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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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um seine Hüfte und verknotete es so sicher, wie er nur konnte. Während er einmal kurz daran ruckte, um es zu testen, hielt ihm der Mann eine zerbeulte Kratze entgegen.
    »Und jetzt graben wir.«
    Die beiden anderen Jungen legten sofort los und hackten auf den Boden des Tunnels ein. Will wusste, dass man von ihm das Gleiche erwartete. Mit dem ungewohnten Werkzeug in der Hand bewegte er sich vorsichtig entlang der Ziegelverkleidung durch das Schmutzwasser, bis er auf einen etwas weicheren Bereich aus verdichtetem Sediment und Steinen stieß. Er zögerte und schaute zu den anderen Jungen, um sicherzugehen, dass er nichts falsch machte.
    »Wir graben weiter, wir machen keine Pause«, rief der Narbenmann und leuchtete seine Laterne in Wills Richtung, der sofort zu graben begann. Er kam nur mühsam voran, nicht nur wegen der Enge des Tunnels, sondern auch deshalb, weil ihm die Kratze nicht vertraut war. Und das Wasser machte die Arbeit auch nicht gerade leichter: Nach jedem Ausholen mit dem Werkzeug floss es zurück in das immer tiefer werdende Loch, so schnell er auch arbeitete.
    Doch es dauerte nicht lange, bis Will den Dreh raushatte und wusste, wie er mit der Kratze umgehen musste. Nachdem er seinen Rhythmus gefunden hatte, spürte er, wie er wieder Spaß am Graben bekam und wie all seine Sorgen vergessen schienen – selbst wenn es nur für kurze Zeit war. Er holte Lage um Lage Steine und triefende Erde aus dem Loch. Da das Wasser nach jeder Schippe nachlief, stand er bald bis über die Knie in dem Bohrloch, und die anderen Jungen mussten sich enorm anstrengen, um mit ihm mitzuhalten. Und dann traf Wills Kratze plötzlich mit einem solchen Ruck auf etwas Festes, Unbewegliches, dass sich die Erschütterung bis in seine Knochen fortsetzte.
    »Wir graben drum herum!«, knurrte der Mann.
    Will starrte den Narbenmann kurz an; Schweiß rann ihm über das dreckige Gesicht und brannte in seinen Augen. Dann schaute er zurück auf das Wasser, das gegen sein Ölzeug schwappte, und fragte sich, wofür das Ganze hier wohl gut war. Er wusste, dass der Mann ihn kurz abfertigen würde, wenn er ihn danach fragte, aber seine Neugier ließ ihm keine Ruhe. Er sah erneut auf und wollte gerade etwas sagen, als plötzlich ein markerschütternder Schrei ertönte und genauso schnell wieder verstummte.
    »FESTHALTEN!«, brüllte der Narbenmann.
    Will drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie einer der anderen Jungen mit einem lauten Gurgeln vollständig in einer Öffnung verschwand, die nun aussah wie ein riesiges Abflussrohr von der Größe eines Mannlochs.
    Im nächsten Moment spannte sich das Seil ruckartig, schnitt in Wills Hüfte und zuckte durch die verzweifelten Bewegungen des gestürzten Jungen. Der Narbenmann lehnte sich zurück und stemmte die Stiefel in den Dreck und Bodensatz des Tunnels. Will schien am Rand seines Bohrlochs wie festgenagelt zu sein.
    »Zieh dich wieder hoch!«, rief der Narbenmann in die Öffnung des sprudelnden Lochs. Entsetzt schaute Will zu, und endlich entdeckte er zwei schmutzige Hände, die langsam nach oben kamen, während der Junge sich gegen die Strömung am Seil hochhievte. Als er aus dem Loch geklettert war und wieder auf beiden Beinen stand, sah Will den vollkommen verängstigten Ausdruck in seinem schlammverschmierten Gesicht.
    »Ein Bohrloch freigeräumt. Und jetzt macht mal voran, ihr anderen«, rief der Narbenmann, lehnte sich gegen die Wand und holte eine Pfeife hervor, die er mit seinem Taschenmesser reinigte.
    Fieberhaft hackte Will auf das stark verdichtete Sediment ein, das sich rund um das Objekt in der Öffnung angesammelt hatte, bis der größte Teil entfernt war. Er konnte nicht sagen, worum es sich bei dem eingekeilten Gegenstand genau handelte, aber als er kurz hineinpikste, fühlte er sich schwammig an, wie vollgesogenes Holz. Will trat mit der Hacke dagegen, um das Objekt zu lockern, als es plötzlich nachgab und der Grund unter seinen Füßen wegsackte. Es gab nichts, was er hätte tun können – er befand sich in freiem Fall. Wasser strömte um ihn herum in einer Kaskade aus Geröll und Schlamm. Sein Körper schlug gegen die Seiten des Bohrlochs; Haare und Gesicht trieften vor Wasser und Dreck.
    Er zuckte wie eine Marionette, als das Seil seinen Sturz ruckartig abbremste. Im Bruchteil einer Sekunde erfasste er die Situation: Vermutlich war er mindestens sechs Meter tief gefallen, aber er hatte keine Ahnung, was ihn in der Schwärze unter ihm erwartete.
    Jetzt ist

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