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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Farbe.
    Zwischen diesen urwüchsigen Bäumen war das Unterholz der dickblättrigen Sukkulenten und wuchernden Dornensträucher so dicht, dass Will den Eindruck hatte, in tiefster Nacht auf einen undurchdringlichen Dschungel zu schauen. Im nächsten Moment entdeckte er kleine weiße flatternde Objekte, die in den Baumkronen umherschwirrten – je länger er hinschaute, desto mehr Insekten konnte er erkennen. Die größeren Fluginsekten kannte er nicht, aber bei denen, die nun in seiner Nähe schwebten, handelte es sich eindeutig um die gleiche Art von schneeweißen Nachtfaltern, die er schon in der Kolonie gesehen hatte. Und dann nahm Will ein unregelmäßiges, vertrautes Geräusch wahr, das ihn so sehr an ländliche Gebiete an der Erdoberfläche erinnerte, dass er lächeln musste: Er konnte das Zirpen von Grillen hören!
    Schließlich ging er ein paar Schritte zurück, in Richtung Meer – der Anblick dieser fantastischen Szenerie faszinierte ihn derart, dass er eine ganze Weile brauchte, bis er sich davon losreißen konnte. Cal und Chester standen inzwischen am Ufer, versuchten noch immer, wieder zu Atem zu kommen, und warfen besorgte Blicke auf die dunkle Wasserfläche.
    Schließlich drehte Will sich um und schaute an den beiden Jungen vorbei zu Elliott, die auf dem feuchten Sand kniete und den vor ihnen liegenden Strandabschnitt durch ihr Zielfernrohr inspizierte.
    Will gesellte sich zu ihr. Das stark sprudelnde Wasser vor ihr hatte seine Neugier geweckt, und er wollte wissen, was die Ursache für die stromschnellenartigen Wellen war. Als er neben Elliott stand, stellte er fest, dass sich von der Küste eine schäumende weiße Linie ins Meer erstreckte, mit wild wogenden und Gischt sprühenden Wassermassen auf einer Seite.
    »Das ist der Damm«, sagte Elliott beiläufig, als hätte sie seine Frage geahnt.
    Sie rappelte sich auf, und die Jungen scharten sich um sie.
    »Wir werden das Wasser hier überqueren. Wenn ihr ausrutscht, werdet ihr von der Strömung fortgerissen. Also passt besser auf.« Ihre Stimme klang ausdruckslos und verriet den Jungen nichts von dem, was sie wirklich dachte.
    »Unter der Wasseroberfläche verläuft eine Art Felsbank, oder?«, überlegte Will laut, ging ein paar Schritte darauf zu und tauchte seine Hand in die schäumenden Wogen, um herauszufinden, was sich darunter befand. »Genau … hier ist sie ja.«
    »Das würde ich an deiner Stelle lieber lassen«, sagte Elliott warnend.
    Ruckartig zog Will seine Hand zurück.
    »Da drin schwimmen Wesen, die dir die Finger abbeißen«, fuhr sie fort, schaltete ihre Lampe eine Stufe höher und leuchtete über das Wasser, damit die Jungen die endlose Leere sehen konnten, die riesigen schwarzen Flächen, die sich auf beiden Seiten des Damms ausdehnten.
    Trotz der Wärme und der hohen Luftfeuchtigkeit jagte der Anblick den Jungen einen eisigen Schauer über den Rücken.
    »Bitte sag uns, wohin du uns führst«, flehte Will. »Gibt es irgendeinen Grund, warum du uns im Dunkeln lässt?«
    Seine Worte hingen ein paar Sekunden im Raum, ehe Elliott ihm antwortete.
    »Also gut«, sagte sie und stieß einen Seufzer aus. »Wir haben nicht viel Zeit, also hört mir genau zu. Verstanden?«
    Alle drei Jungen reagierten mit einem gemurmelten »Ja«.
    »Noch nie zuvor habe ich hier unten in den Tiefen so viele Grenzer gesehen wie im Moment, und das gefällt mir überhaupt nicht. Es liegt auf der Hand, dass irgendetwas ganz Großes im Gange ist, und vielleicht ist das der Grund dafür, dass die Styx ein paar offene Probleme lösen.«
    »Was meinst du mit ›offene Probleme‹?«, fragte Chester.
    »Ich meine damit Abtrünnige … Leute wie Drake und ich«, erwiderte Elliott. Dann richtete sie ihre Lampe auf Will. »Und er.« Sie warf einen Blick auf das schäumende Wasser. »Wir marschieren zu einem sicheren Ort, damit ich in Ruhe überlegen kann, was wir als Nächstes tun sollten. So, und jetzt folgt mir einfach«, sagte sie abschließend.
    Die Überquerung des Damms war nervenaufreibend. Elliott hatten den Jungen erlaubt, ihre Lampen ein wenig höher einzustellen, aber die Strömung war unglaublich stark und drückte so heftig gegen ihre Schuhe, dass leichter Dampf um sie herum aufstieg. Die Tatsache, dass die Felsbank, auf der sie sich bewegten, alles andere als eben und mit glitschigen Algen überspült war, erleichterte die Überquerung auch nicht gerade. Alle paar Meter verschwand sie kurz unter der Wasseroberfläche – und das waren die tückischsten

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