Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
wollte. Sie sah auf die Uhr, beschloss, dass es Zeit zum Schlafengehen sei, nahm einen Stapel sauberer Handtücher und ging damit ins Obergeschoss. Als sie am Bad vorbeikam, hielt sie einen Moment inne, weil die Tür offen stand. Will kniete auf dem Boden, bewunderte seine neuen Fundstücke und entfernte mithilfe von Dr. Burrows’ Zahnbürste die daran haftende Erde.
    »Guck mal!«, sagte er stolz und hielt einen kleinen Beutel aus verschlissenem Leder hoch, aus dem schmutziges Wasser auf die Fußbodenfliesen tropfte. Vorsichtig öffnete er die spröde Klappe und holte eine Reihe von Tonpfeifen hervor. »Normalerweise findet man nur Bruchstücke … Teile von Pfeifen, die den Landarbeitern kaputtgegangen sind. Aber jetzt sieh dir mal die hier an. Nicht eine von ihnen ist zerbrochen. So perfekt wie am Tag ihrer Herstellung … das muss man sich mal vorstellen … all diese Jahre in der Erde gelegen … seit dem achtzehnten Jahrhundert.«
    »Entzückend«, sagte Rebecca, ohne einen Hauch von Interesse. Verächtlich warf sie ihre Haare zurück, ging zum Wäscheschrank am Ende des Flurs und legte die Handtücher hinein. Anschließend stolzierte sie in ihr Zimmer und schloss die Tür sorgfältig hinter sich.
    Will seufzte und widmete sich wieder seinen Fundstücken. Nach einer Weile wickelte er sie in die mit Dreckspritzern besprenkelte Badematte und trug sie behutsam in sein Zimmer. Hier arrangierte er die Pfeifen und den noch tropfnassen Lederbeutel neben seinen vielen anderen Schätzen auf den Regalflächen, die eine Wand seines Zimmers vollständig bedeckten – sein Museum, wie er es nannte.
     
    Wills Zimmer lag auf der Rückseite des Hauses, und es musste etwa gegen zwei Uhr morgens gewesen sein, als er von einem Geräusch geweckt wurde. Das Quietschen kam aus dem Garten.
    »Eine Schubkarre?«, wunderte er sich, denn er hatte den Klang sofort identifiziert. »Eine voll beladene Schubkarre?« Er kletterte aus dem Bett und ging zum Fenster. Unten im Garten erkannte er im Licht des Halbmonds eine dunkle Gestalt, die eine Schubkarre über den Weg schob. Er sperrte die Augen weit auf und versuchte, mehr zu erkennen.
    »Dad!«, sagte er leise, als er die Konturen seines Vaters ausmachte und dessen Brille im Mondlicht kurz aufblitzen sah. Perplex beobachtete Will, wie sein Vater das Ende des Gartens erreichte, sich durch die Lücke in der Hecke zwängte und das Gemeindeland betrat. Hier verschwand er bald hinter ein paar Bäumen, sodass Will ihn aus den Augen verlor.
    »Was hat er vor?«, murmelte Will. Dr. Burrows war wegen seiner täglichen Museums-Schläfchen schon immer sehr spät zu Bett gegangen, aber diese nächtliche Aktivität war doch sehr ungewöhnlich für ihn.
    Plötzlich erinnerte Will sich daran, dass er seinem Vater einige Monate zuvor dabei geholfen hatte, den Boden im Keller freizulegen. Dann hatten sie ihn um fast einen Meter abgesenkt und mit einem neuen Estrich versehen, um die lichte Höhe des Kellerraums zu vergrößern. Etwa einen Monat später war Dr. Burrows auf die brillante Idee gekommen, einen Ausgang vom Keller zum Garten zu graben und eine neue Tür einzusetzen, da er aus irgendeinem Grund glaubte, er bräuchte dringend einen weiteren Zugang zu seinem Zufluchtsort im Untergeschoss des Hauses. Soweit Will wusste, waren diese Arbeiten abgeschlossen, aber sein Vater konnte zuweilen unberechenbar sein. Will verspürte einen Stich, einen Anfall von Groll: Was hatte sein Vater vor, dass er es heimlich durchführen musste? Warum hatte er Will nicht um Hilfe gebeten?
    Noch immer schläfrig und in Gedanken an seine eigenen Grabungsprojekte, schob Will die Angelegenheit schließlich beiseite, legte sich wieder ins Bett und schlief ein.

6
    Am darauffolgenden Tag setzten Will und Chester nach der Schule ihre Grabungsarbeiten fort. Nachdem Will den Abraum weggeschafft hatte, rumpelte er mit der Schubkarre und den darin aufgestapelten leeren Eimern zum Ende des Tunnels, wo Chester kräftig auf die Gesteinsschicht einhackte.
    »Und, wie läuft’s?«, fragte Will.
    »Jedenfalls nicht leichter als gestern, so viel steht fest«, erwiderte Chester, wischte sich mit einem verdreckten Ärmel den Schweiß von der Stirn und schmierte sich dabei Erde übers ganze Gesicht.
    »Warte mal, lass mich mal sehen. Du kannst in der Zwischenzeit ja ’ne Pause machen.«
    »Okay.«
    Will leuchtete mit seiner Helmlampe über die Gesteinsoberfläche. Die gedämpften Braun- und Gelbtöne der Erdschichten waren durch die

Weitere Kostenlose Bücher