Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
Blick auf Elliott, die auf dem Bauch lag, eine Reihe von Sprengladungen und Vorderladern griffbereit um sie herum verstreut. Sie hob das Gewehr und schien nun auch ohne die Hilfe des Zielfernrohrs auf die Gestalt feuern zu wollen.
    »Tu das nicht, erschieß sie nicht«, flehte Will flüsternd. »Denk an die Spürhunde!«
    Elliott antwortete nicht und ließ den Kopf unverändert hinter dem Gewehr.
    »Will! Ich habe eine kleine Überraschung für dich!«, rief Rebecca. Noch ehe sie ausgeredet hatte, meldete sich ihre Stimme erneut, wie bei einem Bauchrednertrick. »Und was für eine Überraschung!«
    Will runzelte die Stirn und konnte es sich nicht verkneifen, einen weiteren Blick auf sie zu werfen.
    »Darf ich dir meine Zwillingsschwester vorstellen«, verkündete Rebeccas Stimme. Genauer gesagt, waren es zwei Stimmen im Gleichklang.
    »Vorsicht!«, warnte Elliott, als Will aufstand und den Kopf noch weiter um den Menhir herumschob.
    Während er Rebecca beobachtete, teilte sich die einzelne Gestalt – eine zweite Person hatte unmittelbar hinter seiner Stiefschwester gestanden. Die beiden Gestalten wandten sich einander zu, und Will sah identische Profile; ihre Gesichter wirkten wie Spiegelbilder.
    »Nein!«, stieß er erstickt hervor, zog sich ein wenig zurück und beugte sich erneut vor.
    »Ist das nicht ein Knaller, Bruderherz?«, rief die Rebecca zur Linken.
    »Die ganze Zeit hat es immer zwei von uns gegeben, vollkommen austauschbar«, gackerte die Rebecca zur Rechten wie eine kleine Hexe.
    Seine Augen täuschten ihn nicht.
    Sie waren zu zweit … zwei Rebeccas, Seite an Seite!
    Wie war das möglich?
    Nach dem ersten Schock versuchte Will, sich davon zu überzeugen, dass es ein Trick sein musste – eine Art optische Täuschung oder vielleicht jemand anderes, der eine Maske trug. Doch bei näherer Betrachtung wurde ihm klar, dass er sich nicht täuschte. Die Zwillinge bewegten sich, als wären sie tatsächlich absolut identisch.
    Die beiden redeten weiterhin derart schnell auf ihn ein, dass er gar nicht sagen konnte, welche von beiden was sagte.
    »Dein schlimmster Albtraum – zwei lästige kleine Schwesterlein!«
    »Was glaubst du denn, wie wir das sonst hinbekommen hätten, wo doch eine von uns ständig in Übergrund sein musste?«
    »Wir haben uns dabei abgewechselt, deinen Babysitter zu spielen.«
    »Mal die eine, mal die andere, ständig im Dienst, all die Jahre lang.«
    »Wir beide kennen dich so gut …«
    »Wir haben dir beide dein lausiges Essen gekocht …«
    »… deine dreckigen Klamotten aufgesammelt …«
    »… deine eklig stinkenden Unterhosen gewaschen …«
    »Du Drecksack!« stieß eine von ihnen angewidert hervor.
    »… und gehört, wie du im Schlaf geflennt und nach deiner Mami geweint hast …«
    »… aber Mami hat sich nicht gekümmert …«
    Trotz der entsetzlichen Situation, in der er sich befand, wand Will sich vor Verlegenheit. Es wäre schon schlimm genug gewesen, wenn eine einzige Rebecca dies alles gesagt hätte, aber zwei von ihnen, die jedes kleinste intime Detail von ihm kannten – und es auch noch miteinander besprachen –, waren mehr, als er ertragen konnte.
    »Halt die Klappe, du blödes Miststück!«, schrie er.
    »Oooch, sind wir ein wenig empfindlich?«, gurrte eine der Zwillingsschwestern spöttisch.
    Will fühlte sich plötzlich wieder zurückversetzt in sein Elternhaus in Highfield. Er erinnerte sich daran, wie es all die Jahre gewesen war, ehe sein Stiefvater verschwand: Seine Schwester und er hatten sich ständig über die banalsten Dinge gestritten. Und diese Situation hier fühlte sich genauso an wie eine ihrer heftigen Auseinandersetzungen, bei denen sie ihn mit ihren endlosen Sticheleien und gut gezielten höhnischen Bemerkungen jedes Mal rasend gemacht hatte. Das Ergebnis war immer dasselbe: Letztendlich bekam er einen Tobsuchtsanfall und sie lehnte sich entspannt zurück und freute sich diebisch, ein süffisantes Grinsen im Gesicht.
    »Du meinst wohl eher ›blöde Miststücke‹«, stieß die Rebecca zur Rechten hervor und betonte die Mehrzahl, während die andere mit ihren Tiraden fortfuhr.
    »Aber Mami hatte keine Zeit für ihren kleinen Will … er stand nicht im Fernsehprogramm …«
    »… er passte nicht in ihre Sehgewohnheiten.«
    Zwei herzhafte Lacher.
    »Was für ein trauriger kleiner Junge«, krächzte eine der Schwestern.
    »Billy Ohnefreund buddelt seine dämlichen Löcher, einsam und allein.«
    »Buddelt nach Daddys Liebe«, höhnte die andere,

Weitere Kostenlose Bücher