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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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drohend den Gewehrkolben. Da Will nicht die geringste Lust hatte, sich mit ihr wegen der Helligkeit seiner Lampe zu streiten, schaltete er sie auf die niedrigste Stufe zurück. Elliott wandte sich ruckartig ab, marschierte stur an Cal und Chester vorbei und übernahm erneut die Führung. Ihr Verhalten erinnerte Will an die Art und Weise, mit der Rebecca ihn in Highfield immer behandelt hatte, und weckte unwillkommene Erinnerungen, die er am liebsten verdrängt hätte. Er überlegte, ob wohl alle Teenager-Mädchen eine ähnlich nachtragende, rachsüchtige Ader hatten, und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er das andere Geschlecht wohl jemals begreifen würde. In den darauffolgenden Stunden hatte er den Eindruck, dass Elliott trotz seiner Bitten, das Tempo zu drosseln, sogar noch einen Schritt zulegte – nur um ihn zu ärgern.
    Während sie tiefer in das neue Gebiet eindrangen, nahm die Größe der Sukkulenten ständig zu. Ihre Blätter verursachten ein quatschendes, schmatzendes Geräusch, wenn die Jungen versehentlich darauf traten, und hin und wieder platzte auch eines der Blätter mit einem lauten Plopp, wie ein berstender Ballon, und erfüllte die Luft mit einem intensiven Schwefelgeruch.
    Immer häufiger trafen sie nun auch auf urtümlich wirkende Pflanzen, die in borstigen Büschen wie stark wuchernde Brombeersträucher den Boden besiedelten. Sie erinnerten Will an den Acker-Schachtelhalm, ein Gewächs, das er durch dessen üppiges Wachstum auf dem Friedhof von Highfield kannte. Diese Pflanzen besaßen allerdings schmutzig weiße Triebe von bis zu fünf Zentimetern Durchmesser, die mit Manschetten aus schwarzen, nadelspitzen Dornen besetzt waren. Je weiter die Jungen liefen, desto dichter und höher wurde der Bewuchs, bis die Pflanzen ihnen fast bis zur Taille reichten und sie nur noch unter großen Mühen vorankamen.
    Auch der Baumbestand nahm zu. Will sah, dass die dicken Stämme mit großen Schuppen bedeckt waren, und vermutete, dass es sich um eine Art Riesenfarn handelte. Durch ihre schiere Menge konnte er Cal und die anderen, die direkt vor ihm liefen, kaum noch sehen. Die Luftfeuchtigkeit stieg mit jedem Schritt weiter an, und schon bald waren die Jungen in Schweiß gebadet.
    Während Will sich vorankämpfte, versuchte er, dicht bei Cal zu bleiben, um nicht zu weit zurückzufallen. Dabei bemerkte er, dass Elliott offenbar eine neue Richtung eingeschlagen hatte. Sie bewegten sich nun einen leichten Abhang hinunter, und Will erkannte, dass diese Route sie zum Strandabschnitt führen würde. Er hörte, wie sich die anderen vor ihm mühsam einen Weg durch das dichte Blattwerk schlugen, und sofort beschlich ihn die Sorge, dass Cal und er vom Kurs abkommen könnten. Denn er hatte keine Lust, sich noch einmal zu verirren – sein Alleingang genügte ihm fürs Erste voll und ganz! Wenige Augenblicke später erhaschte er jedoch einen schwachen Lichtschein und einen kurzen Blick auf Chester, der ein paar Meter vor ihnen lief. Also befanden sie sich noch immer auf dem richtigen Weg, stellte Will erleichtert fest. Aber wohin führte Elliott sie?
    Schließlich stolperten sie den Rest des dicht bewachsenen Abhangs hinunter, brachen aus dem Gebüsch hervor und fanden sich am Strand wieder, wo Cal und Chester zum ersten Mal das unterirdische Meer zu sehen bekamen. Sprachlos vor Verwunderung starrten sie auf die dunklen Wogen, während eine leichte Brise ihnen den Schweiß auf den Gesichtern kühlte.
    Obwohl Will das Geräusch von strömendem Wasser wahrnahm, das irgendwo in nicht allzu großer Ferne sprudelte und toste, konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf den gewaltigen Wald, aus dem sie gerade hervorgetreten waren – im Halbschatten seiner Lampe wirkte er düster und undurchdringlich.
    Riesige farnartige Bäume ragten hoch aus dem dichten Unterholz hervor.
    »Palmfarne!«, rief Will. »Das müssen Nacktsamer sein. Die Dinosaurier haben solche Pflanzen gefressen!«
    An der Spitze der sanft geneigten Stämme – die in regelmäßigen Abständen dunkle Ringe aufwiesen, als wären sie aus einer Reihe immer kleiner werdender Röhren zusammengesteckt worden – wuchs eine wuchtige Krone aus großen Farnwedeln, wodurch die Gewächse ausgesprochen kopflastig wirkten. Einige dieser Farnwedel hatten sich vollständig geöffnet, während andere noch fest zusammengerollt waren. Doch im Gegensatz zu den grünen Blättern der Palmfarne an der Erdoberfläche besaßen die Wedel dieser riesigen Pflanzen eine graue

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