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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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waren.
    »Aleph … Lamed … Lamed …«, murmelte er, während er sich Buchstabe für Buchstabe vorarbeitete und an manchen Stellen einen Moment zögerte, wenn ein Zeichen nicht ganz eindeutig war oder er sich nicht sofort daran erinnern konnte. Doch er brauchte nie lange, weil er in Altgriechisch bewandert war – einer Sprache, die sich direkt vom phönizischen Alphabet abgeleitet hatte.
    »Donnerwetter, ich hab das Rätsel geknackt!«, rief er so laut, dass seine Stimme von den Wänden widerhallte.
    Dr. Burrows stellte fest, dass es sich bei der Inschrift des mittleren Tafelabschnitts um eine Art Gebet handelte. An sich nichts Besonderes, aber er konnte den Text tatsächlich lesen. Nachdem er schon so weit gekommen war, widmete er sich erneut der oberen Inschrift, die aus zahlreichen Glyphen bestand. Jetzt, da er die detaillierte Bilderschrift richtig herum vor sich sah, ergaben die Symbole sofort einen Sinn.
    Für seine Doktorarbeit hatte er sich intensiv mit Bilderschriften beschäftigt, insbesondere den mesopotamischen, die zu den ältesten bekannten Schriftformen zählten und teilweise bis auf das Jahr 3000 vor Christus zurückgingen. Und obwohl die Schrift auf der Tafel nicht damit zu vergleichen war, wusste Dr. Burrows nur allzu gut, dass piktografische Zeichen im Laufe der Jahrhunderte immer schematischer wurden. Zunächst waren die Piktogramme – etwa das Bild eines Bootes oder einer Weizengarbe – noch problemlos zu verstehen gewesen, doch mit der Zeit entwickelten sie sich zu stilisierten Abbildungen, vergleichbar den keilförmigen Zeichen des mittleren und unteren Tafelabschnitts. Sie verwandelten sich in ein Alphabet.
    »Ja! Ja!«, sagte er, als er sah, dass der obere Abschnitt das Gebet im mittleren Teil wiederholte. Aber es hatte nicht den Eindruck, als hätte sich dessen Schrift direkt aus den piktografischen Symbolen entwickelt. Plötzlich ging ihm ein Licht auf: Ihm wurde klar, was er da gefunden hatte – und welche Konsequenzen damit verbunden waren.
    »Oh, mein Gott! Vor Abertausenden von Jahren muss ein phönizischer Schreiber irgendwie von der Erdoberfläche hier heruntergekommen sein … Er hat diese Tafel angefertigt … er hat eine Übersetzung einer antiken Hieroglyphensprache in den Stein gemeißelt. Aber wie kam er hierher?« Dr. Burrows blies die Wangen auf und stieß die Luft dann langsam wieder aus. »Und dieser unbekannte antike Menschenschlag … wer waren diese Leute? … wer zum Teufel waren sie?«
    Sofort schoss ihm eine Fülle von Möglichkeiten durch den Kopf, aber eine – wahrscheinlich die am weitesten hergeholte – drängte sich hartnäckig in den Vordergrund. »Die Atlanter … das untergegangene Atlantis!« Er hielt den Atem an, und sein Herz raste beim Gedanken an diese Vorstellung.
    Atemlos plapperte Dr. Burrows vor sich hin, während er seine Aufmerksamkeit auf den unteren Schriftblock richtete und ihn mit den phönizischen Worten verglich, die darüber in den Stein gemeißelt waren.
    »Verdammt! Ich glaub, ich hab es geschafft. Es ist … es ist dasselbe Gebet!«, stieß er immer lauter hervor. Sofort erkannte er die Ähnlichkeiten zwischen den Hieroglyphen im oberen Tafelabschnitt und der Gestalt der Buchstaben des unteren Textes. Für ihn bestand nicht der geringste Zweifel, dass diese beiden Schriften miteinander verwandt waren … dass die Piktogramme sich in Buchstaben verwandelt hatten.
    Und mithilfe der phönizischen Schrift dürfte es ihm keinerlei Probleme bereiten, den unteren Abschnitt zu übersetzen, überlegte Dr. Burrows weiter. Er besaß nun den Schlüssel, der es ihm ermöglichte, alle Tafeln zu übersetzen, die er in der Höhle gefunden und in seinem Notizbuch festgehalten hatte.
    »Ich hab’s, verflixt noch eins!«, rief er aufgeregt, während er durch seine Skizzen blätterte. »Ich kann ihre Sprache lesen! Mein eigener Stein von Rosette, mein Rosettastein. Nein … Moment mal …« Er hielt den Finger hoch, als ihm ein neuer Gedanke kam. »Der Burrows-Stein! « Er sprang auf, drehte sich in Richtung der Dunkelheit und hielt das Notizbuch triumphierend über den Kopf. »Der Dr.-Burrows-Stein. «
    »Ihr armen Narren, ihr im British Museum, in Oxford und in Cambridge … und ihr Mistkerle ganz besonders: Professor White und seine Kumpane von der London University, ihr, die ihr mir meine römische Villa, meine Grabungsstätte geklaut habt … ICH HABE GESIEGT … MAN WIRD SICH AN MICH ERINNERN!« Seine Worte dröhnten durch die Klamm.

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