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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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von der Höhlendecke herabtropfte. Dr. Burrows stand vor einem Torbogen mit zwei großen Steinsäulen, die offenbar das Ende des Pfads kennzeichneten.
    Langsam drehte er sich erst in die eine, dann in die andere Richtung und versuchte, alles in sich aufzunehmen.
    Als Erstes fiel ihm auf, dass der Schlussstein in der Spitze des Bogens mit einer Art Dreizack verziert war. Er hatte dieses Symbol während seiner Reise durch die Tiefen bereits mehrfach auf Bauwerken und anderen Steinmetzarbeiten gesehen und außerdem stand es auch auf den Steintafeln, die er in seinem Notizbuch skizziert hatte. Doch das Symbol wollte zu keinem der Zeichen auf dem Dr.-Burrows-Stein passen, sodass ihn die Frage nach seiner Bedeutung ziemlich fuchste.
    Doch dieser Gedanke verblasste rasch zur Nebensächlichkeit, als er zwischen den Säulen hindurchschritt und der Pfad sich zu einem großen, mit Steinplatten ausgelegten Platz erweiterte.
    Ungläubig begann Dr. Burrows zu lachen. Dann blieb er stehen und lachte erneut, die Augen auf die pechschwarze Tiefe vor ihm gerichtet. Keine zwei Meter weiter öffnete sich ein riesiges Loch im Boden. Und er befand sich auf einer Art Pier, der über die Kante des Lochs hinausragte.
    Von oben wehte ein stürmischer Wind, sodass er nur äußerst vorsichtig über die ausgetretenen Steinplatten ging und bis dicht an den Rand der Plattform herantrat.
    Der Abgrund übte eine äußerst beunruhigende Wirkung auf Dr. Burrows aus. Schon der enorme Umfang der Öffnung ließ sein Herz vor Aufregung hämmern: Die andere Seite des Abgrunds war nicht zu erkennen – sie lag in vollkommene Dunkelheit gehüllt. Er wünschte, er hätte eine leistungsstärkere Lichtquelle gehabt, damit er eine fundierte Berechnung des Umfangs hätte aufstellen können. Doch schon nach einer ersten groben Schätzung hätte man einen ganzen Berg hineinwerfen können und es wäre immer noch Platz gewesen.
    Langsam hob er den Kopf und sah nun, dass sich in der Höhlendecke ebenfalls eine große Öffnung befand. Worum es sich bei diesem Phänomen auch immer handeln mochte, es schien sich auch nach oben hin fortzusetzen und bildete die Ursache für den Wind und die sporadischen Sturzbäche, die sich überall um ihn herum ergossen. Dr. Burrows bewegte die Lippen, brachte aber keinen Ton hervor, während er Vermutungen darüber anstellte, bis wohin sich dieses unglaubliche Naturphänomen wohl ausdehnte. Vielleicht hatte die Öffnung einst bis zur Erdoberfläche gereicht und war dann irgendwann von einer Verschiebung der tektonischen Platten oder durch vulkanische Aktivität verschlossen worden.
    Doch dann schob er diese Gedanken beiseite, denn der Drang, in die Tiefe hinabzuschauen, war einfach zu groß. Es schien, als würde die Schwärze des Vakuums ihn in ihren Bann schlagen und immer näher zu sich heranziehen. Während er in das Loch starrte, entdeckte er aus dem Augenwinkel mehrere Stufen, die gleich zu seiner Linken vom Rand in die Tiefe führten.
    »Wäre es möglich?«, fragte er sich mit angehaltenem Atem. »Könnte das tatsächlich meine Fahrkarte ins Erdinnere sein?«
    Sofort legte er seinen Rucksack ab und stieg die gesprungene Steintreppe hinab.
    »Mist!«, stieß er hervor und zog die Schultern hoch, als er feststellte, dass die Treppe bereits nach wenigen Stufen endete. Er kniete nieder und spähte in das Dunkel hinab, um zu überprüfen, ob vielleicht nur ein Teilabschnitt der Treppe eingestürzt war.
    »Sieht nicht so aus«, seufzte er niedergeschlagen.
    Er konnte nichts erkennen, was darauf hingedeutet hätte, dass die Stufen noch weiter nach unten führten. Die spärlichen Überreste der Treppe endeten nach sieben Stufen, auf deren letzter er nun stand – keineswegs das, was er sich erhofft hatte. Womöglich war dies das Ende seiner gesamten Expedition. Doch er ließ die Hoffnung nicht fahren und fragte sich stattdessen, ob es an einer anderen Stelle des Lochs vielleicht noch eine weitere, intakte Treppe gab. Einen anderen Weg in die Tiefen.
    Er stieg die Stufen wieder hinauf und griff nach seinem Rucksack, während er noch immer versuchte, sich einen Reim auf all dies zu machen. Hier stand er nun also vor dem Loch, das auf der Koprolithenkarte eingezeichnet war – und es musste sich um dasselbe Loch handeln, das das mittlere Relief des Triptychons im Tempel mit den grässlichen Milben zeigte.
    Allmählich verstand er, warum dieses antike Volk die riesige Öffnung im Boden für so wichtig gehalten hatte. Aber sie musste

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