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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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aus der Deckung der Lore und rannten gebückt neben dem Gleis her, bis sie sich auf Höhe der riesigen Dampflok befanden, die in regelmäßigen Abständen heißen Dampf ausstieß, als wäre sie ein schlummernder Drache. Die Jungen konnten die Wärme des langen Kessels deutlich spüren. Törichterweise legte Chester eine Hand auf eine der massiven, narbigen Stahlplatten, aus dem der Rumpf der Lok bestand, und zog sie reflexartig wieder zurück. »Au!«, quietschte er. »Die ist noch immer verdammt heiß.«
    »Was du nicht sagst«, murmelte Cal sarkastisch, während sie sich zur Front der überdimensional großen Lokomotive schlichen.
    »Wow, die ist toll! Sieht aus wie ein Panzer«, staunte Chester voller Bewunderung wie ein kleiner Schuljunge. Mit ihren riesigen, einander überlappenden Eisenblechen und dem gigantischen Schienenräumer erinnerte die Lok tatsächlich an eine Art Militärfahrzeug … an einen alten Kampfpanzer.
    »Chester, wir haben jetzt echt keine Zeit, die Puffpuff zu bewundern!«, warf Will ein.
    »Tu ich ja gar nicht«, maulte Chester leise, betrachtete die Dampflok aber weiterhin mit liebäugelnden Blicken.
    Als die drei Jungen ihren nächsten Schritt besprachen, kam es erneut zu einer Diskussion.
    »Wir sollten uns darüber schleichen«, sagte Cal nachdrücklich und zeigte mit dem Daumen in eine Richtung.
    »Bla-bla-bla«, murmelte Chester und warf Cal einen verächtlichen Blick zu. »Jetzt geht das schon wieder los!«
    Will musterte den Bereich der Höhle, auf den sein Bruder gezeigt hatte. Am Ende einer Strecke von etwa fünfzig Metern über freies Gelände erkannte er eine Art Nische oder Öffnung in der Tunnelwand, die auf beiden Seiten von herabführenden Metallrampen flankiert war. Will konnte in der verschwommenen Dunkelheit nicht genügend erkennen, um mit Sicherheit sagen zu können, ob es sich tatsächlich um einen Ausgang handelte.
    »Ich weiß nicht, was das ist«, wandte er sich an Cal. »Es ist einfach zu dunkel.«
    »Und genau deshalb sollten wir dahin«, erwiderte sein Bruder.
    »Aber was ist, wenn die Kolonisten aus dem Bahnhof kommen, ehe wir die Öffnung erreicht haben?«, fragte Will. »Auf dem freien Stück können sie uns unmöglich übersehen.«
    »Die machen gerade Pause«, entgegnete Cal und schüttelte energisch den Kopf. »Wenn wir uns jetzt auf den Weg machen, kann uns nichts passieren.«
    In dem Moment mischte Chester sich ein. »Wir könnten uns natürlich auch zurückziehen … wieder bis zum Tunnel … und dann einfach warten, bis der Zug verschwunden ist.«
    »Das kann noch Stunden dauern. Wir müssen jetzt sofort los«, konterte Cal mit angespannter Stimme. »Jetzt, solange wir noch die Chance dazu haben.«
    »Augenblick mal«, widersprach Chester und drehte sich zu Cal um.
    »Nein, keinen Augenblick, jetzt sofort«, beharrte Cal gereizt.
    »Nein, das werden wir ni …«, hielt Chester gegen, doch Cal erhob seine Stimme und ließ ihn den Satz nicht beenden.
    »Du hast doch gar keine Ahnung«, erwiderte er höhnisch.
    »Wer hat dich denn zum Anführer gemacht?« Chester wirbelte zu seinem Freund herum, in der Erwartung, dass er ihn unterstützte. »Du wirst doch wohl nicht auf das hören, was dieser verzogene Hosenscheißer sagt, oder, Will?«
    »Klappe!«, stieß Will zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, ohne einen der beiden Jungen direkt anzusehen – sein Blick war noch immer auf den Bahnhof geheftet.
    »Und ich sage, wir …«, rief Cal aufgebracht.
    Blitzschnell streckte Will die Hand aus und hielt dem kleineren Jungen den Mund zu. »Ich hab gesagt ›Klappe!‹, Cal. Ihr alle beide. Da drüben«, flüsterte er seinem Bruder eindringlich ins Ohr, zeigte auf die Hütten und nahm langsam die Hand von Cals Mund.
    Unter dem Vordach, das sich über die gesamte Front der Bahnhofsgebäude erstreckte, entdeckten Cal und Chester zwei Eisenbahner. Offenbar waren sie gerade aus einem der Holzschuppen herausgekommen. Fetzen seltsamer Musik drangen durch die offene Tür bis zu den Jungen.
    Die Männer trugen unförmige blaue Uniformen und seltsame Atemgeräte auf dem Kopf, die sie nun nach hinten schoben, um einen kräftigen Schluck aus den großen Bierkrügen in ihren Händen zu nehmen. Selbst von ihrem Standort aus konnten die Jungen die tiefen Stimmen der Männer hören, während diese ein paar Schritte gingen, träge den Zug musterten und dann auf irgendetwas an der Signalbrücke hoch über dem Zug zeigten.
    Nach ein paar Minuten machten sie kehrt,

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