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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Richtung, die sie ihm gezeigt hatte. Soweit er das beurteilen konnte, bewegte sich dort absolut gar nichts.
    Nach ein paar Minuten ertönte ein weit entferntes, tiefes Grollen von der anderen Seite der Prärie herüber, und obwohl Will keinen Blitz gesehen hatte, spürte er die Druckwelle im Gesicht, ein schwacher Schwall warmer Luft über der konstanten Brise. Er stand auf, und sofort war Elliott wieder an seiner Seite.
    »Dacht ich’s mir doch«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Das sind die Grenzer, die eine weitere Koprolithen-Siedlung in die Luft blasen.«
    »Aber warum sollten sie so was tun?«
    »Drake dachte, dass du uns das vielleicht erzählen könntest.«
    Will sah ihre wachsamen braunen Augen, die durch den Schlitz in dem Halstuch funkelten.
    »Nein«, erwiderte Will zögernd, »woher soll ich das wissen?«
    »Diese ganze Geschichte – die Jagd auf unsere Freunde und sämtliche Koprolithen, die mit uns Geschäfte treiben – hat etwa zur gleichen Zeit angefangen, als du hier aufgetaucht bist. Vielleicht hast du das ja verursacht. Also, was hast du getan, um die Styx so aufzustacheln?«
    »Ich … ich …«, stammelte Will wie vor den Kopf gestoßen von ihrer Vermutung, dass er in irgendeiner Form für die Handlungen der Styx verantwortlich war.
    »Na ja, was auch immer du getan hast, sie werden jedenfalls nicht lockerlassen. Ich weiß, wovon ich rede.« Einen kurzen Moment wandte sie den Blick ab. »Halt die Augen offen«, fügte sie dann hinzu und sprang mit katzenhaften Bewegungen den steilen Fels hinauf, das riesige Gewehr sicher in den Händen.
    Wills Gedanken überschlugen sich. Konnte sie recht haben? Hatte er den Zorn der Styx über die Abtrünnigen und Koprolithen gebracht? War er in irgendeiner Form verantwortlich für all das, was hier geschah?
    REBECCA!
    Der Gedanke an seine ehemalige Schwester ließ ihn würgen. War es möglich, dass Rebecca immer noch auf Rache sann? Ihr bösartiger Einfluss schien ihn auf Schritt und Tritt zu verfolgen, ihm nachzuschleichen wie eine giftige Schlange. Steckte sie hinter all dem? Nein, das konnte nicht sein – es war einfach zu abwegig, versuchte Will sich einzureden.
    Er dachte an den Moment zurück, als er und Chester die unterirdische Welt zum ersten Mal betreten hatten, durch eine der Luftschleusen der Kolonie, und dadurch eine Lawine von Ereignissen in Gang gesetzt hatten. Im nächsten Moment wurde ihm schmerzhaft bewusst, wie viele Menschenleben sich durch ihn zum Schlechten verändert hatten.
    Da war zunächst einmal Chester, der in dieses schreckliche Chaos hineingezogen worden war, weil er ein gutes Herz hatte und seine Hilfe bei der Suche nach Wills Vater angeboten hatte. Als Nächster Tarn, der in der Ewigen Stadt sein Leben verloren hatte, weil er Will schützen wollte. Und auch Tams Männer durfte er nicht vergessen: Imago, Jack und die anderen, deren Namen ihm nicht sofort einfielen, die aber alle sehr wahrscheinlich in diesem Moment auf der Flucht waren. Und das alles nur seinetwegen. Diese Bürde war einfach zu schwer für ihn. Nein, versuchte er sich selbst zu überzeugen, das kann nicht alles meinetwegen sein. Das kann einfach nicht sein.
    Ein paar Minuten später hörte Will plötzlich Geräusche aus der Briefkastenöffnung und sah dann, wie Drake hastig herauskletterte; die weißen Partikel flogen wie Konfetti von seinen Haaren und Schultern. In den Armen hielt er Cals schlaffen Körper. Augenblicke später krabbelte auch Chester aus der Bodenspalte.
    Drake blieb für den Bruchteil einer Sekunde stehen und schüttelte seine Maske aus; dann nahm er seinen hektischen Sprint wieder auf und stürmte in Richtung des Kanals.
    »Komm schon«, rief Elliott Will zu, der das Ganze sprachlos beobachtete.
    Die Gruppe folgte Drake, dessen hoch aufragende Gestalt mit dem leblosen Körper in den Armen eine Spur von weißen Partikeln nach sich zog. Als er den Kanal erreichte, hielt er jedoch nicht inne, sondern stürzte die Böschung hinunter und sprang direkt ins Wasser, das mit einem gewaltigen Platschen über ihm und Cal zusammenschlug.
    Will und Chester standen am Ufer und beobachteten das Geschehen, ohne jedoch zu begreifen, was da vor sich ging. Als sich die Wasseroberfläche wieder beruhigt hatte, zeigten nur ein paar aufsteigende Luftblasen die Stelle an, wo Drake hineingesprungen war. Will warf Chester einen fragenden Blick zu.
    »Was hat er vor?«
    »Keine Ahnung«, meinte Chester achselzuckend.
    »Hast du Cal gesehen?«
    »Nicht richtig«,

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