Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon

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ihnen etwas aus einer Seitentasche und ging mehrere Schritte vorwärts. Eine schreckliche Vorahnung beschlich die beiden Jungen, als die Styx mit einer grausamen Unabwendbarkeit auf die Reihe von Koprolithen zumarschierten.
    Will und Chester sahen entsetzt zu, wie die Styx sich den Koprolithen näherten und zustießen, woraufhin diese einfach wie gefällte Bäume zu Boden sanken. Als der Styx, der den Jungen am nächsten war, den Arm zurückzog, erkannten die beiden, dass er einen glitzernden Gegenstand in der Hand hielt.
    Die restlichen Koprolithen standen einfach nur da und schauten in unterschiedliche Richtungen. Sie unternahmen nicht den geringsten Versuch, ihren gefallenen Kameraden zu Hilfe zu eilen, und schienen wunderlicherweise von deren Tod vollkommen unberührt. Es schien fast so, als wäre inmitten einer grasenden Herde ein Tier tot umgefallen und die restlichen Herdenmitglieder würden es einfach ohne Murren hinnehmen.
    Erneut hörte Will die schroffe Stimme hinter seinem Ohr. »Genug davon. Unsere Messer an euren Kehlen spürt ihr ja wohl deutlich, und ich kann euch versichern, wir werden sie nutzen, wenn ihr nicht genau das tut, was ich euch sage. Habt ihr das verstanden?«
    Die Jungen murmelten ein leises »Ja«, während sie die Klingen kalt an ihrem Hals fühlten.
    »Legt die Hände auf den Rücken«, befahl die leisere Stimme. Sekunden später wurden die Handgelenke der Jungen fest zusammengebunden, dann riss man ihre Köpfe an den Haaren nach hinten und verband ihnen die Augen.
    Als Nächstes wurden sie an den Knöcheln gepackt und erbarmungslos auf dem Bauch den steilen Hang hinuntergezerrt. Da sie sich nicht dagegen wehren konnten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Kopf anzuheben, damit wenigstens ihr Gesicht nicht über den Boden schleifte.
    Wenige Meter später wurden sie genauso grob auf die Beine gezerrt; dann befestigte jemand ein Seil an ihren Handgelenken, an dem sie mitgerissen wurden. Die Jungen hörten nur die Schritte des jeweils anderen, während sie im halsbrecherischen Tempo den Hang hinunterstolperten. Am Lärm und an einem gelegentlichen Aufstöhnen erkannte Will, dass Chester sich vor ihm befinden musste; er vermutete, dass man sie wie Vieh auf dem Weg zum Schlachter aneinandergebunden hatte.
    Am Fuß des Hangs angekommen, verlor Chester das Gleichgewicht und stürzte nach vorne, wodurch er Will mit sich riss.
    »Steht auf, ihr Waschlappen!«, knurrte der Mann. »Und jetzt tut endlich, was man euch sagt, oder wir erledigen euch beide gleich hier an Ort und Stelle.«
    Die beiden Jungen stützten sich gegenseitig und hievten sich wieder auf die Beine.
    »Vorwärts!«, fauchte die andere Stimme und stieß Will so hart gegen seine verletzte Schulter, dass er vor Schmerz aufheulte. Im nächsten Moment hörte er, wie sein Peiniger überrascht einen Schritt zurückwich.
    Wills Schmerzen und Angst, die nur noch von seiner furchtbaren Trauer um Cal übertroffen wurden, sorgten plötzlich dafür, dass sich eine Art Schalter in seinem Kopf umlegte: Er wirbelte zu demjenigen herum, der ihn vorwärts gestoßen hatte.
    »Mach das noch mal …«, sagte er mit leiser, drohender Stimme, »und dann werde ich …«
    »Dann wirst du was?« ,fragte die Stimme, die nun sanfter als zuvor klang. Erstaunt bemerkte Will, dass sie sogar eine jugendliche, feminine Note hatte. »Was wirst du dann tun?«, wiederholte die Stimme ihre Frage.
    »Du bist ein Mädchen, stimmt’s?«, stieß Will ungläubig hervor. Ohne eine Antwort abzuwarten, ballte er seine zusammengebundenen Hände zu Fäusten und baute sich vor seiner Kontrahentin auf, wobei er natürlich keine Ahnung hatte, wo genau sie stand.
    »Dann werde ich unsere Verstärkung rufen«, entgegnete er grimmig und zitierte damit einen typischen Satz aus einer der Lieblingssendungen seiner Mutter.
    »Verstärkung? Was soll das sein?«, fragte die weibliche Stimme zögernd.
    »Eine handverlesene Gruppe von Männern, die jeden einzelnen unserer Schritte sorgfältig überwacht«, erklärte Will mit so viel Überzeugungskraft, wie er nur aufbringen konnte. »Ich brauche bloß das Zeichen zu geben und dann seid ihr erledigt.«
    »Er blufft nur«, mischte sich die Männerstimme ein, die jedoch auch etwas von ihrer Härte verloren hatte und nun fast schon amüsiert klang. »Die beiden sind allein. Wir haben doch niemanden bei ihnen gesehen, oder, Elliott?« Er wandte sich wieder Will zu. »Und wenn du Zicken machst, verarbeite ich deinen Freund zu