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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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nickte.
    »Dann ist es eigentlich ganz einfach«, sagte Elliott. »Die Weißkragen wussten, dass Cal bei dir ist. Was wäre da also besser, als Sarah das Tier zu geben, damit der Kater sein Herrchen aufspürt und sie direkt zu euch führt?«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Will und runzelte die Stirn. »Aber wieso ist sie überhaupt hier unten? Was glauben die Styx …?«
    »Verstehst du denn nicht? Die Styx wollten, dass sie dich erwischt und tötet«, unterbrach Chester ihn mit bedächtiger, leidenschaftsloser Stimme. Er hatte bis jetzt geschwiegen und dachte im Moment logischer als Will. »Offenbar haben sie ihr eingeredet, du wärst für Tams Tod verantwortlich. Wieder so einer ihrer widerlichen kleinen Tricks. Genau wie diese Sache mit der Alleinherrschaft, von der sie gesprochen hat.«
    »Können wir uns jetzt bitte beeilen?«, warf Elliott ein und streute dabei ein wenig Dörrer-Pulver auf die Fährte, die sie hinterließen.
    Gemeinsam setzten sie ihren Weg durch den Haupttunnel fort. Nur Cal ging ein paar Schritte abseits von ihnen, begleitet von seinem überglücklichen Kater, der um ihn herumhüpfte.
    Nach kurzer Zeit traten sie auf einen schmalen Felsvorsprung hinaus, wo ihnen der Wind noch heftiger um die Ohren wehte. Der Weg schien hier zu enden, und um sie herum war nichts zu erkennen, was ihnen verraten hätte, wie es nun weitergehen sollte … wie sie in die Tiefe gelangen sollten.

47
    »Und was jetzt?«, fragte Will. Er bemühte sich, sämtliche Gedanken an Sarah zu verdrängen und sich auf ihre jetzige Situation zu konzentrieren.
    Da ihre Lampen auf die kleinste Stufe gestellt waren und Will sein Sichtgerät nicht eingeschaltet hatte, konnte er vor sich nur verschwommene Schatten erkennen, als befänden sich dort andere Erhebungen oder Felsvorsprünge. Es bestand kein Zweifel daran, dass Elliott sie an den Rand einer tiefen Felsspalte geführt hatte – doch er konnte nicht sagen, was dahinter oder darunter lag.
    »Also, wollen wir rüberspringen?«, fragte er und spähte dabei in den Abgrund hinunter, der nach seiner Einschätzung senkrecht abfiel.
    »Klar doch, nur zu. Es geht hier über hundert Meter steil hinunter«, erwiderte Elliott. »Aber vielleicht versuchst du es ja lieber dort drüben.«
    Die Jungen schauten in die Richtung, in die das Mädchen zeigte, und entdeckten am äußersten Rand des Felsvorsprungs zwei Zinken. Mit größter Vorsicht wagten sie sich näher heran, wobei der heftige Wind und der tiefe Abgrund sie dazu veranlassten, jeden Schritt mit Bedacht zu wählen. Doch schließlich stellten sie fest, dass es sich um das obere Ende einer alten Eisenleiter handelte, die trotz zahlreicher Roststellen noch ziemlich solide wirkte.
    »Eine Koprolithenleiter. Das ist zwar nicht so schnell wie springen, dafür aber auch weniger schmerzhaft«, sagte Elliott. »Diese Gegend hier heißt ›Spiegellabyrinth‹ – warum, werdet ihr sehen, wenn wir erst einmal unten sind.«
    »Was ist mit Bartleby?«, warf Cal ein. »Er kann diese Leiter nicht hinunterklettern, und ich werde ihn auf keinen Fall hier zurücklassen! Ich habe ihn doch gerade erst wiederbekommen!«
    Cal kniete neben dem Kater, den Arm um dessen Hals geschlungen. Bartleby rieb seine riesige Wange an Cals Kopf und schnurrte durchdringend wie ein übervölkerter Bienenstock.
    »Schick ihn den Berggrat entlang. Er wird schon einen Weg nach unten finden«, sagte Elliott.
    »Ich will ihn aber nicht noch einmal verlieren«, entgegnete Cal entschieden.
    »Jaja, ich hab’s kapiert!«, fauchte Elliott. »Wenn er als Jäger auch nur einen Schuss Pulver wert ist, wird er uns unten schon aufspüren.«
    »Was soll das heißen?«, schnaubte Cal entrüstet. »Bartleby ist der verdammt beste Jäger der ganzen Kolonie! Nicht wahr, Bart?« Liebevoll streichelte er dem Kater über den kahlen, faltigen Schädel.
    Elliott stieg als Erste auf die Leiter, dicht gefolgt von Chester, der sich an Will vorbei nach vorne drängte. »Darf ich mal?«, knurrte er schroff.
    Will zog es vor, nicht darauf zu reagieren. Als Chester aus seinem Sichtfeld verschwunden war, ging er als Nächster zur Leiter. Mit einem ziemlich mulmigen Gefühl ergriff er die beiden Pfosten und schwang ein Bein über den Rand des Felsvorsprungs. Doch nachdem er mit dem Fuß erst einmal eine Sprosse ertastet hatte, machte er sich entschlossen an den Abstieg, der ihm nun deutlich weniger schwerfiel. Als Letzter folgte Cal, nachdem er Bartleby auf den längeren Weg den Grat

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