Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
ziehen, dass es sich dabei um Elliott oder einen der Jungen handeln könnte. Vielleicht war es ja irgendein unglückseliger Abtrünniger, den die Soldaten erwischt hatten, überlegte Drake, während er untätig herumstand und darauf brannte weiterzukommen. Vorsichtig berührte er den Vorderlader im Holster an seiner Hüfte – es wäre zu tollkühn gewesen, ihn gegen vier Soldaten einzusetzen, und darüber hinaus wollte er es auch nicht riskieren, ihren Gefangenen zu treffen.
    Daher war er gezwungen, einen günstigen Augenblick abzuwarten. Die Patrouille schleppte den Gefangenen nun auf das Sims oberhalb des Spiegellabyrinths. Von dort nahmen sie den längeren Weg über den Grat. Sobald sie außer Sichtweite waren, kletterte Drake rasch die Koprolithenleiter hinab und ging sofort in Deckung, als er den Boden erreichte. Die Luft war erfüllt von Millionen winziger, glitzernder und langsam schwebender Glaspartikel, die sich ihm in Augen und Kehle setzten. Während Drake sich zwischen den gläsernen Stümpfen und zerbrochenen Säulenteilen hindurchschlängelte, die die verheerende Explosion hinterlassen hatte, war er immer wieder gezwungen, innezuhalten und sich zu verstecken. Er entdeckte eine Reihe toter Grenzer, doch in der Gegend wimmelte es auch noch vor lebenden Styx, die damit beschäftigt waren, die Umgebung zu durchkämmen.
    Schließlich gelangte Drake zu dem Durchgang, den Elliott genommen haben musste. Allerdings war dessen Öffnung durch eine Glassäule vollkommen versperrt. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als am Rand des Spiegellabyrinths entlangzuschleichen und die nächstmögliche Route zu nehmen.
    Dabei sah er ein weiteres Mal die Patrouille mit dem Gefangenen. Sie kam gerade den letzten Abschnitt des Grats hinabmarschiert. Zwei der vier Grenzer gingen sofort weiter – vermutlich, um sich bei ihren Kameraden im Inneren der Höhle zu melden –, während die beiden anderen ihren Gefangenen einfach fallen ließen. Als er zu Boden ging, hörte Drake den Schmerzensschrei einer Frau. Drake hatte keine Ahnung, um wen es sich dabei handelte, doch obwohl er unbedingt zu Elliott aufschließen musste, konnte er sie nicht der Gnade der Styx überlassen.
    Er nahm eine Obsidianscherbe und schleuderte sie zwanzig Meter links von der Stelle, wo die Grenzer standen, gegen eine Säule. Die beiden Soldaten reagierten sofort auf das Geräusch, hoben ihre Gewehre an und schlichen auf den Bereich zu, in dem die Scherbe gelandet war. Drake nutzte seine Chance und warf eine weitere große Scherbe, um sie noch weiter wegzulocken. Dann stahl er sich zu der Stelle hinüber, wo die Frau lag. Rasch legte er ihr eine Hand auf den Mund, damit sie nicht laut schrie, hob sie behutsam auf und trug sie zum Ausgangstunnel. Als er weit genug vom Spiegellabyrinth entfernt war, legte er sie ab.
    Die Tatsache, dass sie eine Grenzer-Uniform trug, machte ihn neugierig, doch noch merkwürdiger erschien ihm der Umstand, dass ihm das Gesicht der Frau irgendwie bekannt vorkam. Sie wollte ihm etwas sagen, doch er gab ihr durch ein Zeichen zu verstehen, still zu sein, und untersuchte dabei ihre Verletzungen. Zu seiner großen Überraschung stellte er fest, dass die Verbände identisch waren mit denen, die er und Elliott mit sich führten.
    »Diese Bandagen … wer hat sie angelegt?«, wandte er sich leise an die Frau.
    »Du bist ein Abtrünniger, stimmt’s?«, konterte Sarah.
    »Sag mir einfach: Hat Elliott sie angelegt?«, knurrte er eindringlich, da er für einen Austausch von Höflichkeiten keine Zeit hatte.
    »Kleines Mädchen mit großem Gewehr?«, murmelte Sarah.
    Drake nickte und versuchte noch immer, sich zu erinnern, woher er ihr Gesicht kannte.
    »Ich nehme an, sie ist eine Freundin von dir, richtig?«, fragte Sarah und sah, wie Drake die Brauen hochzog. Es war unheimlich: Einen Augenblick schien es fast, als stünde Tarn vor ihr, vielleicht eine hagerere Version von ihm, aber der fragende Blick war der gleiche. Sie hatte sofort das Gefühl, diesem wildfremden Menschen trauen zu können, diesem grauhaarigen Mann mit seinen strengen blauen Augen und dem sonderbar wirkenden Instrument auf dem Kopf.
    »Jedenfalls ist sie ein lausiger Schütze«, lachte Sarah grimmig in sich hinein.
    Drake war zutiefst verblüfft von der Frau, die trotz der Schwere ihrer Verletzungen eine unglaubliche Tapferkeit an den Tag legte. Aber er hatte keine Zeit für ein längeres Gespräch – schon jetzt vergeudete er wertvolle Sekunden.
    »Ich* muss los«,

Weitere Kostenlose Bücher