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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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er gewappnet sein.
    »Hör mir gut zu, mein Freund«, sagte sie. »Wenn die naheliegenden Assoziationen nicht passen, muss man experimentieren und solche suchen, die auf den ersten Blick unwahrscheinlich klingen. Und genau deswegen werden wir
uns, sobald Turil Faurum verlässt, an seine Fersen heften und ihn verfolgen. Ich habe in Erfahrung gebracht, dass in drei Tagen eine Versammlung aller Totengräber stattfindet, und er wird sicherlich nicht fehlen wollen. Wir werden diese Gelegenheit nützen und auf dem Friedenshof Grau vorstellig werden.«
    »Warum? Warum? « Er sagte es laut, voll Ungeduld. Selbst im Gate-Modus packte Ofenau der Zorn. Sorollo zögerte ihren Triumph hinaus. Sie wusste etwas und ließ ihn zappeln, um ihre - scheinbare - Überlegenheit so lange wie möglich zu genießen.
    »Die Begriffskette, nach der du in den Dateien hättest suchen sollen, lautet: Queresma - Thanatologe - Turil. « Sorollo lächelte wie ein Raubtier. »Diese drei Namen und Begriffe stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Die Datei, die zufällig in einen zugekauften Informationsblock gelangt sein muss, verrät nicht mehr. Eine Nachforschung ist nicht möglich. Die Auskunft stammt aus der Weißkuppel von Crass-C, und du weißt ja, was mit der Handelsplattform geschehen ist.
    Sie verlässt sich auf Infomüll!, dachte Ofenau. Auf zerhackte Datenblöcke, die irgendwo, irgendwie auf einem Trägermedium überlebt haben und durch billige Aufbereitungsprogramme wiederhergestellt wurden. Die Fehlerquote bei der Aufbereitung liegt bei mindestens fünfzig Prozent. Das ist, als würde man aus den Eingeweiden eines beliebigen Tiers die Zukunft des Kahlsacks vorhersagen wollen.
    »Wir müssen die Details selbst vor Ort recherchieren«, fuhr Sorollo fort. »Fest steht: Turil hat eine größere Bedeutung, als wir ahnen und als er selbst ahnt. Wir werden aus ihm herausquetschen, was er mit den Kitar zu schaffen hat.«

    »Die Thanatologen werden uns keine Auskunft geben«, behauptete Ofenau. »Du weißt, dass sie grundsätzlich nichts verraten, was mit ihnen und ihren Beweggründen zu tun hat.« Er unterdrückte seinen Ärger. Sorollo versteifte sich auf eine äußerst gewagte These. Oder verheimlichte sie ihm etwas?
    »Wir werden die Thanatologen zwingen. Und sie werden kooperieren, glaube mir. Die Zerstörung von Crass-C wird selbst diese sturen Kerle zum Umdenken bewegen. Sie sind nicht nur die Totengräber, sondern auch die Aasgeier des Kahlsacks. Sie müssen begreifen, dass ihre Geschäfte bald zum Erliegen kommen, weil unser kleines Universum am Rand der Zerstörung steht.« Sie deutete auf einen kurzen Datenfaden, den sie soeben in das interstellare Netz einspeicherte. »Die Kitar sind mittlerweile tief in das Kantros-Gebiet vorgedrungen. Dorthin, wo die Herzen der Wirtschaft, der Logistik und der Hochfinanz schlagen. So, wie es Kix Karambui prophezeite. Du kannst dir sicher sein, dass die Mitgliedsvölker nach der Zerstörung von Crass-C ihre noble Zurückhaltung aufgeben und ARMIDORN jedwede Unterstützung gewähren werden. Einer Drohgeste der dreißig wichtigsten Völker des Kahlsacks werden sich selbst die Totengräber beugen.«
    Ofenau schwieg. Seine Partnerin hatte vielleicht - vielleicht! - durch ihren guten Riecher dafür gesorgt, dass sie dem Geheimnis der Kitar auf der Spur blieben. Doch in Bezug auf die Thanatologen, so befürchtete er, irrte sie sich.

18 - DAS GROSSE THANG
    Pramain lag da, erstickt, in einer Lache von Blut. Der einstmalige Herrscher Domiendrams hatte mit dem Mut der Verzweiflung versucht, sich aus dem Nährbeet zu lösen und davonzukriechen, irgendwohin, wo ihn das Zerebral der GELFAR nicht finden konnte. Offensichtlich hatte sich das Schiffsgehirn einen Spaß daraus gemacht, Pramain hoffen und leiden zu lassen. Anders war die meterlange Schleifspur nicht zu erklären, und auch nicht die abgerissenen Strünke, die im Raum verteilt waren. Turil würde sich niemals mit dem ehemaligen Herrscher Domiendrams unterhalten können, wie es ihm der Kreavatar Shmau Pendrix vorgeschlagen hatte.
    »Ein trauriger Anblick, nicht wahr?«, säuselte die GELFAR. »Aber ich hatte diesen König satt. Er stank, und seine Anwesenheit beleidigte meine Sinne.«
    Turil erwiderte nichts. Jedes Wort war ein Wort zu viel. Er musste sich beherrschen, durfte unter keinen Umständen zeigen, wie sehr ihm das Schicksal des ehemaligen Königs aufs Gemüt schlug. Während Licht die Teile des Leichnams in eine Art Schubkarre warf und das

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