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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Stimmbänder befeuchtete, »… während du dich hier vollfutterst.« Er fühlte sich wie verwandelt und war in Hochstimmung. Die langen Stunden in der Dunkelheit lagen hinter ihm, und er befand sich wieder in Sicherheit. Er war gerettet! »Echt typisch!«
    »Du siehst schrecklich aus«, sagte Chester leise.
    Wills ohnehin blasses Albino-Gesicht wirkte jetzt noch weißer, gebleicht von den getrockneten Salzkristallen, die um seinen Mund und auf seinen Brauen und Wangen eine Kruste gebildet hatten.
    »Danke«, murmelte er schließlich, nach einem weiteren ausgiebigen Schluck Wasser.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht’s blendend. Einfach blendend«, erwiderte Will sarkastisch.
    »Aber wie bist du hierhergekommen?«, fragte Chester. »Wo hast du die ganze Zeit gesteckt?«
    »Das willst du nicht wissen«, murmelte Will mit noch immer krächzender und kaum hörbarer Stimme. Dann warf er einen Blick in die Lavaröhre hinter Chester. »Drake und die anderen … wo sind sie? Wo ist Cal?«
    »Sie sind auf der Suche nach dir.« Ungläubig schüttelte Chester den Kopf. »Oh Mann, Will, ist das schön, dich zu sehen! Wir dachten, du wärst geschnappt oder erschossen worden.«
    »Nein, diesmal nicht«, sagte Will, holte tief Luft und trank gierig weiter, bis er auch den letzten Tropfen Wasser aus dem Behälter gesaugt hatte. Dann rülpste er zufrieden, warf den Wasserbehälter auf den Boden und schaute seinem Freund zum ersten Mal direkt ins Gesicht, der ihn besorgt musterte. Chesters Hand, die ein Stück Proviant festhielt, schwebte noch immer vor dessen Nase. Guter, alter Chester … Will musste plötzlich lachen, zunächst nur leise, aber dann baute sich das anfängliche Glucksen zu einem solch hysterischen Lachen auf, dass Chester ein wenig zurückwich. Wills Kehle hatte sich von dem Wassermangel noch nicht vollständig erholt, sodass sein Gelächter heiser und leicht beunruhigend klang.
    »Will, was ist los? Was hast du?«
    »Lass dich von mir nicht vom Essen abhalten«, quetschte Will gerade noch hervor, ehe er erneut in brüllendes, seltsam klingendes Gelächter ausbrach – was Chester ein mulmiges Gefühl bereitete.
    »Das ist gar nicht lustig«, sagte er und ließ seine Hand mit dem Proviant sinken. Als Will keinerlei Anstalten machte, sein ersticktes Prusten einzustellen, wuchs Chesters Entrüstung. »Ich hab gedacht, ich würde dich nie wiedersehen«, erklärte er ernst. »Ganz ehrlich.«
    Doch dann zeichnete sich um seine Lippen, an denen noch Brotkrümel hingen, ein breites Grinsen ab. »Ich geb auf. Du bist echt durchgeknallt, total durchgeknallt.« Er schüttelte den Kopf. »Ich wette, du hast einen Mordshunger. Möchtest du etwas essen?«, fragte er und deutete auf den offenen Beutel, der auf seinem Rucksack lag.
    »Ich könnte jetzt wirklich was gebrauchen«, sagte Will dankbar.
    »Kein Problem. Ist sowieso dein Proviant – ist ja auch dein Rucksack. Drake hat sich deine Sachen geschnappt, als wir fliehen mussten.«
    »Na, da bin ich ja froh, dass du das Essen nicht verderben lassen wolltest!«, sagte Will und verpasste Chester einen freundschaftlichen Knuff gegen den Arm. In diesem Moment fühlte er sich seinem alten Freund wieder nahe – und das Gefühl machte ihn unglaublich froh. »Die Batterien in meiner Taschenlampe … haben irgendwann den Geist aufgegeben. Ich hatte nicht mal mehr Licht … Ich hab echt gedacht, mit mir wäre es aus«, erklärte er.
    »Was? Und wie hast du dann den ganzen Weg bis hierher geschafft?«, fragte Chester.
    »Per Anhalter«, spottete Will. »Was glaubst du denn wohl, wie ich hierhergekommen bin? Zu Fuß natürlich.«
    »Ach du meine Fresse!«, stieß Chester hervor und schüttelte fassungslos den Kopf.
    Will warf einen Blick auf das dümmliche Grinsen seines Freundes, das ihn stark an den Moment erinnerte, als sie sich im Grubenzug wiedergefunden hatten.
    Damals hatte Chester genau dasselbe breite, dümmliche Grinsen im Gesicht gehabt, und obwohl dieser Augenblick noch nicht sehr lange zurücklag, kam es Will vor wie eine halbe Ewigkeit. So vieles war in der Zwischenzeit passiert, so vieles hatte sich seitdem verändert.
    »Weißt du«, wandte er sich an Chester, »ich würde sogar lieber zur Schule gehen, als das noch mal durchzumachen!«
    »So übel, ja?«, fragte sein Freund mit gespieltem Ernst.
    Will nickte. Er fuhr sich mit der geschwollenen Zunge über die Lippen und genoss das Gefühl des Speichels in seinem Mund. Er konnte fast spüren, wie das Wasser

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