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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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verzweifelte Art und Weise in die Mitte einer skizzierten Steintafel geschrieben hatte, welche er nicht mehr hatte fertig zeichnen können.
    Ich muss unbedingt weiterarbeiten … auch wenn mich meine Kräfte verlassen. Ich schaffe es kaum noch, die schweren Steintafeln von den Stapeln herunterzuhieven, um sie zu untersuchen. Ich lebe in der ständigen Furcht, eine Tafel fallen zu lassen. Ich muss st …
    Hier brach seine Schrift ab. Und er konnte sich überhaupt nicht mehr daran erinnern, was als Nächstes passiert war; er wusste nur noch, dass er in einer Art Delirium weitergetorkelt war, auf der Suche nach einer Quelle. Obwohl er keine gefunden hatte, war es ihm trotzdem irgendwie gelungen, wieder zu den Tafel-Höhlen zurückzukehren.
    Nach einer leeren Seite in seinem Notizbuch folgten die Überschrift TAG? und die Worte Koprolithen. Ich frage mich ernsthaft, ob ich noch am Leben wäre, wenn mich die beiden Kinder nicht zufällig gefunden und ihre Eltern geholt hätten. Wahrscheinlich nicht. Ich muss in einem wirklich schlechten Zustand gewesen sein. Irgendwie habe ich das Bild vor Augen, wie die seltsamen Gestalten sich über mein Notizbuch beugen und das Licht ihrer Kopfstrahler über meine Skizzen zuckt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich gesehen habe oder ob mein Verstand nur versucht, die Lücken zu füllen.
    »Ich schweife vom Thema ab. Das ist nicht gut«, rief er sich streng zur Ordnung und schüttelte den Kopf. »Der Eintrag von gestern! Ich muss den gestrigen Eintrag fertigstellen.« Er blätterte durch die Seiten, bis er die Stelle fand, wo er seine jüngsten Notizen begonnen hatte, und setzte den Bleistift auf das Papier.
    Dann schrieb er:
    Nachdem ich morgens meinen Staubanzug angelegt hatte, habe ich mich auf den Weg zu den Lebensmittelgeschäften gemacht, um mir ein Frühstück zu besorgen. Dabei kam ich durch den Gemeinschaftsbereich, wo eine Gruppe von Koprolithen-Kindern irgendein Spiel spielte, das mich an die Murmelspiele meiner Kindheit erinnerte. Etwa ein Dutzend Kinder unterschiedlichen Alters hockte auf dem Boden und ließ diese großen Murmeln, die aussehen, als wären sie aus poliertem Schiefer gefertigt, über eine sauber gefegte Fläche kullern. Dabei bemühten sie sich, einen gemeißelten Steinkegel, der entfernt an eine Menschengestalt erinnerte, mit ihren Kugeln umzustoßen.
    Die Kinder versuchten es der Reihe nach, doch nachdem auch der Letzte seine Murmel gerollt hatte, stand der Kegel immer noch. Schließlich reichte eines der kleinen Kinder mir eine Murmel. Sie war leichter, als ich erwartet hatte, und ich ließ sie ein paarmal fallen (ich bin die dicken Handschuhe noch immer nicht gewöhnt), aber irgendwann gelang es mir, wenn auch unter größten Mühen, die Kugel zwischen Daumen und Zeigefinger zu klemmen. Doch als ich gerade versuchte, auf den Kegel zu zielen, erwachte die graue Kugel zu meiner großen Überraschung zum Leben! Sie rollte sich auseinander und krabbelte über meine Handfläche! Es handelte sich um eine riesige Kellerassel, die ich in dieser Größe noch nie gesehen hatte.
    Ich muss gestehen, ich war so erstaunt, dass ich sie fallen ließ. Sie hatte Ähnlichkeit mit Armadillidium vulgare, einer Rollassel, allerdings in wahrer Übergröße! Ihre zahlreichen Beinpaare nutzte sie derart effizient, dass sie in Windeseile über den Boden davonhuschte, während die Kinder ihr begeistert nachjagten. Ich konnte hören, wie sie unter ihren Anzügen vor Vergnügen kicherten – sie fanden die ganze Geschichte ausgesprochen lustig.
    Einige Zeit später bemerkte ich, dass sich mehrere erwachsene Bewohner der Siedlung zum Aufbruch fertig machten. Sie legten die Köpfe ihrer Staubanzüge aneinander und kommunizierten vermutlich miteinander, aber ich hatte noch keine Gelegenheit, ihre Sprache zu hören.
    Als ich ihnen folgte, schienen sie keine Einwände zu haben – sie haben sich noch nie beschwert. Nachdem wir aus der Siedlung geklettert waren, rollte einer der Koprolithen den schweren Felsblock zurück an Ort und Stelle, um den Eingang wieder zu verschließen. Die Tatsache, dass sie ihre Lager in den Boden der Großen Prärie und abgehender Seitentunnel graben oder manchmal sogar in die Höhlendecke einlassen, sorgt dafür, dass sie für den oberflächlichen Betrachter so gut wie unsichtbar sind. Ich trabte mehrere Stunden hinter den beiden Koprolithen her, bis wir die Große Prärie verließen und einen Tunnel nahmen, der steil bergab fiel. Als der Gang

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