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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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GELFAR geschehen?«
    »Sie steht unter Quarantäne. Es hängt von dir ab, wie wir weiter mit ihr verfahren.«
    »Ich bin … sauber?«
    »So sauber wie niemals zuvor in deinem Leben. Es gibt keine einzige Sonde mehr in deinem Körper, kein Virenprogramm, keine Nano-Maschinen.«

    Turil fühlte grenzenlose Erleichterung - und blieb dennoch misstrauisch. Die Schiffssphäre hatte ihn über Jahrzehnte hinweg manipuliert und überwacht. Wer garantierte ihm, dass seine Landsleute nun im Zuge der körperlichen Wiederherstellung nicht etwas Ähnliches taten, um ihn in ihrem Sinne beeinflussen zu können?
    »Diese beiden Gäste - warten sie immer noch auf mich?«
    »Ja.«
    »Ich muss ihnen viel bedeuten.«
    »So, wie du auch mir sehr viel bedeutest.«
    Pschoim sagte es kalt, emotionslos. Die Hoffnung, während seines Martyriums so etwas wie Zuneigung bei seinem Vater geweckt zu haben, zerplatzte. Das Wort »Bedeutung« bezog sich auf Werte, die sein Überleben für die Totengräber mit sich brachte. Geld, Ansehen, Ruhm, Geschäfte - nichts anderes war ihnen von Wichtigkeit. Was wollten die Thanatologen von ihm, und was die Helfer Kix Karambuis? War es dieses Wutpotenzial, das es ihm erlaubt hatte, weit über gewöhnliche Grenzen hinauszugehen und der GELFAR selbst unter den größten Schmerzen zu widerstehen? Oder war es das Wissen, das er während seines Aufenthalts auf Faurum gewonnen hatte? Glaubte man, dass er mehr über die Kitar in Erfahrung gebracht hatte, als diese beiden Worte, Queresma und Sechsen ?
    Die Zeit bis zu seiner Entlassung aus dem Nährtank wollte und wollte nicht vergehen. Dutzende Wissenschaftler und Ärzte aus ebenso vielen Völkern kümmerten sich um ihn, steuerten seinen Gesundungsprozess und quälten ihn mit unzähligen Fragen, die seine geistige und körperliche Wiedergeburt dokumentieren sollten. Irgendwann packte ihn eine Art Kran und hievte ihn aus der Nährflüssigkeit.

    »Ich habe niemals zuvor von einem Fall wie deinem gehört«, murmelte einer der Ärzte, die sich um die physiotherapeutische Nachbehandlung kümmerten. »Ich verstehe das einfach nicht …«
    » Was verstehst du nicht?«, hakte Turil nach, obwohl er die Antwort zu kennen glaubte.
    »Du solltest tot sein. Du wurdest von bösartigen Viren, zellzerstörenden Bakterien, winzigen Explosivkörpern, von vielfältigen bewusstseinszerstörenden Drogen und selbst durch Nano-Maschinen in deinen Blutbahnen drangsaliert. Und dennoch …«
    Was kümmerte es ihn, dass die Mediker an ein Wunder glaubten? »Wie lange noch?«, fragte er stattdessen und erhielt wie so oft keine Antwort. Ganz im Gegenteil: Jeder der vielen Betreuer wollte etwas von ihm. Sie verlangten von ihm, sich aufzurichten, auf einem Bein zu hüpfen und gleichzeitig mit einem Finger in der Nase zu bohren, sie schmierten dicksämige Cremes auf noch nicht ordentlich verheilte Körperwunden, sie testeten seine Empfindlichkeit auf Lichtreflexe - und beharrten darauf, dass er Testläufe wiederholte, wenn die Ergebnisse zu positiv ausfielen.
    Turil nahm mit Erleichterung zur Kenntnis, dass er wieder ganz er selbst war. Die Pigmentierung seiner Haut hatte sich ein wenig verändert, gewiss, und oberflächliche Narben, die er sich im Laufe seines Berufslebens zugezogen hatte, fehlten nun. Er besaß die blassgrau schimmernde Haut eines Neugeborenen. Doch das Gefühl für seinen Körper war dasselbe geblieben, und die Koordination seiner Glieder bereitete ihm keine Probleme mehr.
    »Genug jetzt!«, befahl Pschoim mit befehlsgewohnter Stimme gegen Ende eines kraftraubenden Tages. Das Geschnatter, Gekrächze und Geplapper der Wissenschaftler
endete. Auf den Wink seines Vaters hin räumten mehrere Roboteinheiten die Untersuchungshalle, scheuchten die Mitglieder des Forschungstrosses hinaus und sicherten das Labor. Ruhe kehrte ein.
    Sein Vater setzte sich Turil gegenüber auf einen Stuhl, überkreuzte die Beine, schob die Stirnlappen ein wenig hoch und blickte ihn interessiert an. Unter den Augen zeigten sich blutrote Ringe. »Du bist völlig wiederhergestellt«, sagte Pschoim leise. »Und jetzt müssen wir uns darüber unterhalten, warum das so ist.«
    »Sag du es mir.« Turil trocknete sich mit einem Handtuch ab, schuf mit einem Fingerschnippen eine weitere Sitzgelegenheit und setzte sich ebenfalls. Ihm war schwindelig.
    »Ich halte es für vernünftiger, wenn du anfängst zu erzählen. Wie und warum hast du die Attacken der GELFAR und die Schmerzen des Rekonstruierungsvorgangs

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