebracht haben, was er getan hat? Ich habe mich für ausgesprochen schlau gehalten. Meine Lage war verzweifelt, und da habe ich alles auf eine Karte gesetzt und einen gewagten Coup gelandet! Ich habe nämlich, versucht, ihn davon zu überzeugen, daß ich nur seine Sicherheitsmaßnahmen hatte prüfen wollen, daß ich in Wirklichkeit gar nicht nach seinem Leben trachtete, sondern im Gegenteil, nur darauf aus war, ihm meine Treue und Zuverlässigkeit zu beweisen.“
„Das hast du gewagt, nachdem du versucht hattest, ihn umzubringen?“ Tremaine schüttelte verblüfft den Kopf. „Wer hätte so etwas denn glauben können?“
„Sehr richtig. Das fragte ich mich auch. Aber jedenfalls hat er es geglaubt! Und dann habe ich ihn streng logisch davon überzeugt, daß meine Dienste für ihn höchst wertvoll seien. Er hat mich darauf auf der Stelle beim Wort genommen.“
„Das ist doch einfach unmöglich! Ein solches Ammenmärchen hätte kein Mensch auf der ganzen Welt geschluckt.“
„Das sollte man wirklich annehmen, nicht wahr?“ Nachdenklich schaute Altair den hochgewachsenen Bettlerkönig an. „Ein normaler Mensch, der von einem Messer oder einem Betäubungsmittel irgend etwas zu befürchten gehabt hätte, wäre ganz bestimmt wütend geworden. Er hätte daran gedacht, wie nahe der Tod bei ihm gestanden hatte, und vor lauter Erregung und Wut hätte er mich bestimmt auf der Stelle umgebracht. Aber nehmen wir einmal an, daß er kein normaler Mensch ist! Setzen wir doch einmal voraus, er sei ein Wesen, dem nichts geschehen könne! Dann würde doch das Argument der Angst und Wut wegfallen, nicht wahr?“
„Ach, so meinst du das!“ Tremaine biß sich auf die Lippen, und seine Augen wurden ganz schmal. „Gewiß, gewiß! Wenn ein Kind mich angriffe, dann würde ich deshalb noch längst nicht wütend werden. Denn ich wüßte ja, daß mir der Angriff unter keinen Umständen gefährlich werden könnte. Das Kind hingegen würde vielleicht glauben, es hätte mich wirklich in Gefahr gebracht, und es würde womöglich darüber staunen, daß ich ihm lächelnd so einfach alles vergäbe.“
„Sehr richtig, Tremaine, das ist ein guter Vergleich. Ich habe mit dem Messer nach Burtard geworfen. Er hat es weggeschossen. Aber wenn seine Kugel nun nicht getroffen hätte? Was wäre dann wohl geschehen? Vielleicht nichts. Vielleicht hätte er überhaupt nichts von der scharfen Klinge gespürt. Was also hatte er schon zu verlieren.“
„Was befindet sich in den geheimnisvollen Türmen?“ Fragend blickte Tremaine den jungen Mann an.
„Jedenfalls etwas, was mir nicht im geringsten gefällt. Oben in der Kuppel an der Spitze des Turmes befindet sich ein elektronisches Gerät eines Typs, der mir vollkommen unbekannt ist. Das Gerät nimmt den Strom vom Atommeiler auf, transformiert ihn, und dann strahlt er ihn in Form einer Mikrowelle nach allen Seiten aus.“
„Aha! Und diese Ausstrahlung … Welche Wirkung mag sie haben? Wozu mag sie dienen?“
„Das weiß ich selbst nicht genau“, sagte Altair langsam. „Ich habe zwar so eine dumpfe Ahnung, aber ich bin nicht ganz sicher. Um es mit Bestimmtheit feststellen zu können, müßte man eine Menge Versuche anstellen. Aber vermuten kann man immerhin etwas.“
„Nämlich?“
„Solche Ausstrahlungen können die seltsamsten Wirkungen haben. Sie können die Menschheit unfruchtbar machen oder die Chromosomen verändern, sie können den Betroffenen das Augenlicht rauben. Ich weiß nicht, welche Absicht mit den Türmen verfolgt wird, aber ich bin völlig überzeugt davon, daß sie einen anderen Zweck haben als den, den Burtard vorschiebt.“
„Kraftstrom in jedes Haus zur freien Verfügung?“
„Gewiß. Dieses herrliche Märchen, daß man die größte Maschine mit dem Strom antreiben kann, den man mit Hilfe einer simplen Spule auffängt, wird nicht in Erfüllung gehen. Die ganze Theorie ist von Anfang an unsinnig. Und jetzt, wo ich mir das Gerät da oben auf dem Turm angesehen habe, ist bewiesen, daß die Türme einen anderen Zweck haben.“
„Ich verstehe.“ Nachdenklich musterte Tremaine seine großen Hände. „Du bist also felsenfest davon überzeugt, daß die Türme sehr gefährlich sind?“
„Jawohl“, erwiderte Altair ruhig. „Ich glaube, daß sie das Schicksal der Erde entscheiden“, fügte er düster hinzu.
8. Kapitel
Das Ding in dem schimmernden Tank bewegte sich ein wenig; es fühlte die leise, fast liebkosende Berührung der warmen Flüssigkeit,
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