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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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schaute.
    »Also gut, dann wollen wir mal«, sagte Sarah laut und kletterte in die Kutsche.

14
    »Ich habe furchtbaren Durst. Möchtest du auch was trinken?«, fragte Will.
    »Gute Idee«, sagte Chester, dessen Stimmung sich schlagartig aufhellte. »Aber lass uns erst den Möchtegern-Pfadfinder da vorne einholen.«
    Sie beschleunigten ihre Schritte, bis sie Cal fast erreicht hatten, der zügig auf eines der Lichter in der Ferne zumarschierte und sich nun im Gehen zu ihnen umdrehte. »Onkel Tarn hat erzählt, dass die Koprolithen in der Erde leben … wie Ratten in Löchern. Er meinte, sie hätten ganze Städte und Vorratslager in den Boden gegra …«
    »Pass auf!«, schrie Will.
    Cal konnte sich gerade noch abfangen: Vor seinen Füßen tat sich ein breiter, finsterer Graben auf. Der Junge schwankte einen Moment und ließ sich dann rückwärts fallen. Dreck und Steinchen spritzten dabei in den Abgrund und trafen prasselnd in der Tiefe auf.
    Während Cal sich aufrappelte, näherten Will und Chester sich vorsichtig dem Rand und blinzelten hinunter. Im Schein der Laternen konnten sie erkennen, dass das Gelände etwa vier Meter steil abfiel und dann abrupt in einen tintenschwarzen, leicht wogenden Wasserlauf überging, der das Licht ihrer Lampen reflektierte. Das Gewässer schien gemächlich dahinzuströmen, ganz anders als der tosende, unterirdische Fluss, auf den sie kurz nach ihrer Ankunft in den Tiefen gestoßen waren.
    »Das ist ein Kanal, ein künstlich angelegter Kanal«, stellte Will fest. Vorsichtig beugte er sich weiter vor, um einen Blick auf den Bereich unterhalb der Kante zu werfen. Die Seiten des Kanals waren mit gleichmäßig behauenen Steinplatten verkleidet, die bis zur Wasseroberfläche reichten. Auch das gegenüberliegende Ufer schien auf die gleiche Weise konstruiert zu sein.
    »Von Koprolithen gefertigt«, murmelte Cal leise, als spräche er mit sich selbst.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Will.
    »Die Koprolithen haben das gebaut«, erwiderte Cal mit lauter Stimme. »Tarn hat mir mal erzählt, dass sie gewaltige Kanalsysteme angelegt haben, zum Transport der Bodenschätze, die sie hier fördern.«
    »Eine interessante Information, die noch nützlicher gewesen wäre, wenn wir sie vorher bekommen hätten«, stieß Chester vorwurfsvoll hervor. »Hast du vielleicht noch ein paar Überraschungen in petto, Cal? Irgendwelche weisen Ratschläge?«
    Um den drohenden Schlagabtausch zwischen den beiden zu verhindern, mischte Will sich rasch ein und schlug vor, eine Rast einzulegen. Sein Angebot entspannte die aufgeladene Stimmung ein wenig, und gemeinsam ließen sie sich am Rand des Kanals nieder, lehnten sich gegen ihre Rucksäcke und tranken aus ihren Feldflaschen. Als sie den Kanal betrachteten, der sich in beide Richtungen von ihnen erstreckte, dachten alle drei Jungen dasselbe: Weit und breit war keine Brücke oder andere Möglichkeit zum Überqueren des Gewässers zu erkennen. Sie würden einfach dem Ufer folgen müssen und dann sehen, wohin es sie führte.
     
    Die Jungen hatten eine Weile schweigend dagesessen, als ein Knirschen sie plötzlich aus ihren Gedanken riss. Nervös sprangen sie auf, starrten angestrengt in die Dunkelheit und richteten ihre Lampen auf die Stelle, woher das Geräusch zu kommen schien.
    Im nächsten Moment schob sich ein Schiffsbug wie ein Geist in den Kegel ihrer Lichtstrahlen. Bis auf ein gelegentliches Gluckern des Wassers bewegte sich das Schiff gespenstisch lautlos vorwärts, sodass die drei sich blinzelnd fragten, ob ihre Augen ihnen einen Streich spielten. Als es sich ihnen näherte, konnten die Jungen mehr erkennen – es handelte sich um einen rostig braunen, unglaublich breiten Lastkahn, der tief im Wasser lag. Sekunden später erkannten sie auch die Ursache dafür: Das Schiff war schwer beladen – aus der Mitte der Ladefläche ragten hohe Haufen verschiedener Bodenschätze hervor.
    Will konnte kaum glauben, wie lang das Lastschiff war; es schien überhaupt nicht enden zu wollen. Endlich kam das Heck in Sicht und die drei entdeckten einen gedrungenen Schornstein, aus dem Rauchwolken aufstiegen. Im nächsten Moment hörten sie auch das tiefe, gedämpfte Stampfen der Schiffsmaschine. Das Geräusch klang wie ein beschleunigter, aber gleichmäßiger Herzschlag, der von irgendwo unterhalb der Wasseroberfläche zu ihnen drang. Und dann entdeckten die Jungen plötzlich noch etwas.
    »Koprolithen«, flüsterte Cal.
    Drei untersetzte Gestalten standen stocksteif am Heck,

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