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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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haben.«
    »Vor ziemlich langer Zeit, dem Aussehen nach zu urteilen«, meinte Will und schaute sich um.
    Cal nickte, und da es sonst nichts Bemerkenswertes zu entdecken gab, trotteten die Jungen schweigend weiter durch den Tunnel.
    »Er ist ein echter Klugscheißer«, sagte Chester, als Cal außer Hörweite war.
    »Hör zu, Chester, wahrscheinlich jagt dieser Ort ihm, wie allen Kolonisten, eine Heidenangst ein«, erwiderte Will mit gedämpfter Stimme. »Und vergiss nicht, dass er wesentlich jünger ist als wir beide. Im Grunde ist er noch ein kleiner Junge.«
    »Das ist keine Entschuldigung.«
    »Nein, aber du könntest wenigstens ein bisschen Rücksicht nehmen«, hielt Will gegen.
    »Rücksicht ist hier unten völlig fehl am Platz, Will, und das weißt du ganz genau!«, platzte Chester heraus. Als er bemerkte, dass Cal seinen Gefühlsausbruch gehört und sich neugierig umgedreht hatte, senkte er sofort seine Stimme. »Hier unten kann sich keiner von uns einen Fehler erlauben. Oder glaubst du ernsthaft, wir könnten die Styx um eine zweite Chance bitten – wie ein weiteres Leben in irgendeinem dämlichen Videospiel? Jetzt wach endlich auf, Mann!«
    »Er wird uns schon nicht im Stich lassen«, erwiderte Will.
    »Bist du bereit, dafür dein Leben zu riskieren?«, fragte Chester.
    Will schüttelte nur den Kopf, während sie weiter durch den Tunnel trotteten. Er wusste, dass er nichts tun konnte, um die Meinung seines Freundes zu ändern – und vielleicht hatte Chester ja sogar recht.
    Hinter den Schmelzöfen und den Silthaufen erwies sich der Boden des Tunnels als ziemlich verdichtet, als hätten viele Füße ihn zu einer festen, glatten Oberfläche gestampft. Vom breiten Haupttunnel führten immer wieder kleinere Durchgänge ab, die teilweise zwar Stehhöhe boten, meistens aber nur im Kriechen auf allen vieren passiert werden konnten. Allerdings hatten die Jungen nicht die Absicht, den Haupttunnel zu verlassen – der Gedanke, einen der niedrigen Seitentunnel zu erkunden, behagte keinem von ihnen, obwohl sie im Grunde keine Ahnung hatten, in welche Richtung sie liefen. Schließlich erreichten sie eine Stelle, an der sich der Tunnel in zwei Seitengänge teilte.
    »Und was jetzt?«, fragte Chester, als er und Will sich Cal näherten, der an der Weggabelung stehen geblieben war. Der kleinere Junge hatte etwas am Fuß der Tunnelwand entdeckt, ging nun darauf zu und kratzte es mit seinem schweren Arbeitsschuh frei. Unter dem Staub kam eine Wegmarkierung aus ausgebleichtem, splittrigem Holz zum Vorschein, mit zwei »Händen« am oberen Ende des abgebrochenen Pfostens, deren fingerartige Spitzen in zwei entgegengesetzte Richtungen zeigten. Die in das Holz geschnitzte Schrift war kaum noch zu erkennen. Cal hob den Wegweiser auf und hielt ihn so, dass Will ihn lesen konnte.
    »Dieser Richtungsanzeiger besagt Starre der Klamm; das muss der rechte Tunnel sein. Und der hier …«, Will zögerte, »ich kann es kaum entziffern … die letzten Buchstaben sind vollkommen zerfressen … ich glaube, das könnte Die Große … irgendwas heißen …«
    »Die Große Prärie«, schlug Cal unwillkürlich vor.
    Will und Chester musterten ihn erstaunt.
    »Ich hab mal gehört, wie die Freunde meines Onkels darüber gesprochen haben«, erklärte er.
    »Aha, und was hast du sonst noch gehört? Was weißt du über diese Stätte der Klamm? Ist das eine Koprolithensiedlung?«, fragte Will.
    »Keine Ahnung.«
    »Komm schon – sollen wir in diese Richtung gehen oder lieber nicht?«, drängte Will.
    »Ich weiß es wirklich nicht«, erwiderte Cal achselzuckend und ließ das Schild auf den Boden sinken.
    »Also, mir gefällt der Name der Stadt. Ich wette, mein Vater hätte sich für einen Besuch entschieden. Was meinst du, Chester, sollen wir in diese Richtung weitergehen?«
    »Von mir aus«, murmelte Chester, während er Cal noch immer misstrauisch anstarrte.
    Doch als die Jungen weitertrotteten, stellte sich nach wenigen Stunden heraus, dass es sich bei dem von ihnen eingeschlagenen Weg nicht um einen Hauptdurchgang handelte, vergleichbar dem breiten Tunnel, den sie verlassen hatten. Der Untergrund wurde zunehmend rauer und unzugänglicher, mit großen Steinbrocken, die darauf schließen ließen, dass der Weg nur selten genutzt wurde. Und dann waren die drei sogar gezwungen, über riesige Steinhaufen zu klettern, weil die Decke oder die Wände des Tunnels an manchen Stellen eingestürzt waren.
    Als sie jedoch gerade darüber nachdachten, zur

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