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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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verbindlich. Das Volk, das er vertrat, musste sich daran halten.
    Kix Karambui sah dem Zusammentreffen mit freudiger Erwartung entgegen. Heute würde sich alles ändern. Er hatte sich gründlich auf diese Sitzung vorbereitet und sein Datenmaterial auf die Begehrlichkeiten jedes einzelnen ARMIDORN-Mitglieds zugeschnitten. Er hatte deren Denksäcke während der letzten Dekaden genau beobachtet und analysiert. Ihr Vorstellungsvermögen war äußerst eingeschränkt, und sie hatten seinen Argumenten nicht viel entgegenzusetzen. Kix Karambui lächelte still in sich hinein. Wenn alles gutging, würde er sich eine fünfzigprozentige Erhöhung seines Budgets erkämpfen; vielleicht sogar mehr.
    Er ließ sich auf das dritte Stützbein nach vorne fallen. Er knickte ein, drückte sich schwungvoll hoch und sprang ab, dem Großen Saal entgegen. Seine Sturheit hatte ihn bislang davor bewahrt, einfach umzukippen und alle Funktionen einzustellen. Es mochte sein, dass er ein robotisches Relikt aus
längst vergangenen Zeiten war - doch er fühlte noch so viel Kraft und Energie in sich, dass es für viele weitere Jahrhunderte reichte. Und ab heute würde man ihn ernst nehmen.
     
    »Willkommen, verehrte Gäste«, begann er seine Rede. Mit Hilfe der Hinterbeine drehte er sich im Kreis und würdigte jeden einzelnen Denksack mit einem Nasenrümpfen. Er befand sich in der Sekretärslücke im Zentrum des riesigen, runden Arbeitstisches, der aus dem Holzblatt eines alchischen Mammutbaums angefertigt worden war. »Es freut mich, dass ihr alle meiner Einladung gefolgt seid. Die Anwesenheit der Vertreter der bedeutendsten Völkergruppen des Kahlsacks beweist einmal mehr, dass die Idee von ARMIDORN lebendig und hochgeschätzt ist …«
    »Hör auf zu schwätzen«, unterbrach ihn der ewig mürrische Vertreter der Ramaischen Treiber, Fumt Op. »Sag uns, warum du uns hierher bestellt hast.«
    »Gerne, mein ungeduldiger Freund. Doch du kennst das Zeremoniell. Es ist mein Recht und zugleich meine Pflicht, zu Beginn einer jeden Versammlung über die Ziele ARMIDORNs zu reflektieren.«
    »Dann mach es gefälligst kurz!«, fauchte der Treiber. »Ich muss zurück, zurück ins heimatliche Netz, um meinen Herren zu berichten.«
    »Selbstverständlich.« Kix ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er war die rüde Wortwahl Fumt Ops von früheren Begegnungen mit dessen Denksäcken gewöhnt. »ARMIDORN ist eine Vision«, begann er von neuem. »Meine Bestrebungen als dessen Sekretär zielen darauf ab, die wichtigsten Völkergemeinschaften des Kahlsacks unter einem Dach zu versammeln und gemeinsame Strategien für eine Zukunft in Frieden und Wohlstand zu entwickeln. Die Völker
der mehr als dreißigtausend Welten unseres geschlossenen Lebensraumes sollen an wirtschaftlichem Wachstum partizipieren …«
    »Leeres Gewäsch!«, unterbrach der Treiber einmal mehr.
    »… es darf und kann nicht sein, dass sich einige wenige aufs Kosten anderer bereichern«, beendete Kix seine Einleitung.
    Zwei der drei Humanes ließen Beifall aus ihren Denksäcken erklingen, auch der Zystolische Wasserdämpfer rauschte gluckernde Zustimmung. Alle anderen Mitglieder der Runde blieben stumm.
    »Die Anwesenden repräsentieren knapp ein Zwanzigstel aller bewohnten Welten im Kahlsack. Sie stellen damit einen bedeutsamen Machtfaktor dar, den es während der nächsten Jahrhunderte auszuweiten gilt. Gemeinsam sollte es uns gelingen, Krieg, Armut und Krankheiten so weit zu reduzieren, dass der allgemeine Wohlstand jährlich um eins Komma fünf Prozent angehoben werden kann. So ist mein Arbeitsprogramm definiert, in diesem Sinne werde ich meine bescheidenen Mittel einsetzen.«
    »Bist du endlich fertig mit deinem Gelaber?« Der Ramaische Treiber gab ein Geräusch von sich, das in seinen heimatlichen Gefilden als beleidigend galt. »Wenn du nicht bald zur Sache kommst, kannst du mir die Flügel lutschen.«
    Kix hob beruhigend beide Nasenarme, bevor irgendjemand gegen das rüde Verhalten Fumt Ops protestieren konnte. Die Diskussion durfte nicht schon jetzt in Nickligkeiten und Schreiduelle ausarten. Er musste seine allgemein gehaltene Ansprache ein wenig abkürzen, wollte er verhindern, dass ihm die Kontrolle entglitt. »Ich verstehe deine Ungeduld, Treiber«, sagte er, »aber sei dir sicher, dass es dein Schaden wäre, würdest du frühzeitig abreisen. Denn ich habe Informationen
über neue Aktivitäten der Kitar erhalten. Es sieht so aus, als würden sie sich den Kantros-Welten nähern.«
    Mit

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