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Türme strahlen den Tod

Türme strahlen den Tod

Titel: Türme strahlen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Gray
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seiner Kammer tief unter der Oberfläche, und wieder waren die Zeitalter einander wie auf dem Mars gefolgt. Aber diesmal hatte das Ding aus seinen früheren Fehlern gelernt.
    Die Ausstrahlung würde tödlich sein, das war nun einmal nicht zu vermeiden. Aber diesmal würde sie nur die großen Lebewesen töten, die Säugetiere, die Vögel, die Reptilien und die Fische. Aber den Insekten würde sie nicht gefährlich werden. Auch die Bakterien würde sie nicht angreifen. Nein, es stand fest, daß die Erde nicht zu einem zweiten Mars wurde!
    Und die alte Rasse, die so lange schon in der Vergessenheit schlummerte, würde zu neuem Leben erwachen! Wieder bewegte sich das Ding. Die Instrumente, die in seinen Körper eingebaut waren, vibrierten leise und schufen Bewegungen. Ein Strom von Elektronen, das Reagieren eines . Nervenstranges – und schon wußte das geheimnisvolle Wesen, daß jemand draußen vor der Tür stand.
    Es öffnete die Kammer, Schritte erklangen und Burtard trat ein.
    Er sah müde aus. Er schwankte ein wenig. Seine Augen blickten trüb. Die Schultern hingen nach vorn, als sei alle Kraft und aller Mut von ihm gewichen.
    „Was ist dir? Fehlt dir etwas?“
    Es flüsterte, wie es immer geflüstert hatte. Fast war es nur ein Rauschen, eine Übertragung von Gedanken, die von den flimmernden Haaren auf seinem Kopf aufgefangen und ausgestrahlt wurden. Es starrte auf die Gestalt, die schwankend und schlaff da draußen vor dem Tank stand, und es empfand nichts. Es konnte keinerlei Gefühle haben, denn das hatte man bei der Konstruktion nicht eingebaut.
    Burtard zuckte nur die Schultern. Er sprach kein Wort, gab keine Antwort. Da flammte tief in den Augen des Wesens, das ihn scharf musterte, etwas auf.
    „Was ist denn los?“
    „Wir haben dauernd neuen Ärger mit den Türmen“, sagte Burtard mit schwerer Stimme. „Dauernd ist etwas Neues los, etwas Unangenehmes. Sabotage, Zerstörung der Strahlgeräte, Ermordung von Arbeitern, von Wachmannschaften. Jeden Tag passieren hundert neue Dinge, die uns bei der Fertigstellung des Systems aufhalten.“
    „Das ist jetzt nicht mehr so wichtig. Inzwischen sind genügend Türme gebaut worden, um das zu leisten, was wir von dem Netz erwarten. Setze die Strahlgeräte so schnell wie möglich in Betrieb!“
    Noch immer zögerte der hochgewachsene Mann. Das seltsame Ding in der Nährflüssigkeit starrte ihn an. Es fühlte, wie sich in dem schweigenden Mann da vorn eine Mischung seltsamer Gedanken und unerwarteter Empfindungen ausbreitete und mehr und mehr Besitz von ihm ergriff.
    „Setz deinen Helm auf!“ flüsterte es.
    „Nein.“
    „Du weigerst dich?“ Es wurde nicht wütend, denn es konnte überhaupt keine Wut empfinden. Völlig gefühllos war es. Sorge, Liebe, Mitleid, Haß oder Hunger waren ihm vollkommen unbekannt. Sein ganzes Innenleben folgte physikalischen und chemischen Gesetzen. Es gehorchte dem Satz von Ursache und Wirkung. Nur eine einzige Empfindung hatte sein Konstrukteur ihm eingebaut, ein einziges Gefühl, das man vielleicht so etwas wie eine Gemütsbewegung, nennen konnte: die brennende Scham des Versagens, des Mißerfolges. „Warum weigerst du dich?“ flüsterte es noch einmal mit lebloser, mechanischer Stimme.
    „Ich habe keine Lust, mir den Helm aufzusetzen“, knurrte der breitschultrige Mann trotzig. „Ich habe keine Lust, mir das Ding jemals wieder auf den Kopf zu setzen.“
    „Ach!“ Unverwandt starrte es den Mann an, der draußen vor seinem Tank stand, und fast mochte man annehmen, daß dieses konstruierte, künstliche Wesen so etwas wie Neugier empfand. Jedenfalls glomm ein seltsames Feuer in den grünlichen Augen. „Du weigerst dich also, meinen Wunsch zu erfüllen“, murmelte es nachdenklich vor sich hin. „Seltsam. Kann es denn möglich sein, daß du plötzlich ein eigenes Persönlichkeitsbewußtsein entdeckt hast, daß du zu einem selbständigen Wesen geworden bist? Und wenn ich recht hätte, dann wäre auch ich vielleicht zu einer unabhängigen Persönlichkeit geworden! Ob das wohl möglich ist?“
    Ein lange Stille trat ein, die nur von dem leisen Rauschen geheimnisvoller Lösungen in den Tanks rundum in der Kammer und dem metallischen Klicken von Schaltungen unterbrochen wurde. Die beiden, die sich da gegenüberstanden, sprachen kein Wort. Nur der Strom floß wogend durch die seltsamen Geräte.
    Endlich brach das groteske Wesen im grünlich schimmernden Tank das lastende Schweigen.
    „Los, setz den Helm auf!“
    „Nein.“ Keine

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