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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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erwiderte Chester.
    Aus der Tiefe des Kanals stiegen Blasen auf, als würde das Wasser am Boden stark aufgewühlt. Kleine Wellen breiteten sich von der Turbulenz in alle Richtungen aus, dann beruhigte sich die Oberfläche erneut. Sekunden verstrichen und allmählich beschlich Will das Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
    Während sie weiterhin zweifelnd auf den Kanal schauten, flüsterte Chester niedergeschlagen: »Für mich sah er ziemlich tot aus, aber ich habe ihn auch nicht richtig sehen können.«
    »Bist du denn nicht in die Kaverne hineingegangen?«
    »Drake hat mir befohlen, draußen zu warten. Er hat sich in der Höhle sehr vorsichtig und langsam bewegt … vermutlich wollte er die Dinger nicht erneut aufwecken. Aber dann kam er im Affenzahn herausgestürzt …«
    Chester unterbrach sich, weil Drakes Kopf in diesem Moment durch die Wasseroberfläche stieß. Der große Mann schnellte hoch und holte ein paarmal tief Luft. Cal konnten sie nicht sehen, da Drake seinen Körper unter Wasser hielt. Mit ein paar einarmigen Zügen schwamm Drake zum Ufer, stemmte die Schulter gegen die bröckelnde Steinböschung, hob dann Cal halb aus dem Wasser und schüttelte den Jungen kräftig. Cals Kopf wippte von einer Seite zur anderen, als wollte er sich von den Schultern lösen. Plötzlich hielt Drake inne und musterte Cals Gesicht angestrengt.
    »Leuchtet mal mit euren Lampen hierher«, befahl er.
    Sofort kamen Will und Chester der Aufforderung nach. Cals Gesicht bot einen furchtbaren Anblick: Es war blau angelaufen und mit weißen Beulen übersät. Und es zeigte nicht das geringste Lebenszeichen. Nichts. Will wurde von Verzweiflung gepackt – offensichtlich war das Ganze reinste Zeitverschwendung gewesen. Sein Bruder war tot, und es gab nichts und niemanden, der daran etwas ändern konnte.
    Erneut schüttelte Drake den Jungen wie verrückt und schlug ihm hart ins Gesicht.
     
    Und plötzlich hörten Will und Chester einen leisen Atemzug.
     
    Cals Kopf zuckte. Er schnappte nach Luft und hustete geschwächt.
    »Gott sei Dank, Gott sei Dank«, murmelte Chester wieder und wieder und schaute dann zu Will, der ihn genauso ungläubig ansah und sprachlos den Kopf schüttelte. Bis zu diesem Moment hatte er es nicht gewagt, sich irgendwelche Hoffnungen zu machen. Aber das hier ging über seine kühnsten Träume hinaus: Sein Bruder schien vor seinen Augen von den Toten auferstanden zu sein.
    Cal holte noch ein paarmal pfeifend Luft und hustete erneut, dieses Mal kräftiger. Und dann wurde er von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Sein Atem ging rasselnd, als bekäme er nicht genügend Luft in die Lunge. Sein Kopf zuckte krampfartig hin und her und er musste sich heftig übergeben. »Gut so, Junge! Weiter so«, sagte Drake und hielt ihn fest. »So ist es richtig!«
    Dann drückte er sich aus dem Wasser und hievte Cal so hoch wie er nur konnte.
    »Zieht ihn raus«, befahl er den Jungen, die Cal unter den Armen packten und ans Ufer hoben.
    »Nein, legt ihn nicht hin!«, sagte Elliott. »Stellt ihn auf die Beine. Zieht ihm sein Hemd aus und marschiert mit ihm auf und ab. Er darf nicht stehen bleiben. Nur dann bekommen wir das Gift aus seinem Körper.«
    Als Will und Chester ihm das Hemd abstreiften, kam Cals blau getönte Haut zum Vorschein: Die gesamte Hautoberfläche war mit weißen Beulen übersät. Er hatte die rot geränderten Augen weit aufgesperrt und seine Lippen formten unhörbare Worte. Gemeinsam führten sie den Jungen im Kreis herum, doch Cals Kopf rollte von einer Seite auf die andere und seine Beine schienen zu keinem einzigen Schritt fähig.
    Drake war aus dem Kanal geklettert und hockte am Ufer, während Elliott durch das Zielfernrohr ihres Gewehrs den Horizont absuchte.
    Aber Wills und Chesters Bemühungen schienen nicht auszureichen. Nach einer Weile fielen Cals Augenlider wieder zu und seine Lippen bewegten sich nicht länger – er verlor erneut das Bewusstsein.
    »Stopp«, sagte Drake und stand auf. Er marschierte zu den Jungen, hob Cals Kopf mit einer Hand an und schlug ihm mit der anderen Hand erbarmungslos ins Gesicht, wieder und wieder. Und dann glaubte Will zu erkennen, wie die bläuliche Tönung langsam aus Cals Wangen wich.
    Als sein Bruder mit den Augenbrauen zuckte, hielt Drake inne und beobachtete sein Gesicht sorgfältig.
    »Wir haben ihn in letzter Sekunde gerettet. Hätte er noch länger dagelegen, dann hätte das Narkotikum ihn fest im Griff gehabt und die Sporen hätten zu keimen

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