Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
nächsten explodierte er wie eine Rakete und flippte völlig aus … dann tobte er wie ein Irrer und schlug das ganze Haus zusammen. Auch in der Schule hatte er ständig Ärger. Bei einer Schlägerei im letzten Jahr hat er ein paar seiner Klassenkameraden wirklich übel zugerichtet. Dabei hatten sie ihm überhaupt nichts getan. Will hat total die Beherrschung verloren und mit seinem Spaten auf sie eingeprügelt. Mehrere mussten sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden, aber Will zeigte nicht die geringsten Gewissensbisse.«
    Sarah schwieg weiterhin und hörte sich alles an, was das Mädchen erzählte.
    »Nein, du hast wirklich überhaupt keine Ahnung, wozu er fähig ist«, sagte Rebecca leise. »Seine Stiefmutter wusste, dass er dringend Hilfe benötigte, war aber viel zu träge, um auch nur irgendetwas zu unternehmen.« Rebecca fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als würde die Erinnerung ihr Schmerzen bereiten. »Vielleicht … vielleicht war ja Mrs Burrows der Grund dafür, dass er so war. Sie hat ihn völlig vernachlässigt.«
    »Und du … wozu warst du dort? Um ihn im Auge zu behalten … oder um mich zu schnappen?«
    »Beides«, erwiderte Rebecca mit ausdrucksloser Stimme, drehte sich zu Sarah und musterte sie ruhig. »Doch das Wichtigste war, dich wieder zurückzuholen. Die Gouverneure wollten, dass du gestoppt wirst – es war nicht gut für die Kolonie, dass du unauffindbar warst. Ein unerledigter Fall. Unschön.«
    »Und das hast du geschafft, stimmt’s? Du hast mich sogar lebend geschnappt. Sie werden hochzufrieden mit dir sein.«
    »Darum geht es nicht. Außerdem war es deine Entscheidung, wieder nach Hause zu kommen.« Aus Rebeccas Haltung und Stimme sprach nichts, das die Vermutung nahelegte, dass sie sich in ihrem Erfolg sonnte, während sie sich wieder zum Gitter umdrehte. In regelmäßigen Abständen blitzte ein heller Lichtschein aus den Öffnungen anderer Ebenen auf und spiegelte sich auf dem schimmernden Glanz ihrer pechschwarzen Haare.
    Nach einer Weile wandte Rebecca sich erneut an Sarah. »Das ist schon eine ziemliche Leistung … all die Jahre da oben zu überleben, uns immer einen Schritt voraus zu sein und tagtäglich auf Tuchfühlung mit den Heiden zu gehen.« Sie schwieg einen Moment. »Es muss für dich sehr schwer gewesen sein, so weit fort von allem, was du kanntest, oder?«
    »Ja, manchmal schon«, erwiderte Sarah. »Es heißt: Die Freiheit hat ihren Preis.« Sarah wusste, dass sie gegenüber dem Styx-Mädchen nicht zu viel offenbaren durfte, aber sie verspürte eine Art widerwilligen Respekt für Rebecca. Schließlich war das Mädchen nur ihretwegen in die vollkommen fremde Welt an der Erdoberfläche gestoßen worden – noch dazu in solch zartem Alter. Sie hatte fast ihr gesamtes Leben in Übergrund verbracht, im Haushalt der Burrows; man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass sie einiges gemein hatten. »Und was ist mit dir?«, fragte Sarah. »Wie bist du zurechtgekommen?«
    »Für mich war es etwas anderes«, erwiderte Rebecca. »Das Leben im Exil war meine vaterländische Pflicht. Es war eine Art Spiel, aber in all den Jahren habe ich nie vergessen, wem meine Loyalität gilt.«
    Sarah erschauderte. Obwohl dieser Kommentar ohne offensichtlichen Vorwurf geäußert worden war, versetzte er ihr einen Stich – ein direkter Treffer mitten in ihr schlechtes Gewissen. Sie lehnte sich gegen eine Ecke des Fahrstuhls und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Eine Weile schwiegen beide, während das Quietschen und Rumpeln des Aufzugs andauerte.
    »Wir sind bald da«, verkündete Rebecca schließlich.
    »Ich habe noch eine letzte Frage«, warf Sarah rasch ein.
    »Kein Problem«, erwiderte Rebecca geistesabwesend, während sie auf ihre Uhr schaute.
    »Wenn das hier vorbei ist … wenn ich alles erledigt habe … lässt du mich dann am Leben?«
    »Natürlich.« Rebecca wirbelte anmutig herum, heftete ihre leuchtenden Augen auf Sarah und lächelte sie strahlend an. »Du wirst wieder in der Kolonie sein, zusammen mit Cal und deiner Mutter. Schließlich bist du uns sehr wichtig.«
    »Aber warum?«, fragte Sarah stirnrunzelnd.
    »Warum? Liegt das denn nicht auf der Hand, Sarah? Du bist die verlorene Tochter. « Rebecca schenkte ihr ein noch breiteres Lächeln, das Sarah jedoch nicht erwidern konnte. Sie hatte das Gefühl, ihr Verstand war vollkommen umnebelt. Vielleicht wünschte sie sich ja ein klein wenig zu sehr, dem Mädchen glauben zu können. Eine warnende Stimme bohrte unablässig

Weitere Kostenlose Bücher