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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Das Tier war noch genauso lebendig wie zum Zeitpunkt, als sie es gefangen hatte, und sie musste ihren Fuß auf die Krabbe stellen, um zu verhindern, dass sie die Flucht ergriff.
    Chester sah, dass Will auf sie zukam. Seine Bewegungen wirkten träge, als wäre er noch nicht ganz wach. Wasser rann an ihm herab und er sah einfach furchtbar aus. Seine Bemühungen, sich das Gesicht zu waschen, waren nicht besonders erfolgreich gewesen, denn unter den Augen sowie auf der Stirn und am Hals schimmerten noch rußige Flecken, und seine weißen Haare standen vor Dreck. Unter anderen Umständen hätte Chester vielleicht gescherzt, dass Will ihn an einen Pandabären erinnerte. Aber für so etwas war hier weder der richtige Moment noch der passende Ort.
    Will blieb ein paar Meter vor ihnen stehen, vermied aber jeden Blickkontakt. Stattdessen beugte er sich nach vorn, um seine Füße zu betrachten. Mit dem Zeigefinger kratzte er sich die Handfläche, als wolle er mit dem Fingernagel dort etwas entfernen.
    »Was habe ich getan?«, murmelte er. Er war kaum zu verstehen und nuschelte, als wären seine Lippen taub. Außerdem konnte er es offenbar nicht lassen, an seiner Hand herumzukratzen.
    »Hör auf damit!«, fuhr Elliott ihn an. Will hielt inne, ließ die Arme hängen, die Schultern sacken und den Kopf nach vorn sinken.
    Während Chester seinen Freund betrachtete, löste sich ein Tropfen von Wills Gesicht und funkelte kurz im Licht auf. Aber er konnte nicht erkennen, ob es sich um eine Träne handelte oder lediglich um Meerwasser von Wills Waschversuch.
    »Sieh mich an«, befahl Elliott ihm.
    Will rührte sich nicht.
    »Ich sagte, du sollst mich ansehen!«
    Will hob den Kopf und schaute Elliott benommen an.
    »Schon besser. Jetzt lass uns mal etwas klarstellen … wir haben getan, was wir tun mussten«, verkündete sie energisch. Dann wurde ihre Stimme weicher. »Ich denke nicht darüber nach … und du solltest das auch nicht tun. Später wird noch genügend Zeit dafür sein.«
    »Ich …«, stammelte er und schüttelte dabei langsam den Kopf.
    »Nein … hör mir zu. Du hast geschossen, weil ich dazu nicht in der Lage war. Ich habe Drake hängen lassen, du nicht. Du hast das Richtige getan … für ihn.«
    »Okay«, murmelte er leise und seufzte niedergeschlagen. Er schwieg eine Weile und fragte dann: »Hattest du etwas von Abendessen gesagt?« Es war offenkundig, dass er alles tat, um sich zusammenzureißen, doch die Verzweiflung stand ihm noch immer in den schwarz geränderten Augen.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte sie, während sie sich gleichzeitig daran erinnerte, dass sie sich um die Nachtkrabbe unter ihrem Fuß kümmern musste. Und das fiel ihr keinen Moment zu früh ein, denn das Tier kräuselte seine Flossen, um sich aus dem Sand auszugraben, im verzweifelten Versuch, ins Wasser zurückzugelangen.
    »Übel«, meinte Will. »Mir brummt zwar nicht mehr der Schädel, aber mein Magen fühlt sich an, als wäre ich Achterbahn gefahren.«
    »Du musst etwas Warmes essen«, sagte sie, hob den Fuß von der Nachtkrabbe und zog ihr Messer aus der Scheide. Die Greifer unter dem Kopf der Krabbe zuckten wild hin und her.
    Es dauerte einen Moment, bis Will begriff, was dort lag. Dann schrie er auf.
    »Anomalocaris canadensis! «
    Zur Überraschung aller änderte sich sein Verhalten schlagartig. Er war total aufgeregt, sprang auf und ab und wedelte mit den Armen.
    Elliott drehte die Nachtkrabbe auf den Rücken und setzte ihr Messer am flachen Bauch, an der Nahtstelle zwischen zwei der Panzersegmente an.
    »Nein!«, schrie Will. »Nicht!« Er streckte eine Hand aus, um Elliott davon abzuhalten, das Tier zu töten. Doch sie war schneller. Sie stach das Messer in die Krabbe, worauf die Greifer am Kopf sofort erschlafften.
    »Nein!«, rief er erneut. »Wie konntest du das tun? Das war ein Anomalocaris! « Bestürzt ging er einen Schritt auf sie zu.
    »Bleib mir vom Leib«, warnte sie ihn und hob dabei ihr Messer, »oder ich spieße dich auf.«
    »Aber … es ist ein Fossil … ich meine … es ist ausgestorben … ich meine, ich habe eine Versteinerung davon gesehen … es ist AUSGESTORBEN!«, brüllte er und wurde immer erregter, da keiner der anderen zu begreifen oder sich darum zu kümmern schien, was er ihnen sagen wollte.
    »Tatsächlich? Für mich sieht es nicht ausgestorben aus«, sagte Elliott und fuchtelte ihm mit dem toten Tier vor der Nase herum, als wollte sie ihn verspotten.
    »Begreifst du denn nicht, wie wichtig das hier

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