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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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versteckt gehalten, womöglich eingezwängt in noch rigidere Konventionen, als dies bei den männlichen Vertretern der Fall war.
    Sorollo sah sich nach ihrem Partner um. Ofenau steckte derzeit im Gate-Modus. Er wirkte wie ein verzerrtes Spiegelbild ihres Selbst. Er zeigte Fehlfunktionen, unter denen auch sie mitunter litt. Kix Karambui hatte Körper erschaffen lassen, die ihrem Intellekt keinesfalls gerecht wurden. Ihre Nachfolger, die bereits in Brutkästen heranreiften, bedurften einer kräftigen physischen Nachjustierung.
    »Man duldet uns im Friedenshof Grau«, sagte Sorollo, »aber wir dürfen uns keine Fehler erlauben. Jedes Wort zu viel mag bedeuten, dass man uns ausweist.«
    »Fehler?!« Ofenau lachte, sein rechtes Auge zuckte nervös. »Die Kitar drängen immer stärker in Richtung Kahlsack-Zentrum. Wir wissen, dass derzeit mindestens vier Verbände mit insgesamt fünfhundert Schiffen aktiv sind. Sie morden, sie vernichten, sie zerstören willkürlich, was ihnen vor den Bug kommt. Nichts kann ihnen Einhalt gebieten, selbst die größten Schiffsverbände nicht. Die Kitar agieren völlig enthemmt. Ich glaube nicht, dass wir angesichts dieser Katastrophe die Situation noch weiter verschlimmern
können, indem wir die Thanatologen durch ein falsches Wort beleidigen.«
    Ofenaus Sparten sollten rekalibriert oder gar entsorgt werden, dachte Sorollo. Seine Unfähigkeit zeigte sich nicht nur im Gespräch immer deutlicher. Ofenau durchschaute den Wert dieses Turil noch immer nicht. Darüber hinaus hatte Sorollo mehr als einmal seine lausigen Fähigkeiten als Liebhaber über sich ergehen lassen müssen, und selbst beim belanglosen Smalltalk zeigte er sich als wenig erfrischend.
    »Vertrau mir«, sagte sie so eindringlich wie möglich und ließ dabei Khadim, ihre männliche Sparte, zu Wort kommen: »Man hätte uns niemals ins Heiligste des Friedenshofes vorgelassen, wenn sich die Thanatologen nicht irgendetwas davon versprächen.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Natürlich nicht. Das tust du nie. Die Totengräber haben nach unserer Ankunft zugegeben, dass Turil die Lösung des Kitar-Problems in seiner Hand hält. Sonst hätten sie sich niemals die Mühe gemacht, ihn zu rekonstruieren. Hast du eine Ahnung, wie groß der Aufwand ist, den sie für Turils Genesung betreiben? Sie karren dutzendweise hochspezialisierte Mediziner aus allen Teilen des Kahlsacks zum Friedenshof Grau. Warum sollten diese knauserigen Vogelscheuchen ausgerechnet jetzt mit Geld um sich schmeißen? Warum riskieren sie es, die Geheimnisse ihrer Versammlungsorte zu offenbaren?« Sorollo schnaubte. »Dieses armselige Geschöpf da drin« - sie deutete auf den Nährstofftank mit den frei schwebenden Körperteilen - »weiß etwas, an das seine Landsleute unbedingt heranwollen.« Sorollo atmete tief durch. »Und wir spielen in den Plänen der Thanatologen ebenfalls eine Rolle. Entweder benötigen sie Unterstützung von ARMIDORN, oder aber sie wollen uns
etwas verkaufen, das so groß, so großartig ist, dass es in ihren Augen alle Risiken wert ist.«
    »Und wenn beides zutrifft?«
    »Wir werden sehen«, sagte sie. Zehn Tage noch mussten sie sich gedulden, während die Kitar immer ungestümer angriffen und ganze Raumsektoren in Panik versetzten. Zehn Tage; das bedeutete den Tod von Milliarden von Lebewesen auf mindestens vierzig zerstörten Welten. Erst dann würde Turil wieder vollständig sein.
    Der Totengräber war womöglich die Lösung für all ihre Probleme. Er musste es sein. Und wenn nicht - Sorollo hatte eindeutige Anweisungen erhalten, von denen ihr tumber Partner nichts wusste.

20 - HEILUNG UND GENESUNG
    Irgendwann endete der Schmerz. Turil atmete wieder, er besaß eine Luftröhre, eine Rachenhöhle, die Möglichkeit, Laute so zu gestalten, dass sie wieder zu Worten wurden. Er genoss es, etwas zu sagen, ohne dabei auf mechanische Hilfsmittel zurückgreifen zu müssen.
    »Du hast es endgültig geschafft«, sagte Pschoim, der wie so oft an seiner Seite weilte.
    »Wann darf ich den Tank verlassen?«
    »Wir müssen die künstlichen Kiemenatmungsorgane rückzüchten und deine Lungen an die stärkere Belastung gewöhnen. Ich schätze, in ein paar Stunden ist es so weit.«
    Turil hasste den Grünstich vor seinen Augen, den unangenehmen Druck auf seinen Augen. Und vor allem wollte er sich an mindestens tausend Stellen kratzen. Doch noch hing er wie die Fliege in einem Spinnennetz, festgepinnt und in eine unnatürliche Position gezwungen.
    »Was ist mit der

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