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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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du also nicht an dem Einsatz in London beteiligt?«, platzte Joseph heraus, presste dann aber die Lippen aufeinander – es war eindeutig, dass er seine Worte bereits bereute. »Ich möchte wirklich keinen Ärger mit …«, versuchte er hastig hinzuzufügen, ehe Sarah ihn unterbrach.
    »Nein, ich bin daran nicht beteiligt. Und mach dir keine Sorgen: Alles, was du mir erzählst, bleibt unter uns.«
    »Im Moment ist die Stimmung hier unten nicht besonders gut«, sagte Joseph mit gedämpfter Stimme. »Eine ganze Reihe von Leuten ist verschwunden.«
    Da dies in der Kolonie nichts Neues war, verzichtete Sarah auf einen Kommentar, und auch Joseph schwieg, als schämte er sich noch immer für seine Indiskretion.
    »Und, kommst du nun zurück?«, fragte er schließlich. »Wenn dein Auftrag erfüllt ist?«
    »Ja. Die Weißkragen haben mir gesagt, ich dürfte wieder in der Kolonie leben, sobald ich für sie etwas erledigt habe.« Sie wischte sich einen Kuchenkrümel aus dem Mundwinkel, warf einen wehmütigen Blick auf die Tür und seufzte. »Selbst wenn dir die Flucht gelingt … wenn du es bis nach Übergrund schaffst, wird ein Teil von dir doch immer hierbleiben. Sie fangen dich mit allem, was dir lieb ist, mit allen, die du liebst, mit deiner Familie … Das habe ich inzwischen herausgefunden«, sagte sie mit vor Reue erstickter Stimme. »Allerdings viel zu spät.«
    Joseph rappelte sich mühsam auf und nahm ihr den Teller aus der Hand. »Es ist niemals zu spät«, murmelte er, während er seine wuchtige Gestalt zur Tür bewegte.
     
    In den darauffolgenden Tagen wurde Sarah aufgetragen, sich auszuruhen und wieder zu Kräften zu kommen. Und schließlich, als sie schon dachte, vor lauter Untätigkeit noch verrückt zu werden, wurde sie von einem anderen Wärter abgeholt und in einen größeren Raum gebracht. Der Mann war zwar genauso gekleidet wie Joseph, wirkte aber kleiner und älter, mit völlig kahlem Schädel und unerträglich langsamen Bewegungen.
    Während sie durch den Flur gingen, sah er sich immer wieder nach Sarah um und hob entschuldigend die buschigen weißen Augenbrauen. »Meine Gelenke«, erklärte er. »Die Feuchtigkeit macht ihnen schwer zu schaffen.«
    »Dagegen ist niemand gefeit«, erwiderte Sarah und erinnerte sich an ihren Vater, der sehr unter chronischer Arthritis gelitten hatten.
    Der alte Mann brachte sie in einen großen Raum mit einem langen Tisch in der Mitte und einer Reihe von halbhohen Schränken an den Wänden. Dann schlurfte er ohne ein weiteres Wort aus dem Raum und ließ Sarah allein zurück, die sich nun fragte, weshalb man sie hierhergebracht hatte. Auf beiden Seiten des Tischs standen zwei Stühle mit hohen Lehnen. Sarah ging auf den nächsten der beiden Stühle zu und stellte sich dahinter auf. Dann sah sie sich im Raum um; ihr Blick fiel auf einen kleinen Schrein in einer Ecke, auf dem ein etwa fünfzig Zentimeter großes, schmiedeeisernes Kreuz zwischen zwei flackernden Kerzen stand. Eine Ausgabe des Buchs der Katastrophen lag aufgeschlagen davor.
    Sarahs Augen leuchteten auf, als sie etwas auf dem Tisch in der Raummitte entdeckte: Ein breiter Papierbogen mit farbigen Flächen bedeckte einen Großteil der Holzoberfläche. Sarah warf rasch einen Blick über die Schulter zur Tür – es war ihr schleierhaft, was man von ihr erwartete. Schließlich gab sie ihrer Neugier nach, trat einen Schritt näher und beugte sich über das Papier.
    Erstaunt stellte sie fest, dass es sich um eine Karte handelte. Ihr Blick fiel auf die linke obere Ecke, wo sie zwei dünne, sorgfältig schraffierte Parallellinien entdeckte, die sich nach wenigen Zentimetern zu einer Fläche mit winzig kleinen Rechtecken verbreiterten. Daneben stand die Inschrift Der Grubenbahnhof, begleitet von mehreren, ihr unbekannten Symbolen. Als sie die Karte weiter studierte, entdeckte sie neben einer gewundenen dunkelblauen Linie eine neue Inschrift: Der Fluss Styx.
    Sarah fuhr mit dem Finger weiter nach rechts und betrachtete den Rest der Karte, der aus einer riesigen hellbraunen Fläche mit vielen, untereinander verbundenen Blasen bestand. Manche dieser Blasen waren in anderen Farben schraffiert: Dunkelbraun, Orange und Rot – von hellem Purpur bis zu dunklem Weinrot. Sarah erinnerten diese Rottöne an die Farbe von Blut in unterschiedlichen Gerinnungsstadien, und sie beschloss herauszufinden, wofür diese Schattierungen standen.
    Wahllos legte sie den Finger auf eine der Flächen und beugte sich noch tiefer darüber, um sie

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