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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Burrows, der sich schon in der Londoner U-Bahn verirrt? Klar doch!
    »Verschwindet! Auf Nimmerwiedersehen!«, schnauzte Will seine nörgelnden Selbstzweifel so laut an, dass seine Worte von den Tunnelwänden zurückhallten.
    Auf Nimmer-wieder-sehen, ja? Das ist lustig! ,konterte die Stimme in leicht süffisantem Ton, als wüsste sie genau, wo das alles enden würde. Schlimmer als jetzt kann’s nicht mehr werden, fuhr sie fort. Du bist Geschichte, Mann.
    Will hielt inne und schüttelte den Kopf. Er weigerte sich, das, was die Stimme ihm einredete, zu akzeptieren. Es musste einfach einen Ausweg geben.
    Er schloss die Augen, öffnete sie dann wieder und versuchte, etwas zu erkennen, irgendetwas. Doch da war nichts zu erkennen. An der Erdoberfläche wies selbst die schwärzeste Nacht noch immer winzige Lichtspuren auf, aber für diese Dunkelheit galt das nicht – diese Finsternis war absolut. Und sie spielte mit ihm, gab ihm Hoffnung. Falsche Hoffnung.
    Vorsichtig ertastete Will die inzwischen allzu vertraute raue Oberfläche der Tunnelwand mit den Fingern und bewegte sich millimeterweise vorwärts, bis er schließlich die Geduld verlor und versuchte, schneller voranzukommen. Dabei verfing sich sein Fuß an einem Hindernis am Boden, und er stürzte nach vorn, torkelte einen leichten Abhang hinab und landete schwer schnaufend mit dem Gesicht im Geröll.
    Er durfte sich nicht erlauben, zu lange über seine Situation nachzudenken, sonst würde er verrückt werden. Hier befand er sich nun: etwa acht Kilometer unter der Erdoberfläche, falls Tarn recht gehabt hatte, allein, verängstigt und hoffnungslos verirrt. Er war von Drake und den anderen schätzungsweise einen ganzen Tag getrennt, möglicherweise auch länger, aber Will hatte keine Ahnung, woher er das genau wissen sollte.
    Jede weitere Sekunde in dieser Verlassenheit war so lebensgefährlich und Furcht einflößend wie die davor, und Will hatte das Gefühl, dass bereits zig Millionen dieser Sekunden hinter ihm lagen. Im Grunde hatte er keinen blassen Schimmer, wie lange er schon in diesen endlosen Tunneln umherirrte, aber seiner ausgetrockneten Kehle nach zu urteilen, mussten es mindestens vierundzwanzig Stunden sein. Nur eines wusste er mit absoluter Sicherheit: In seinem ganzen Leben hatte er noch nie so entsetzlichen Durst gehabt.
    Er rappelte sich auf und tastete nach der Wand. Doch seine ausgestreckten Finger trafen auf nichts als warme Luft. Die Tunnelwand war nicht dort, wo er sie vermutet hatte. Sofort sah er sich selbst am Rande eines gähnenden Abgrunds und wurde von einem überwältigenden Schwindelgefühl erfasst. Zögernd ging er einen Schritt weiter. Der Boden erschien ihm nicht eben, aber selbst dessen konnte er sich nicht mehr sicher sein. Er hatte einen Punkt erreicht, an dem er kaum noch sagen konnte, ob der Boden abschüssig war oder ob er vielleicht schräg lief. Allmählich misstraute er seinen noch verbliebenen Sinnen.
    Der Schwindelanfall verstärkte sich, und Will wurde übel. Er versuchte, das Gleichgewicht wiederzufinden, indem er die Arme seitlich ausstreckte. Nachdem er diese Pose einige Sekunden gehalten hatte, fühlte er sich wieder ein wenig sicherer auf den Beinen. Doch selbst nach ein paar weiteren zögernden Schritten konnte er noch immer keine Wand ertasten. Will rief in die Dunkelheit und lauschte auf das Echo.
    Er war in einen größeren Raum gefallen – so viel konnte er anhand des Halls um ihn herum erkennen. Vielleicht befand er sich an einer Tunnelkreuzung. Verzweifelt versuchte er, seine wachsende Panik zu unterdrücken; sein Atem ging stoßweise und das Blut rauschte in seinen Ohren. Wogen der Angst rasten unerbittlich durch seine Adern, und er zitterte am ganzen Körper, wobei er nicht wusste, ob ihm heiß oder kalt war.
    Wie hatte es nur so weit kommen können? Die Frage schwirrte ihm immer wieder im Kopf herum, wie eine gefangene Motte in einem Glas.
    Will nahm seinen ganzen Mut zusammen und machte einen weiteren Schritt. Noch immer keine Wand. Er klatschte in die Hände und hörte auf den Widerhall, der ihm eindeutig bestätigte, dass er sich tatsächlich in einem Raum befand, der wesentlich größer als ein Tunnel sein musste. Er konnte nur hoffen, dass dies nicht bedeutete, dass in der Dunkelheit vor ihm eine tiefe Schlucht auf ihn wartete. Sofort drehte sich ihm wieder der Kopf. Wo sind die Wände? Ich habe die verdammten Wände verloren!
    Heiße Wut stieg in ihm auf, und er biss die Zähne so fest aufeinander, dass

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