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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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blickte man in ein Meer aus dunklen, spiegelnden Flächen. Als der Lichtstrahl von Elliotts Lampe auf die nächstgelegene Säule traf, wurde er durch die spiegelnden Flächen weiter und weiter gelenkt. Am Ende verlief der Strahl kreuz und quer durch den Raum und schuf die Illusion unendlich vieler Lampen – ein überwältigender Anblick. Außerdem entdeckte Will in allen Richtungen Spiegelbilder von sich und den anderen.
    »Das Spiegellabyrinth«, sagte Elliott. »Es besteht aus Obsidian.«
    Will hielt bewundernd den Atem an und betrachtete die Säule direkt neben ihnen genauer. Entgegen des ersten Eindrucks war sie keineswegs rund – sie bestand vielmehr aus einer Reihe schmaler, flacher, senkrechter Streifen, die an vertikale Bruchkanten erinnerten. Als Will seinen Blick über die Säule zur Decke hinaufwandern ließ, stellte er fest, dass sie sich nach oben nicht zu verjüngen schien.
    Er schaute sich weiter um und entdeckte eine Säule, die sich von den anderen unterschied: Ihre senkrechten Flächen waren leicht gebogen, wodurch sie einer gigantischen Zuckerstange ähnelte. Bei näherer Betrachtung fand er weitere dieser gedrehten Säulen, mit teilweise extremer Krümmung.
    Plötzlich erinnerte Will sich an seine Kamera im Rucksack und fragte sich, ob ihm damit wohl eine gute Aufnahme diese Szenerie gelingen würde. Doch dann entschloss er sich dagegen, da die Reflexionen dies unmöglich machen würden. Während er darüber nachdachte, wie solch ein einzigartiges Naturphänomen hatte entstehen können, schwirrte ihm zunehmend der Kopf.
    Und obwohl er förmlich darauf brannte, einen Kommentar zu den Säulen abzugeben, riss er sich zusammen: Chesters Reaktion auf seine Schwärmereien angesichts der Flugechsen war ihm noch allzu schmerzhaft in Erinnerung. Aber wenn es eine Szenerie gab, die sich hervorragend für eine von Chesters heiß geliebte Fantasy-Geschichten eignete, dann ganz gewiss dieser Wald aus Kristallmonolithen. Der geheime Hof der Finsteren Feen, dachte Will ironisch. Nein, viel besser: Der geheime Hof der Finsteren und Extrem Eitlen Feen. Er unterdrückte ein Kichern und behielt die Vorstellung für sich. Er hatte nicht vor, Chester noch weiter gegen sich aufzubringen; die Beziehung zu ihm hatte ohnehin schon ihren historischen Tiefpunkt erreicht.
    In diesem Augenblick meldete Chester sich zu Wort und gab sich dabei betont unbeeindruckt von der Umgebung – wahrscheinlich um Will zu ärgern.
    »So. Und was nun?«, wandte er sich an Elliott, die ihre Lampe wieder herunterschaltete. Das verwirrende Bild aus Lichtstrahlen und Spiegelbildern versank im Dunkeln.
    »Wie gesagt: Das hier ist ein Labyrinth, also tut genau das, was ich euch sage«, erklärte Elliott. »Drake und ich haben auf halber Strecke ein verstecktes Lager angelegt, wo wir unsere Vorräte und unser Wasser auffüllen und uns wieder mit Waffen eindecken können. Der Weg dorthin wird nicht allzu lange dauern, und danach gehen wir weiter zum Trichter. Wenn wir den hinter uns haben, sind es nur noch ein paar Tagesmärsche bis zu den Feuchtgebieten.«
    »Der Trichter?«, fragte Will, dessen Neugier geweckt war.
    »Was ist mit Bartleby?«, mischte Cal sich ein. »Er ist noch nicht hier.«
    »Gib ihm etwas Zeit. Du weißt, dass er uns finden wird«, erwiderte Elliott verständnisvoll, im Versuch, den Jungen zu besänftigen.
    »Das will ich auch hoffen«, schnaubte Cal.
    »Okay, dann lasst uns aufbrechen«, sagte Elliott und stieß einen Seufzer aus. Allmählich verlor sie die Geduld.
    Da das glasartige Geröll unter ihren Füßen bei jedem Schritt ein knirschendes Geräusch erzeugte, war es den Jungen nicht möglich, sich lautlos zu bewegen. Elliott hingegen gelang dies mühelos – es schien, als berühre sie den Boden überhaupt nicht.
    »Der Lärm, den ihr veranstaltet, ist kilometerweit zu hören. Könnt ihr Neandertaler denn nicht leiser auftreten?«, beschwor sie sie. Doch es hatte keinen Zweck: Sosehr die Jungen sich auch bemühten, sie klangen wie eine Horde Elefanten im Porzellanladen. »Das Versteck ist nicht mehr weit von hier. Ich werde vorgehen, um die Lage zu sondieren. Wenn alles okay ist, könnt ihr mir folgen. Verstanden?«, fragte Elliott und war im nächsten Augenblick verschwunden.
    Während die Jungen noch herumstanden und darauf warteten, dass sie zurückkehrte, horchte Cal plötzlich auf.
    »Ich glaube, ich kann Bart hören. Er ist auf dem Weg hierher.«
    Rasch wandte er Will und Chester den Rücken zu und ging seitlich

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