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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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es auf den Boden. Dann schälte sie mit der Spitze ihres Messers eines der Panzersegmente an seinem Unterbauch ab und begann damit, seinen Körper zu zerkleinern. »Er ist durch«, verkündete sie.
    »Na toll«, sagte Will tonlos.
    Doch als das Essen verteilt war, kapitulierte Will: Er legte sein Tagebuch beiseite und machte sich daran, seine Portion zu verspeisen. Zunächst noch widerstrebend, doch es dauerte nicht lange, bis er das Fleisch hungrig verschlang. Er pflichtete sogar Chester bei, dass der Anomalocaris geschmacklich einem Hummer ähnelte. Dagegen sagten ihnen die Austernvorläufer überhaupt nicht zu, und die Jungen verzogen das Gesicht, während sie sich tapfer bemühten, sie zu kauen.
    »Hm. Interessant«, kommentierte Will und dachte darüber nach, dass er einer der ganz wenigen lebenden Menschen war, der ein längst ausgestorbenes Tier verspeist hatte. Plötzlich entstand in seiner Fantasie das Bild, wie er einen Hamburger aß, und er lächelte unbehaglich.
    »Ja, ein echt tolles Barbecue«, sagte Chester lachend und streckte die Beine aus. »Fast so, als wäre man wieder zu Hause.«
    Will nickte zustimmend.
    Die belebenden Windböen, das Knistern des erlöschenden Feuers, das sich mit dem Rauschen der Wellen mischte, und der Geschmack von Meeresfrüchten im Mund – das alles löste in Chester und Will einen akuten Anfall von Heimweh aus. Bei ihrem Beisammensein hätte es sich genauso gut um einen Ferienausflug oder eine spätabendliche Strandparty im Sommer handeln können.
    Aber je länger sie sich einzureden versuchten, das Ganze wäre wie zu Hause, desto mehr mussten sie erkennen, dass es keineswegs so war.
    Elliott hatte ihre Mahlzeit zum Ufer mitgenommen und hob gelegentlich das Gewehr, um die in der Ferne liegenden Strände abzusuchen.
    »Oh-oh«, sagte Cal plötzlich. Sofort drehten Will und Chester sich um und sahen, wie Elliott aufsprang, wobei ihr das Essen vom Schoß rutschte. Sie blieb reglos stehen, das Gewehr auf etwas gerichtet.
    »Wir müssen weg!«, rief sie den Jungen zu, ihr Auge noch immer am Zielfernrohr.
    »Hast du was gesehen?«, fragte Will.
    »Ja, ein Aufblitzen … Eigentlich hatte ich gehofft, sie würden länger brauchen, um den Strand zu erreichen … aber es handelt sich wahrscheinlich um eine Vorhut.«
    Chester zog ein entsetztes Gesicht und schluckte lautstark seinen letzten Bissen hinunter.

37
    »Du dummer, dummer Kater!«, rief Sarah, während sie durch die Sukkulenten stolperte. Bartleby zog, wie er noch nie gezogen hatte: Es bestand keinerlei Zweifel daran, dass er einer frischen Fährte der Jungen folgte. Das war die gute Nachricht. Die schlechte bestand darin, dass er immer wilder und widerspenstiger wurde – Sarah hatte schon mehrmals angenommen, er würde sich gleich gegen sie wenden.
    »Langsamer!«, schrie sie.
    Im nächsten Augenblick erschlaffte die Leine mit einem scharfen Knall, und Sarah verlor das Gleichgewicht und fiel flach auf den Rücken. Die Lampe entglitt ihrer Hand, rollte über den Boden, prallte gegen eine der umliegenden Pflanzen und stellte sich dabei auf die hellste Stufe. Gleißendes Licht fiel auf die großen, im Wind wogenden Bäume hinter ihr – zuckende Blitze, die kilometerweit zu sehen sein würden. Auf keine andere Art und Weise hätte sie ihre Anwesenheit besser bekannt geben können.
    Sie schnappte nach Luft und konnte sich ein paar quälend lange Momente nicht bewegen. Dann kroch sie zu der Stelle, wo die Laterne lag, und warf sich keuchend und wild fluchend über sie, um das Licht abzudecken. Noch dilettantischer ging es ja wohl nicht! Vor schierer Frustration hätte Sarah laut schreien können, doch das hätte die Lage auch nicht verbessert.
    Schließlich schob sie die Hand unter den Körper und schaltete die Lampe wieder auf die kleinste Stufe. Dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit den Resten der Lederleine um ihre Hand. Das Ende, an dem die Leine nachgegeben hatte, war zerfetzt und zerfranst, und bei näherer Betrachtung entdeckte Sarah Bissspuren – Bartleby hatte wohl darauf herumgekaut, während sie nicht hingeschaut hatte. Dieses gerissene Biest! Wäre sie nicht so wütend auf sich selbst gewesen, hätte sie seine List vielleicht sogar bewundert.
    Das Letzte, was sie von ihm zu sehen bekommen hatte, war der Blick auf sein Hinterteil gewesen. Dabei hatten sich seine Hinterläufe so schnell bewegt, dass Sarah sie nur verschwommen wahrnahm, während er mit Hochgeschwindigkeit im Gestrüpp verschwand.
    »Dieser verdammte

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