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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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schließlich wieder ebenerdig verlief, stellte ich fest, dass wir uns in einer Art Hafengebiet befanden.
    Das Gelände war ziemlich groß, mit breiten Eisenbahnschienen auf beiden Seiten eines Hafenbeckens. (Ich glaube, dass die Koprolithen für die Errichtung der Grubenzuglinie und des Kanalsystems verantwortlich sind – beides enorm aufwendige Unterfangen.) Am Kai lagen drei Lastkähne, und ich war sehr erfreut, als die Koprolithen an Bord des ersten Schiffes gingen, da ich noch auf keinem unterirdischen Boot mitgefahren war. Das Schiff, das bis zum Rand mit geförderter Steinkohle beladen war, wurde mit einer Dampfmaschine betrieben; ich sah zu, wie sie die Kohle in den Kessel schaufelten und mit einer Zunderbüchse entfachten.
    Als sich genügend Druck aufgebaut hatte, legten wir ab, ließen das Hafenbecken hinter uns und durchquerten endlose Meilen künstlich angelegter Kanäle. Unterwegs hielten wir mehrfach an, um die diversen Schleusen zu passieren – bei diesen Gelegenheiten konnte ich das Schiff kurz verlassen, mir am Ufer die Beine vertreten und zusehen, wie die Koprolithen die Schleusentore von Hand bedienten.
    Während wir durch die Kanäle fuhren, musste ich darüber nachdenken, wie sehr diese Leute und die Kolonisten aufeinander vertrauen – eine Art ungeplante Symbiose. Allerdings würde ich schon behaupten, dass die Früchte und Leuchtkugeln nur eine geringe Entschädigung für die gewaltigen Mengen Steinkohle und Eisenerz darstellen, die die Kolonisten im Tausch dafür erhalten. Ich habe nie bessere Bergarbeiter erlebt als diese Leute, die mit ihren schweren, dampfbetriebenen Schürfgeräten äußerst harte Arbeit verrichten (siehe meine Zeichnungen in Anhang 2).
    Auf unserem Weg passierten wir mehrere Abschnitte mit enormer Hitzeausstrahlung, wo heiße Lava hinter dem Gestein fließen muss. Ich mochte gar nicht daran denken, welche Temperatur jenseits meines Staubanzugs geherrscht haben muss, aber ich verspürte auch nicht das Bedürfnis, es herauszufinden. Schließlich erreichten wir erneut die Große Prärie und kamen gut voran, nun, da der Kessel ordentlich unter Dampf stand. Und ich war schon ziemlich erschöpft (diese Anzüge werden nach einiger Zeit verdammt schwer), als wir am Ufer plötzlich eine Gruppe von Leuten entdeckten, von denen ich nur annehmen kann, dass es sich um Kolonisten handelte.
    Es waren ganz gewiss keine Styx, und ich glaube, wir haben sie ziemlich erschreckt, diese drei Gestalten. Ein ziemlich zusammengewürfelter Haufen, soweit ich das beurteilen konnte, der irgendwie ziellos und nervös wirkte. Leider konnte ich nicht viel sehen, da meine Brille in Kombination mit den Leuchtkugeln in den Sichtfenstern des Staubanzugs eine starke Blendung erzeugt, die meine Sicht etwas einschränkt.
    Die drei Gestalten wirkten auf mich nicht wie erwachsene Kolonisten, daher habe ich nicht die geringste Ahnung, was sie dort trieben, so weit vom Grubenbahnhof entfernt. Sie starrten uns mit offenem Mund an, während die beiden Koprolithen wie üblich keinerlei Notiz von ihnen nahmen. Ich habe versucht, dem Trio zuzuwinken, aber sie haben nicht reagiert. Vielleicht waren sie ja auch von der Kolonie in die Verbannung geschickt worden – genau wie man es mit mir gemacht hätte, wäre ich nicht aus freien Stücken in die Tiefen aufgebrochen.
    Dr. Burrows las den letzten Absatz noch einmal, und dann begann er, mit glasigem Blick erneut zu träumen. Vor seinem inneren Auge sah er sein ramponiertes Notizbuch, das in einer Glasvitrine in der Britischen Nationalbibliothek oder vielleicht sogar der Smithsonian Institution lag.
    »Geschichte«, murmelte er leise. »Du wirst Geschichte schreiben.«
     
    Schließlich stieg er in seinen Staubanzug, schob die Mülldeckeltür beiseite und kletterte die Stufen hinunter, die in das Gestein gehauen waren. Am Fuß der Treppe schaute er sich um; sein Atem dröhnte laut in seinen Ohren.
    Er hatte recht gehabt mit seiner Vermutung, dass eine Veränderung in der Luft lag.
    Es war tatsächlich etwas geschehen.
    Die Siedlung lag, vollkommen untypisch, dunkel und wie ausgestorben vor ihm.
    In der Mitte des Gemeinschaftsbereichs flackerte ein einzelnes Licht. Dr. Burrows ging darauf zu, wobei er sich an der Gesteinswand entlangbewegte und zu den Räumen in der Höhlendecke über ihm hinaufsah. Die beiden Strahlen seiner Kopfscheinwerfer offenbarten, dass die Luken sämtlicher anderen Wohnräume offen standen – etwas, was die Koprolithen immer streng vermieden

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