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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Burrows streitlustig, bereute aber sofort, dass sie überhaupt reagiert hatte. Der Mann sah verdächtig nach einem Schlipsträger aus – ein Berufstätiger mit Burn-out-Syndrom, der sich auf dem Wege der Besserung befand. Sobald diese Typen wieder zu alter Form aufliefen, waren sie extrem arrogant und unerträglich aufgeblasen. In dieser Genesungsphase ließen sie sich nur schwer ignorieren – aber einen Versuch war es trotzdem wert.
    Mrs Burrows senkte den Kopf und betete inständig, dass er sie in Ruhe lassen und sich wieder auf sein Ei konzentrieren würde. Doch dieser Wunsch blieb ihr verwehrt.
    »Und wir sind in diesem Krieg auf der Verliererseite«, fügte der Mann nun kauend hinzu. »Wir stehen unter ständigem Beschuss mit Viren. Im Grunde könnte für uns schon alles vorbei sein, ehe Sie auch nur Alle Neune! sagen können.«
    Mrs Burrows gelang es nicht, sich zurückzuhalten: »Was reden Sie da? So ein Blödsinn!«
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte er stirnrunzelnd. »Mit diesem hoffnungslos überbevölkerten Planeten haben wir die optimalen Bedingungen für jeden Virus geschaffen, sich zu einem wirklich tödlichen Erreger zu verändern, und zwar in null Komma nichts. Ein idealer Nährboden.«
    Mrs Burrows dachte daran zu gehen. Sie hatte nicht vor, sich das Geschwafel dieses alten Narren anzuhören, und außerdem war ihr der Appetit vergangen. Diese mysteriöse Pandemie hatte nur einen Vorteil: Es war äußerst unwahrscheinlich, dass an diesem Tag irgendwelche Aktivitäten stattfinden würden, daher konnte sie es sich vor dem Fernseher bequem machen und ohne großen Widerspruch seitens der Schwestern all ihre Lieblingssendungen sehen … oder wenigstens hören.
    »Im Moment leiden wir alle unter dieser unangenehmen Augeninfektion, aber es bedarf nur weniger Genmutationen, um den Virus in einen Killer zu verwandeln.« Der Mann nahm den Salzstreuer und gab etwas Salz auf sein Ei. »Merken Sie sich meine Worte: Eines Tages wird etwas wirklich Übles am Horizont auftauchen und uns alle niedermähen, wie eine Sense das Getreide«, verkündete er und tupfte sich mit einem Taschentuch vorsichtig die Augenwinkel. »Dann gehen auch wir den Weg, den die Dinosaurier gegangen sind, und all das hier …«, er schwenkte den Arm mit einer großen Geste über den Saal, »inklusive uns Menschen wird nur noch eine kurze und unbedeutende Episode in der Geschichte der Welt sein.«
    »Welch aufheiternder Gedanke. Klingt nach irgendeinem hirnrissigen Science-Fiction-Groschenroman«, sagte Mrs Burrows höhnisch, während sie aufstand und sich von Tisch zu Tisch vortastete, um zum Ausgang des Speisessaals zu gelangen.
    »Es ist ein unangenehmes, aber sehr wahrscheinliches Szenario für unser letztendliches Ableben«, erwiderte er.
    Diese Bemerkung versetzte Mrs Burrows endgültig in Rage. Schlimm genug, dass ihre Augen sie fast umbrachten, da musste sie sich nicht auch noch solch einen Schwachsinn anhören! »Ach so, wir sind also alle dem Untergang geweiht? Und woher wollen Sie das wissen?«, stieß sie verächtlich hervor. »Was sind Sie überhaupt … ein verhinderter Schriftsteller oder was?«
    »Nein, genau genommen bin ich Arzt. Ich arbeite im St.-Edmund’s-Hospital. Vielleicht haben Sie schon mal davon gehört?«
    »Oh«, murmelte Mrs Burrows, hielt dann inne und drehte sich zu dem Mann um.
    »Da Sie ja offenbar auch so etwas wie eine Expertin sind, wünschte ich, ich könnte Ihre Überzeugung teilen, dass kein Grund zur Sorge besteht.«
    Peinlich berührt, verharrte Mrs Burrows reglos auf der Türschwelle.
    »Und noch ein kleiner Tipp: Versuchen Sie, sich nicht ständig die Augen zu reiben, meine Liebe – es macht die Sache nur noch schlimmer«, sagte der Mann kurz angebunden und wandte sich dann wieder dem Fenster zu, vor dem zwei Tauben am Fuß der Futterstelle ihre Kräfte beim Tauziehen um ein Stück Speckschwarte maßen.

22
    Während der nächsten Kilometer hörten Will und Chester nichts als das Knirschen des Gerölls unter ihren Füßen. Die Jungen kamen nur mühsam vorwärts und trotteten hinter ihren schweigenden Kidnappern her. Sobald einer von ihnen beiden strauchelte, wurde er grob hochgerissen und vorwärtsgestoßen, damit er schneller lief.
    Irgendwann wurden die Jungen, ohne jede Vorwarnung, zum Anhalten gezwungen; dann nahm ihnen jemand die Augenbinde ab. Blinzelnd schauten sie sich um. Offensichtlich befanden sie sich noch immer in der Großen Prärie, doch im Schein der Helmlampe, die der große Mann

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