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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Bahnhofsgebäude wahr. Im Dämmerlicht erkannte sie etwa sechs oder sieben Männer, die in einer lockeren Reihe aufgestellt waren. Sarah hatte sie zuvor nicht bemerkt, weil sie vollkommen reglos warteten und teilweise von gestapelten Kisten und Kästen verdeckt waren. Aufgrund ihrer Zivilkleidung nahm Sarah an, dass es sich um Kolonisten handelte. Die Männer standen mit gesenkten Köpfen da, scharf bewacht von einem Grenzer mit gezückter Waffe – was eigentlich überflüssig schien, da die Gefangenen an Händen und Füßen mit schweren Ketten gefesselt waren. Diese Männer würden so schnell nirgendwohin gehen.
    Sarah vermutete, dass man sie wohl in die Verbannung geschickt hatte. Nichtsdestoweniger war es höchst ungewöhnlich, dass eine so große Gruppe von Leuten gleichzeitig aus der Kolonie gewiesen wurde – es sei denn, es hatte eine Revolte oder einen Aufstand gegeben, den die Styx zerschlagen hatten. Allmählich fragte Sarah sich, wo sie da hineingeraten war und ob man sie zu diesen Gefangenen stecken würde. Dann hörte sie plötzlich Rebeccas Stimme.
    Das Styx-Mädchen zeigte dem alten Styx die Übergrund-Zeitungen, woraufhin der Alte gebieterisch nickte, während die restlichen Mitglieder der Delegation schweigend danebenstanden. Sarah kam der Gedanke, dass sich hinter diesem großen Interesse an den Zeitungsschlagzeilen – wahrscheinlich an denjenigen über die Krankheit der Übergrundler – mehr verbergen musste als nur das übliche Interesse am aktuellen Tagesgeschehen an der Erdoberfläche, das die Styx routinemäßig verfolgten. Vor allem, wenn Sarah daran dachte, wie Joseph sich in der Garnison verplappert und ihr versehentlich von einem größeren Einsatz in London erzählt hatte. Ja, hinter all dem steckte mehr, als sie anfangs vermutet hatte.
    Die Zeitungen wurden innerhalb der Styx-Delegation weitergereicht, und während der anschließenden Besprechung schien der alte Styx fast die gesamte Zeit zu reden. Sarah stand zu weit entfernt, um irgendetwas verstehen zu können; außerdem wechselte er häufig in die kratzige, unverständliche Sprache der Styx. Doch dann schnappte sie Rebeccas Stimme auf.
    »Jawoll!«, stieß das Mädchen klar und deutlich und voller jugendlicher Freude hervor. Gleichzeitig riss sie ihren Unterarm zu einer triumphierenden Geste hoch, als wäre sie hochgradig begeistert über das, was sie von dem alten Styx gerade erfahren hatte. Im nächsten Moment wandte sich der Alte an einen anderen Styx aus der Gruppe, der einen kleinen Koffer öffnete, etwas herausholte und es Rebecca überreichte. Sie nahm es entgegen und hob es hoch, während die Delegation gebannt zuschaute.
    Sämtliche Gespräche in der Gruppe verstummten. Sarah konnte nicht genau erkennen, worum es sich handelte, aber dem Glitzern nach zu urteilen, hielt Rebecca zwei kleine Objekte aus Glas oder einem ähnlichen Material in die Höhe und inspizierte sie im Schein der Leuchtkugeln.
    Dann tauschten Rebecca und der alte Styx einen langen Blick – es war offensichtlich, dass gerade etwas sehr Bedeutsames geschehen war. Die Besprechung fand ein abruptes Ende, als der Alte einen Befehl erteilte und mit dem Rest der Delegation zum Bahnhofsgebäude zurückmarschierte.
    Rebecca wirbelte zu dem einzelnen Styx herum, der neben den gefesselten Gefangenen Wache stand. Sie gab ihm ein Zeichen und spreizte dabei die Finger einer Hand, als wollte sie jemanden verscheuchen. Der Wärter brüllte sofort ein Kommando in Richtung der Gefangenen, die sich langsam in Bewegung setzten und auf eine weit entfernte Ecke der Höhle zustrebten.
    Sarah sah, wie Rebecca danach auf sie zuschlenderte, die beiden Objekte in den Händen.
    »Was ist denn das für ein Haufen?«, fragte Sarah und zeigte auf die Gefangenen, die inzwischen die tiefen Schatten am Rand der Höhle erreicht hatten und kaum noch zu erkennen waren.
    »Ach, unwichtig …«, erwiderte Rebecca und fügte dann ein wenig geistesabwesend hinzu: »Wir brauchen keine weiteren Versuchskaninchen, jetzt nicht mehr.«
    »Und wie ich sehe, hat die Division ziemlich schweres Geschütz mitgebracht«, sagte Sarah, als ein Teil der berittenen Truppe die Waffen abtransportierte.
    Doch Rebecca interessierte sich nicht für Sarahs Fragen. Sie warf die Haare in den Nacken und hielt die Objekte in ihren Händen hoch.
    »Denn dies ist ›Alleinherrschaft‹«, verkündete Rebecca in einem leisen Singsang. »Und ›Alleinherrschaft‹ wird dafür sorgen, dass die Gerechtigkeit zu den

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