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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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einem Völkerbund nachhängt, in dem man sich vor gegenseitiger Zuneigung die Augenhaare auszupft.«
    Kix Karambui fühlte Zorn hochsteigen, diesen unbändigen Hass, der ihn manchmal überkam und der seiner Baureihe von Dienerrobotern aus unerfindlichen Gründen zugestanden worden war. Er pegelte seine Emotionen neuerlich herunter, bevor er sich zu einer geharnischten Erwiderung hinreißen ließ, und sagte dann: »Du verkennst die Realität, Treiber. ARMIDORN muss funktionieren, sonst bedeutet es
euer aller Ende. Ich lege dir, Fumt Op, gerne jene Daten vor, die ich während der letzten Jahre sammelte. Ich habe die Schäden, die durch Kitar-Angriffe entstanden, für jede eurer Volkswirtschaften ausrechnen lassen. Um dein Volk als Beispiel heranzuziehen: Wir bewegen uns in einem Bereich von mehreren Zehntelprozenten des Ramaischen Bruttosozialprodukts. Du wirst sicherlich nicht dem Irrtum verfallen und meinen, dass dies eine vernachlässigbare Größe wäre? Zwei oder drei weitere Angriffe auf Welten, die ihr mit eurem biosynthischem Billigramsch beliefert, und die Treiber taumeln in eine nachhaltige Rezession.«
    Kix Karambui ließ seine Worte ein paar Momente lang einwirken. Ob Milliarden von Leben oder noch mehr vernichtet wurden, war den vertretenen Völkerschaften herzlich egal. Doch eine absackende Wirtschaftsleistung war ein Thema, dessen Bedeutung sich kaum jemand der Anwesenden entziehen konnte.
    »Meine Fünkchen überreichen euch in den nächsten Minuten Datenhaare, auf denen die wichtigsten Informationen zu den Kriegszügen der Kitar gesammelt und aufbereitet sind. Macht euch damit vertraut, überprüft sie - und teilt mir dann eure Entscheidung mit, ob ihr ARMIDORN weiterhin kurzhalten wollt.« Kix lüpfte sein drittes Standbein und kam aufrecht zu stehen. Er breitete die mechanischen Schwingen aus - er hatte sie nicht geölt, sie quietschten schaurig - und drehte sich neuerlich im Kreis. »Was sagt es euch, dass ausgerechnet ich, ein mechanisches Geschöpf, euch auf eure Pflichten aufmerksam machen muss? Die Bedrohung durch die Kitar ist nichts, das man einfach wegdenken kann! Irgendwann wird euch diese Gefahr persönlich betreffen. Wenn nicht in diesem Jahrzehnt, dann im darauffolgenden. Eure Verteidigungsflotten müssen
so rasch wie möglich auf die drohenden Änderungen im Machtgefüge des Kahlsacks eingestellt werden. Wir benötigen eine flexible, gut geschulte Eingreiftruppe, die nicht an den abgesteckten Gebietsgrenzen abdreht und deren Kommandanten sich gar darüber freuen, dass andere Schaden erleiden.«
    Schweigen. Frostiges, nachdenkliches Schweigen. Kix Karambui hatte niemals zuvor in einem derartigen Tonfall mit den Vertretern der ARMIDORN-Völker geredet, und er genoss es. »Wir sprechen uns in zwölf Stunden wieder«, sagte er dann und entließ die Denksäcke mit einem Winken.
    Sie glitten aus ihren Sitzfassungen und schwebten davon, den Quartieren entgegen, begleitet von hell leuchtenden Fünkchen. Kix Karambui war zufrieden. Eine Erhöhung seines Rahmenbudgets von rund fünfzig Prozent war das erklärte Ziel gewesen. Wenn er es schaffte, die Denksäcke weiter unter Druck zu setzen, erreichte er vielleicht noch mehr.
     
    »Ich habe die Zahlen studiert«, sagte Gran Mison. »Sie bedürfen zwar noch einer genaueren Überprüfung durch die orchidischen Experten, Sekretär. Aber da ich weiß, dass du nicht in der Lage bist, zu lügen oder zu betrügen, vertraue ich dir.«
    Kix Karambui deutete ein Nicken an, das seine Genugtuung übertünchen sollte. Natürlich log und betrog er. Schon vor langer Zeit hatte er einige Denkroutinen stillgelegt und Umleitungen geschaffen. Er schwindelte und verfälschte, er gaukelte falsche Tatsachen vor und täuschte, wie es ihm in den Sinn kam. Dank seiner überragenden Prozessorenleistung hatte er beim Betrug eine Perfektion erreicht, die wohl einzigartig im Kahlsack war. Kix war darin so gut geworden, dass es ihm schwerfiel, zwischen Lüge und Wahrheit
zu unterscheiden. Er registrierte diese beiden Wertigkeiten längst als unterschiedliche Existenzebenen, zwischen denen er hin-und hersprang. Doch das brauchten die Anwesenden nicht zu wissen; es war für sie irrelevant.
    »Du willst viel Geld von uns«, sagte Fumt Op. »Es ist allerdings nirgendwo festgelegt, wie du diese unverschämt hohen Summen einzusetzen trachtest. Wenn du mit deinem Gejammere lediglich darauf abzielst, den Komfort auf HALB zu verbessern und dir ein paar Upgrades zu verschaffen, siehst du

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