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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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an einer Säule entlang, dem Geräusch entgegen.
    Das Licht seiner abgeblendeten Lampe traf ohne jede Vorwarnung auf ein Lebewesen.
    Doch es war nicht Bartleby.
    Zuerst glaubte Cal, er stünde seinem eigenen Spiegelbild gegenüber. Doch im gleichen Moment wusste er, dass dies nicht sein konnte.
    Vor ihm ragte ein hochgewachsener Grenzer in vollem Ornat auf.
    Der Soldat hatte sich von der entgegengesetzten Seite um die Säule herumgeschlichen. Er trug einen langen Mantel und hielt sein Gewehr in Hüfthöhe.
    Einen winzigen Moment wirkte er genauso überrascht wie Cal, der sofort einen eindringlichen Warnlaut ausstieß, um Will und Chester zu alarmieren.
    Cal und der Grenzer starrten einander an. Dann verzog der Soldat die schmalen Lippen zu einem brutalen, höhnischen Grinsen und auf seinem hohlwangigen, abscheulichen Gesicht breitete sich ein triumphierender Ausdruck aus – ein irrsinniger Ausdruck. Der Ausdruck eines Mörders.
    Instinktiv benutzte Cal das Einzige, was er zur Hand hatte: Er hob ruckartig seinen Stock. Dank eines verrückten glücklichen Zufalls verhakte sich dessen Ende am Gewehr des Grenzers, ehe der Styx anlegen konnte, und entriss es seinen Händen.
    Die Waffe fiel polternd zu Boden.
    Einen Augenblick lang standen sich der Grenzer und Cal einfach nur gegenüber, vollkommen überrascht über das, was gerade passiert war. Doch der Moment währte nicht lange. Im Bruchteil einer Sekunde schnellte die Hand des Grenzers mit einer glänzenden, sichelartigen Waffe nach vorne. Die Sichel gehörte zur Standardausrüstung der Styxsoldaten und besaß eine gebogene, mörderische Klinge von etwa fünfzehn Zentimetern Länge. Mit einer weit ausholenden Bewegung stürzte der Grenzer sich auf Cal.
    Doch Will war bereits zur Stelle und sprang ihn von der Seite an. Er packte den Grenzer am Arm und warf sich gegen ihn, sodass erst der Mann und dann Will selbst zu Boden stürzten. Als sie aufkamen, stellte Will fest, dass er quer über dem Grenzer lag. Entschlossen umklammerte er den Arm des Soldaten und nutzte sein ganzes Gewicht, um ihn daran zu hindern, seine Sichel einzusetzen.
    Als Cal erkannte, was sein Bruder vorhatte, folgte er seinem Beispiel, stürzte sich auf die Beine des Soldaten und schlang die Arme um dessen Fußknöchel, so fest er konnte. Mit seinem freien Arm schlug der Grenzer unablässig auf Wills Rücken und Nacken ein und versuchte mit aller Macht, auch sein Gesicht zu treffen. Doch Wills Rucksack war ihm über die Schulter gerutscht und schützte ihn vor den wuchtigen Schlägen. Mit tief gesenktem Kopf schrie Will nach Chester.
    »Nimm das Gewehr!«, brüllte Will wieder und wieder, doch seine Stimme klang gedämpft, da sein Mund gegen den Oberarm des Grenzers gedrückt war.
    »Chester, das Gewehr!«, schrie Cal heiser. »Erschieß ihn!«
    Inmitten der diffusen Lichtstrahlen, die von den Lampen der Jungen ausgingen und von den Säulen reflektiert wurden, hob Chester, der ein paar Meter entfernt stand, das Gewehr und legte an.
    »Schieß!«, brüllten Cal und Will gleichzeitig.
    »Ich kann nichts sehen!«, schrie Chester verzweifelt zurück.
    »Mach schon!«
    »Schieß doch!«
    »Ich kann keinen sauberen Schuss abgeben!«, kreischte Chester völlig verzweifelt.
    In der Zwischenzeit warf der Mann sich wie wild unter Will und Cal hin und her. Will wollte Chester gerade erneut anschreien, als etwas Schweres gegen ihn krachte. Obwohl der Grenzer nicht länger auf ihn einschlug, hörte Will noch immer das Geräusch prasselnder Schläge.
    Er musste sich ein Bild davon machen.
    Vorsichtig drehte er den Kopf und hob ihn gerade so hoch, dass er sehen konnte, wie nun auch Chester in den Kampf eingegriffen hatte. Offenbar hatte er den Versuch aufgegeben, einen Schuss abzugeben, und stattdessen beschlossen, dass er nur helfen konnte, indem er sich auch ins Getümmel stürzte. Er kniete auf dem Bauch des Grenzers und schlug mit beiden Fäusten auf dessen Gesicht ein. Dazwischen versuchte er immer wieder, den Arm des Soldaten herunterzudrücken und ihn vollends bewegungsunfähig zu machen. Als er ein weiteres Mal den Arm zu packen versuchte und sich dabei vorbeugte, witterte der Grenzer seine Chance. Ruckartig spannte er den Nacken an und versetzte Chester mit einem entsetzlichen dumpfen Geräusch einen Kopfstoß ins Gesicht.
    »DU SCHEISSKERL!«, schrie Chester. Sofort setzte er seine Schläge fort, achtete nun jedoch auf einen ausreichenden Abstand und wich dem freien Arm des Grenzers jedes Mal aus, wenn

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